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„Wir können diese Welt gemeinsam fairer machen“

Judith Silbernagel, Geschäftsführerin eines Weltladens. Deutschland. Sie ist voller Hoffnung, dass diese Welt zu einem menschenwürdigeren Ort werden kann.

© Gudrun Petersen | MISEREOR

Das sind meine Wurzeln

Meine Wurzeln liegen in dem Dreiländereck zwischen Deutschland, den Niederlanden und Belgien.
Die Niederlande sind mein Wohnort und meine Wahlheimat seit acht Jahren, aber meine entwicklungspolitische und interkulturelle Arbeit fand immer und findet bisher in Deutschland bzw. in Aachen statt. Dort habe ich während meines Magisterstudiums der Fächer Politologie, Soziologie und Philosophie durch unterschiedliche Praktika und Mitarbeit bei verschiedenen sehr engagierten Vereinen und Institutionen viele Erfahrungen sammeln dürfen und Eindrücke gewinnen können. Immer galt und gilt mein Engagement vor allem der EINE WELT Politik und dem Fairen Handel.

Diese Zeit hat mich geprägt und meinen seit der Jugend bestehenden Wunsch, mit meiner Arbeit einen kleinen Beitrag für eine bessere Welt leisten zu können, zusätzlich verstärkt. Umso glücklicher und dankbarer bin ich, dass ich seit 2018 als Geschäftsführerin des Aachener Weltladens aktiv im fairen Handel tätig bin und durch diese Arbeit gemeinsam mit meinem tollen Team ehrenamtlicher Mitarbeitenden den Menschen im südlichen Teil der Welt helfen kann, gegen das bestehende Ungleichgewicht vorzugehen.

Das verleiht mir Flügel

Mir verleihen Menschen Flügel, die mich inspirieren, die mich durch ihr Engagement und ihre Arbeit manchmal zu Tränen rühren und durch die ich einen starken Willen empfinde, meinen Beitrag genau so, wie er ist, zu leisten. Das mag als ein kleiner Beitrag erscheinen. Doch letztlich, das Engagement und die Bedeutung aller Weltläden zusammengenommen, ist es ein bedeutender Beitrag, der für eine deutliche Verbesserung der Lebensumstände und eine optimistischere Zukunftsprognose für die Menschen auf der südlichen Halbkugel sorgt. Das macht mich stolz.

Dafür setze ich mich ein

Gemeinsam mit meinem engagierten Team und dem Verein, der hinter dem Weltladen Aachen steht, setzen wir uns als einer von über 800 Weltläden in Deutschland für mehr Gerechtigkeit in den Handelsbeziehungen zwischen dem südlichen und nördlichen Teil der Welt ein.

Unsere Aufgabe ist es, den Menschen hier vor Ort die Bedeutung des Fairen Handels transparent zu vermitteln und dadurch das Konsumverhalten positiv zu verändern und verantwortlicher zu gestalten.

Dies gelingt uns beispielsweise dadurch, dass wir unsere Kundinnen und Kunden informieren und sie bei uns erfahren, wo das Produkt herkommt und welcher Mensch oder welche Kooperative dieses liebevoll und nachhaltig für sie hergestellt hat.

Der Faire Handel bietet den Menschen des Globalen Südens, Kleinbauern und Handwerkern, lebenswichtige Perspektiven und Chancen. Ziele des Fairen Handels sind, die Armut vor Ort abzubauen, menschenunwürdige Arbeitszustände zu verhindern und im Idealfall eine komplette Autonomie einzelner Produzentinnen und Produzenten zu erreichen.

Meine Arbeit ist getan, wenn…

…ich das Gefühl habe, dass die Welt eine fairere und deshalb bessere ist und die Ausbeutung vieler Menschen im Globalen Süden ein Ende hat.

Insofern gehe ich davon aus, dass zu meinen Lebzeiten meine Arbeit nie wirklich beendet ist. Aber ich bin voller Hoffnung und überzeugt davon, dass wir alle gemeinsam diese Welt, durch unseren kleinen individuellen Beitrag zu einer menschenwürdigeren und faireren Welt machen werden.

Frauen können…

…in zu vielen Ländern auf dieser Welt leider immer noch nicht annähernd das tun, verdienen und entscheiden, was nach unseren Menschenrechten jedem Menschen zusteht

Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich einfach: „ ALLES!“ – denke ich im ersten Moment als Frau, die in Deutschland geboren ist.

Aber diese Antwort gilt nur für einen gar nicht so großen Teil der Frauen weltweit. Deshalb ist es meiner Meinung nach eine entscheidende Aufgabe, sich mit diesen Frauen zu solidarisieren und diese in einem gemeinsamen Kampf gegen die schreiende Ungerechtigkeit und Unterdrückung zu unterstützen.


Hintergrund

Ein Weltladen ist ein Fachgeschäft für Fairen Handel. Ziel der Weltläden ist es, zu mehr Gerechtigkeit in den Handelsbeziehungen zwischen den Ländern des Globalen Südens und des Nordens beizutragen. Um dieses Ziel zu erreichen, verkaufen Weltläden Produkte aus Fairem Handel, beteiligen sich an politischen Kampagnen und leisten Informations- und Bildungsarbeit zu Fragen des Fairen Handels. Seit ihrer Entstehung bis in die 1990er Jahre hinein nannten sich die meisten der heutigen Weltläden „Dritte-Welt-Laden“. Als die Kategorisierung von Ländern mit hoher Armutsquote und Entwicklungsbedarf in Dritte Welt zunehmend mehr in Frage gestellt wurde, haben sich viele dieser Läden in „Eine-Welt-Laden“ umbenannt, während sich seit Ende der 1990er Jahre der Name „Weltladen“ etabliert.

In Deutschland gibt es mehr als 800 Weltläden, die 2019 einen Umsatz von etwa 83 Millionen Euro erwirtschafteten. Die meisten Weltläden sind als eingetragene Vereine organisiert; einige wenige auch als eingetragene Genossenschaft, UG oder als GmbH. Mehrere 10.000 Menschen engagieren sich in Weltläden; die meisten davon ehrenamtlich. Etwa 460 Weltläden sind Mitglied im Weltladen-Dachverband.

Ein wichtiger Impuls für die Entwicklung der Weltladen-Bewegung in Deutschland war die Gründung der Aktion Dritte-Welt-Handel (A3WH) im Jahr 1970 durch die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend und den Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Die A3WH organisierte u. a. Verkaufsaktionen mit fair gehandelten Produkten, die sie im Wesentlichen von einer Importorganisation aus den Niederlanden bezog. 1973 eröffnete der erste deutsche Weltladen in Stuttgart sein Geschäft. Viele Läden entstanden im weiteren Verlauf aus ökumenischen Zusammenschlüssen von Kirchengemeinden.


Sie sind Visionärinnen. Kämpferinnen. Trägerinnen von Entwicklung. Sie sind „Starke Frauen“. In unserer Reihe stellen wir sie und ihre Geschichten vor. ►Alle Interviews im Überblick

Sylvie Randrianarisoa aus Madagaskar

Geschrieben von:

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Ralph Allgaier arbeitet als Pressesprecher bei Misereor.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

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    Ich arbeite seit fast 20 Jahren im Aachener Weltladen & bin sehr stolz darauf, mit solch einer charismatischen Frau gemeinsam zu arbeiten. Nach dem Ausscheiden von Fritz Bock als Geschäftsführer war es schwer, diese Lücke zu füllen. Mit Judith hatten wir das Riesenglück, eine neue Frontfrau gefunden zu haben, die mit ihrer Energie & Inspiration alle im Team mitreißt! Sie hat nicht alles besser gemacht…das war auch nicht die Prämisse, aber sie setzt als Frau neue Akzente in unserem Laden. Sie geht neue Wege mit Mut zum Risiko, was neue Produkte, bzw. Produktlinien angeht. Das alles fruchtet dank ihrem guten Instinkt für erfolgversprechende Innovationen. Der Weltladen lebt wie der Rest der Welt auch von Veränderung, was den Geist der Zeit betrifft. Wir wollen mit unserem immer wieder aktualisierten Sortiment Alt & Jung begeistern. Das schafft Judith Tag für Tag seit mittlerweile dreieinhalb Jahren…mein Gott, wie die Zeit vergeht! Ich hoffe, daß wir noch ganz viele gute Jahre zusammen haben werden. Danke am Ende Dir Judith, daß Du unsere starke Frau bist:) Danke auch an das Team von Misereor für diese Rubrik, davon müsste es viel mehr geben, um endgültig das verstaubte Patriarchat zu überwinden….

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    Was wäre die Welt, wenn wir nicht Menschen hätten, wie Judith Silbernagel, die uns mit ihrem Engagement länderübergreifend zeigen, dass mit fairem Handel eine menschlichere Welt ermöglicht werden kann. Deshalb wünschen wir dem Eine-Welt-Laden, der Leiterin und dem Team viel Erfolg und dass die Ziele, die sie gesteckt haben, erreicht werden.

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    Ich danke Judith Silbernagel für ihren so ausführlichen und engagierten Bericht!… Aufklärung ist so wichtig!… Alle Menschen haben die gleiche Menschenwürde!… Alle, die sich hier einsetzen und unterstützen , gilt ein großer DANK!… Ich wünsche dem Eine -Welt-Laden, Judith Silbernagel und ihrem Team viel Freude und Erfolg! Paula Schipperges

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