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„Wie wichtig es ist, als Frau gut ausgebildet zu sein.“

Ileana Cordón. Leiterin der Fairhandelsorganisation CreArte. Guatemala. Sie ist Mitglied im Vorstand der Weltfairhandelsorganisation (WFTO) und arbeitet für die Wirtschaftsförderungsgesellschaft CRECER. Mit Leidenschaft setzt sie sich für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ein.

© WFTO

Das sind meine Wurzeln

Ich bin eine guatemaltekische Soziologin. Ich habe angefangen, im Bereich der wirtschaftlichen und nachhaltigen Entwicklung zu arbeiten, als ich 18 Jahre alt war, und habe inzwischen mehr als 30 Jahre Erfahrung. Ich habe mit unterschiedlichen nationalen und internationalen Organisationen zusammengearbeitet, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, wettbewerbsfähige Strategien zu entwickeln und inklusive, gerechte und nachhaltige Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten zu etablieren.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1997 habe ich mit der Asociación CRECER zusammengearbeitet, einer Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die kleine und mittlere Unternehmen dabei unterstützt, sich nachhaltig und wettbewerbsfähig auf den globalen Exportmärkten zu positionieren. Außerdem bin ich unabhängiges Mitglied im Weltvorstand der World Fair Trade Organisation (WFTO). Die WFTO ist ein globales Netzwerk sowie die Prüfstelle von Sozialunternehmen aus 76 Ländern, die besonderen Wert auf die Stärkung und Teilhabe von Frauen sowie die Förderung von Frauen in Führungspositionen legen.

Zuletzt habe ich mich für die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung, öffentlicher und privater Investitionen sowie für die Umsetzung staatlicher Maßnahmen eingesetzt, um die Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Wirtschaftssektoren in meinem Heimatland Guatemala zu stärken.

Das verleiht mir Flügel

Die Tatsache, dass ich als Guatemaltekin aus Lateinamerika stamme, ist mein größter Motivator. Lateinamerika ist die Region mit der weltweit höchsten sozialen Ungleichheit, wo die meisten Länder unter Korruption, Kriminalität, Gewalt und Straflosigkeit leiden und wo kleine Eliten eine Kultur der Privilegien aufrechterhalten. Sich dieser Realität und der enormen strukturellen Ungleichheiten bewusst zu werden, war für mich eine große Herausforderung. Aber es hat mich auch dazu gebracht, zu handeln und mich für Projekte und Programme wirtschaftlicher, sozialer und politischer Natur zu engagieren, deren Ziel es ist, Armut zu mindern und die tiefer liegenden Ursachen der Ungleichheit zu bekämpfen. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Wirtschaftsmodellen, die die Entwicklung nachhaltiger Märkte für Kooperativen von Kleinproduzenten sowie kleinen und mittleren Unternehmen fördern, die durch internationalen Handel Einkommen erzielen. Für mich ist der Faire Handel eine Art des Wirtschaftens, bei der besonderer Wert auf soziale Entwicklung, wirtschaftliches Wachstum und Umweltschutz gelegt wird, und die sich insbesondere an kleine, benachteiligte und marginalisierte Produzenten richtet. Eine weitere Inspirationsquelle in meinem Leben ist meine Familie: mein Mann, mit dem ich seit 26 Jahren verheiratet bin und mit dem ich die Leidenschaft für die Arbeit im Bereich der nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung teile sowie meine beiden engagierten und rücksichtsvollen Söhne Miguel Antonio und Alejandro. Darüber hinaus haben mich zwei außergewöhnliche Frauen in meiner Familie beeinflusst: meine Großmutter Catalina und meine Mutter Sonia, beides Personen mit beeindruckender Ausdauer und großem Mut. Von klein auf haben sie mir immer wieder klar gemacht, wie wichtig es ist, als Frau gut ausgebildet zu sein und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen sowie das Handwerkszeug zu erlernen, das es mir ermöglicht, meine eigenen Ziele zu erreichen, über Autonomie zu verfügen und mich, wenn nötig, von geschlechtsspezifischer Diskriminierung und Gewalt zu befreien.

Dafür setze ich mich ein

Ich möchte zu einer fairen und inklusiven wirtschaftlichen Entwicklung beitragen und mich zu diesem Zweck dafür einsetzen, dass staatliche Maßnahmen gestärkt werden sowie ein institutionelles Umfeld geschaffen wird, das Ungleichheit, Armut und soziale Ungerechtigkeit bekämpft. Des Weiteren möchte ich Prozesse und Initiativen unterstützen, die die Integration von Unternehmen in regionale und globale Wertschöpfungsketten fördern sowie einen Beitrag dazu leisten, dass die Teilhabe der lateinamerikanischen Länder verbessert wird und dort Faktoren wie Produktivität, Beschäftigung und Einkommen eine positive Entwicklung erfahren. Darüber hinaus ist mir das Wohlbefinden aller Menschen ein wichtiges Anliegen. Ich will mich auch in der Zukunft für das Prinzip der gemeinsamen Wertschöpfung einsetzen sowie für die Stärkung der Kompetenzen von Führungskräften und ausgebildetem Fachpersonal, damit Produzentinnen und Produzenten an der Basis mit ihren assoziativen Wirtschaftsmodellen auf engagierte und bewusste Käuferinnen und Käufer, Verbraucherinnen und Verbraucher treffen.

Meine Arbeit ist getan, wenn…

… ich zur Förderung von Gleichheit und Inklusion als Grundlage von Entwicklung und zum Aufbau einer gerechteren und menschlicheren Wirtschaft beigetragen habe. Wir sollten gemeinsam daran arbeiten, den Aufbau von Wohlfahrtsstaaten voranzutreiben, in denen dieselben Rechte für alle gelten und jede und jeder Zugang zu sozialen Sicherungssystemen sowie zu wesentlichen öffentlichen Gütern wie Gesundheit, Bildung und Wohnen hat. Idealerweise geschieht dies in Kombination mit dem Aufbau einer grünen Wirtschaft, die eine weitere Zerstörung unseres Planeten verhindert und die von zukünftigen Generationen verantwortungsvoll weiter betrieben wird.

Frauen können…

…andere Frauen stärken und gerechte, inklusive, gesunde, wohlhabende und nachhaltige Gesellschaften aufbauen. Jedes Mal, wenn eine Frau für sich selbst einsteht, steht sie für alle Frauen ein.


Hintergrund

Ileana Cordón arbeitet mit der Asociación CRECER and CreArte zusammen, zwei Organisationen, die Dienstleistungen im Bereich Unternehmensentwicklung anbieten, um die Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen in Zentralamerika zu fördern und sie bei der Markterschließung zu unterstützen. Viele dieser Unternehmen profitieren bis heute von der Beratung durch MISEREOR-Partnerorganisationen. Außerdem arbeitet sie zurzeit an Projekten mit, deren Ziel es ist, ein positives wirtschaftliches Entwicklungsklima in Guatemala zu schaffen und staatliche Strategien zu entwickeln, die private Investitionen in Guatemala attraktiver machen.
Die Internationale Fairhandelsorganisation CreArte arbeitet seit 1999 in Guatemala mit dem Ziel, Kunsthandwerkergruppen bei der Vermarktung ihrer Produkte zu unterstützen. Insbesondere Frauen und die indigene Bevölkerung, der in Guatemala 40 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner angehören, bilden den Schwerpunkt der Organisation. Die Kunsthandwerkerinnen und -handwerker bilden Gruppen oder Kooperativen, die zwar unabhängig von CreArte sind, aber bei der Beschaffung von Rohstoffen und der Vermarktung der Produkte von CreArte unterstützt werden. Eine Zusammenarbeit mit CreArte ermöglicht ihnen so ein regelmäßiges Einkommen und somit eine langfristige Zukunftsperspektive. 


Sie sind Visionärinnen. Kämpferinnen. Trägerinnen von Entwicklung. Sie sind „Starke Frauen“. In unserer Reihe stellen wir sie und ihre Geschichten vor. ►Alle Interviews im Überblick

Sylvie Randrianarisoa aus Madagaskar

Geschrieben von:

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Ralph Allgaier arbeitet als Pressesprecher bei Misereor.

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