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Auf Klimapilgerschaft in Frankfurt

Am 02. April haben die Katholische Stadtkirche, die Katholische Akademie Rabanus Maurus (Haus am Dom) und die Stadtversammlung Frankfurter Katholik*innen zum Klimapilgern in der Frankfurter Innenstadt eingeladen, um Aufmerksamkeit für weltweite Klimagerechtigkeit und die Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens zu wecken.

Die Klimapilgergruppe in Frankfurt wird von der 1,5 Grad-Grenze angeführt. © Würzberger / Misereor

Unerschrocken und gegen die eisige Kälte gewappnet sind rund 40 Menschen am Samstag am Punctum an der Liebfrauenkirche zusammengekommen. Ihr Ziel ist deutlich zu erkennen: Die Beschränkung der Erderhitzung auf MAX 1,5 Grad. In großen roten Zahlen wurde diese Grad-Grenze, die die internationale Staatengemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen als Zielmarke festgehalten und sich zur Einhaltung verpflichtet hat, auf grün angemalte Pappkartons geschrieben. In diesen Kartons stecken drei Menschen und tragen das Ziel der kleinen Pilgergruppe voran. Am Ende folgt das Misereor-Hungertuch, denn die Aktion steht im Rahmen der diesjährigen Fastenaktion unter dem Motto: „Es geht! Gerecht.“

Zu Beginn berichtet Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel aus Bangladesch und von den Philippinen. Beide Länder stehen in diesem Jahr beispielhaft für die Misereor-Projektarbeit und präsentieren die Anliegen der diesjährigen Fastenaktion. Obwohl die Menschen in Bangladesch und auf den Philippinen selbst kaum zur menschengemachten Klimakrise beigetragen haben, spüren sie die Auswirkungen und Folgen bereits heute in dramatischer und existentieller Weise. Wirbelstürme und Überschwemmungen bedrohen das Leben von Millionen. Die Misereor-Fastenaktion berichtet jedoch auch von Mut machenden und inspirierenden Ideen, wie sich Gemeinschaften wappnen gegen die Krisen und aufzeigen, wie eine klimagerechte Welt aussehen und erreicht werden kann. So fordert Pirmin Spiegel von der deutschen Bundesregierung, ihrer Verantwortung für weltweite Klimagerechtigkeit gerecht zu werden: „Konsequenter Klimaschutz muss Leitlinie für alle Sektoren und jegliches Handeln der Bundesregierung sein, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten und umzusetzen.“

Pirmin Spiegel am Punctum in Frankfurt mit dem MISEREOR-Hungertuch. © Würzberger / MIisereor

Als sich die Klimapilgergruppe in Bewegung setzt wird sie von mehreren Polizei-Motorrädern eskortiert. Mit mehreren Stopps geht es über Frankfurts „Shoppingmeile“ Zeil von der Hauptwache bis zum Bauernmarkt an der Konstablerwache. Im hektischen Gewimmel der vielen Menschen, die aus den zahlreichen Geschäften strömen, erregen die Klimapilger*innen durchaus Aufsehen. Ein Anblick, den man nicht alle Tage sieht.

Slam-Poet Code Kosmo unterstützte die Aktion mit seinen gesellschaftskritischen und auf Veränderung abzielenden Texten. © Würzberger / Misereor

„[…] Sollten wir wirklich nicht viel konsequenter etwas gegen die Klimagase und für die Tierrechte tun, uns im Zaum halten beim Umgang mit kostbaren Ressourcen, sie nur Lebendig lieben, die Kühe, die Schweine, die Fische, das Huhn und sie in Schutz nehmen unsere sensiblen Atmosphärenschichten, von denen Wissenschaftsexpert:innen jedes Jahr berichten, stets mit neuen Extremwertdaten beweisen, wie wir den Planeten langsam enteisen? […]“ (Aus: „Fehlertoleranzen“ von Code Kosmo)

Thomas Wagner (Haus am Dom), Slam-Poet Code Kosmo und Marianne Brandt, Vorsitzende der Stadtversammlung der Frankfurter Katholik*innen, zeigen in ihren Redebeiträgen an den drei Stationen auf, an welchen Stellschrauben für weltweite Klimagerechtigkeit und die  Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze gedreht werden muss.

  • Es braucht eine gerechte und klimafreundliche Verkehrswende, bei der das Auto nicht mehr im Fokus steht.
  • Unser Konsumverhalten muss sich verändern, faire Produkte und fair produzierte Kleidung müssen dazu beitragen, den Raubbau an Mensch und Natur in Produktionsländern zu verändern, so dass Menschen mit gerechten Löhnen in einem sicheren und gesunden Umfeld leben und arbeiten können.
  • Regionale, ökologische Landwirtschaft muss für gesunde und klimafreundliche Ernährung gestärkt werden.
Thomas Wagner (Haus am Dom) sprach sich vor den vielen Konsumtempeln auf der Frankfurter Zeil für mehr bewussten Konsum und faire Produktion unserer Kleidung und anderer Produkte aus. © Würzberger / Misereor

„[…] Dieses Antileben, es lungert hier und da herum, blinzelt dem neugierigen Menschen zu und verkündet lockend: „Konsumier‘ mich, Inhalier‘ mich, nuckel an mir, lass mich ein Teil von dir sein, erst dann bist du wirklich frei.“ … oder es säuselt aufdringlich: „Iss mich und gier mich. Für dich habe ich mir extra das Blut von den Händen gewaschen und den Fingern geleckt, nicht das du noch auf den dummen Gedanken kämst, ich entspränge dem Geist eines schmutzigen Geschäfts. Nein!“ […]

Wie viele Menschen erfreuen sich einerseits an günstigen und viel zu billigen Klamotten und Waren aus Fernost und fordern anderseits fairere Tariflöhne und Arbeitsbedienungen für sich und ihre Kolleg:innen? Sie gehen gewerkschaftlich organisiert demonstrierend auf die Straße und vergessen allzu leicht, die in ihren Diensten stehenden gesichtslosen ausgebeuteten Arbeiter:innen, die Millionen noch immer sehr engen Existenzen dieses Planeten, die bei vielen Konsumentscheidungen letztlich doch wieder egal bleiben. […]“ (Aus: „Auf die gleichen Ziele setzen, fertig, los.“ von Code Kosmo)

Vor dem Markt an der Konstablerwache für regionale Erzeuger*innen betont Marianne Brandt, Vorsitzende der Stadtversammlung der Frankfurter Katholik*innen, die Wichtigkeit regionaler, gesunder Lebensmittel und die weitere Stärkung und Förderung ökologischer Landwirtschaft. © Würzberger / Misereor

Nach gut zwei Stunden erreichen die Klimapilger*innen und das Misereor-Hungertuch ihr Ziel, den Frankfurter Dom; durchgefroren, aber vom Einsatz für max. 1,5 Grad Erderhitzung erfüllt. Danke an alle Beteiligten!

Das Misereor-Hungertuch und die 1,5 Grad-Grenze sind wie die Klimapilger*innen im Frankfurter Dom angekommen. © Würzberger / Misereor

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Corinna Würzberger ist Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei MISEREOR.

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