„Three, two, one … approved“. Nach zwei Wochen Verhandlungen zum neuen IPCC-Bericht ist es dieser eine Satz, der sich durchgezogen hat. Was dieser dritte Teilbericht für uns alle bestätigt: „So wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen.“

Klimaziele und Entwicklungszusammenarbeit
Für Misereor ist besonders wichtig, dass die enorme Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit für die Wirksamkeit der verschiedenen Szenarien hervorgehoben wurde. Um das 1,5°C-Limit zu halten, ist low-carbon development (eine Entwicklung, die frei von fossilen Energien stattfindet) zentral. Und zwar in Nord und Süd. Massive Investitionen sind notwendig, um einen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energien zu erreichen. Der Bericht macht deutlich: Wir riskieren das Reißen des 1,5°C-Limits und können es jetzt noch verhindern. Am Beispiel Stromerzeugung wird das deutlich: Durch zahlreiche Innovationen sind die Technologiepreise hin zu einer erneuerbaren und sauberen Energieversorgung in den letzten Jahren immer weiter gefallen. Das führt heute dazu, dass es keine günstigere Energieversorgung mehr gibt als die Erneuerbaren.
Ehrgeiziger Klimaschutz gefragt
Und um genau diese Potentiale zu nutzen, braucht es jetzt ehrliches Engagement und stringenten Ehrgeiz der Staaten. Das kann in Nachhaltigkeitsstrategien gelingen, die Orientierung stiften. Vor unserer eigenen Haustür bedeutet dies ein Einlösen von Regierungsversprechungen. Die zugesagten Reformen in den Erneuerbare-Energien-Gesetzen und Fortschritte bei der Nutzung von Windenergie sind erste wichtige Schritte, die in einem ambitionierten Klimaschutzgesetz und wirklich besserer Politik ankommen müssen. Es muss konsequent ehrgeiziger Klimaschutz verfolgt werden!
Es muss nachgeschärft werden
Der IPCC-Bericht hat nämlich auch sehr deutlich gemacht: Klimaschutz funktioniert nur mit einer guten Langfristperspektive, gesellschaftlicher Teilhabe (wie beispielsweise durch den Bürgerrat Klima) und mit wirksamen Gesetzen. Für uns spielt auch die EU eine zentrale Rolle: Mit den Fit-for-55-Paketen sollen die europäischen Emissionen bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 1990 um 55% reduziert werden. Das dass zu wenig ist, zeigt der Bericht der WG III ziemlich deutlich. Es muss nachgeschärft werden – und zwar dringend!

Leave no one behind
In vielen Ländern des globalen Südens ist nun eine besondere internationale Zusammenarbeit gefragt. Denn Wachstumsversprechen und ambitionierter Klimaschutz scheinen sich hier erstmal zu beißen. Deshalb gilt für das Loslösen aus den fossilen Energieträgern ganz besonders: Leave no one behind. Die Klimapartnerschaften, die im Koalitionsvertrag verankert sind, müssen endlich mit Leben gefüllt werden. Die Wissenschaft ist sehr deutlich, dass nun konsequentes Handeln der Vertragsstaaten gefragt ist. Lasst uns also endlich ankommen im Jahrzehnt der Umsetzung!
Weitere Informationen:
- Der IPCC-Bericht kann hier nachgelesen werden. Zur Orientierung empfehlen wir das Technical Summary und bei Fachinteresse verweisen wir auf die entsprechenden Kapitel im Hauptbericht. Die zentralen Aussagen sind jeweils fett markiert und können einen Überblick geben. Unsere FachreferentInnen unterstützen sie gerne bei Fragen!
- Helfen Sie, den Klimawandel zu begrenzen | Misereor
Schön, dass Misereor den IPCC-Bericht hier aufgreift! Ich glaube das Einlösen von Regierungsversprechen wird aber nicht ausreichen – immerhin sagt der Report recht klar, dass die NDCs vor COP26 nicht ausreichen, um 1,5°C zu erreichen (oder das sehr unwahrscheinlich machen). Es wundert etwas, dass hier das Technical Summary empfohlen wird und nicht das Summary for Policymaker, was kürzer ist und vor allem für eine breite Öffentlichkeit vorgesehen. Und man könnte auch direkt zum Report verlinken: https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-3/