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Afghanistan: Wir machen weiter!

„Frauen ist der Zugang zu Universitäten ab sofort nicht mehr erlaubt. “
„Mädchen ab der 6. Klasse ist der Schulbesuch untersagt“.
„Arbeitsverbot für Frauen bei Nichtregierungsorganisationen“.

Unterricht in Afghanistan
Die Menschen in Afghanistan geben die Hoffnung nicht auf: Sie versuchen Freiräume zu schaffen, um Schulen und Frauenzentren offen zu halten.

Die Situation in Afghanistan ist dramatisch

Die Schlagzeilen über die Einschränkung der Rechte für Frauen und Mädchen durch die radikalislamische Taliban-Regierung erreichen uns in immer kürzeren Abständen. „Die Situation für die Frauen ist in der Tat absolut dramatisch. Sie werden aus dem öffentlichen Leben verbannt, sie werden unmündig gemacht und wie Kinder behandelt“, beschreibt auch Misereor-Länderreferentin Anna Dirksmeier die aktuelle Situation anderthalb Jahre nach der Machtübernahme der Taliban. „Auch Verhütungsmittel sind für Frauen verboten, das heißt der gesamte Bereich der Familienplanung liegt in der Hand der Männer. Die Geburtenrate, die schon jetzt bei 6,3 liegt, wird nochmal steigen. 95 Prozent der Menschen sind auf Hilfslieferungen angewiesen und bekommen nicht mehr ausreichend Nahrung. Die Frauen sind zu schwach zum Stillen, haben keine Milch für ihre Babys. Die Frauen- und Kindersterblichkeitsrate bei Geburten wird wieder in die Höhe gehen“, prognostiziert die Afghanistan-Expertin.

Aber das Schlimmste, berichtet Anna Dirksmeier, sei die tödliche Langeweile. Nachdem sie jahrelang am gesellschaftlichen Leben teilhaben konnten, müssen Frauen und Mädchen jetzt zu Hause bleiben. Die psychischen Folgen sind schon jetzt zu spüren und werden gravierend sein. Und – das bleibt wichtig zu betonen: Auch die Männer, die Väter, Söhne und Brüder der Frauen leiden unter der Situation. Auch ihr Leben verändert sich dramatisch. Sie werden zu Alleinversorgern in einer wirtschaftlich desaströsen Lage und können ihre Familien häufig nicht mehr ernähren. Der Arbeitsmarkt ist nach der Isolation des Landes und den ausländischen Sanktionen weitgehend zusammengebrochen.

Die Hilfe in Afghanistan geht weiter

„Umso wichtiger ist es, die Hilfe für die Menschen nicht einzustellen, sondern an ihrer Seite zu bleiben. Damit geben wir Ihnen Hoffnung und die Kraft, weiterzumachen“, berichtet Marga Flader, Projektleiterin von Afghanistan-Schulen, einer Misereor-Partnerorganisation, die im Norden Afghanistans Schulen und Bildungszentren aufgebaut hat und unterhält. Wo immer es möglich ist, verhandeln Frauen mutig mit den lokalen Taliban ihrer Region, um sich Freiräume zu schaffen, um Schulen und Frauenzentren offen zu halten.

„Die Emails der Projektleiter*innen vor Ort sind wieder optimistischer“, sagt Marga Flader. „Die Menschen geben die Hoffnung nicht auf, dass die Taliban erkennen, dass es ohne die Frauen nicht geht. Nicht in der medizinischen Versorgung. Nicht bei der humanitären Hilfe, nicht im Bildungswesen. Momentan warten die Mädchen jenseits der 6. Klasse darauf, dass auch für sie die Schulen wieder öffnen. Solange das nicht der Fall ist, werden wir durch Homeschooling und Unterricht in Privaträumen viele Mädchen immer noch erreichen können“, ist sich Marga Flader sicher.

Schulklasse in Afghanistan
Jungen und Mädchen sitzen getrennt – doch immerhin kann der Unterricht, dank Homeschooling, weiterhin stattfinden!

„Unsere Hilfe geht weiter. Die Menschen vertrauen darauf, dass wir die Unterstützung nicht einstellen“, betont auch Anna Dirksmeier.  „Es ist gut, dass die Bundesregierung die im Dezember 2022  ausgesetzten Entwicklungsprojekte für strukturelle Verbesserungen mit und für Frauen in Afghanistan wiederaufgenommen hat. Ohne diese Unterstützung von außen gäbe es keine Hoffnung und keine Kraft, für Freiräume und Grundrechte zu kämpfen, im Kleinen und im Großen“.


Misereor ist seit mehr als 50 Jahren in Afghanistan aktiv. Mit einigen Projektpartnern arbeitet Misereor schon seit 40 Jahren vertrauensvoll zusammen. Aktuell unterstützt Misereor dort 12 Projekte vor allem in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Existenzsicherung mit mehr als sieben Millionen Euro. Für die Partnerorganisationen ist es ein ständiges Ausloten, die Hilfe fortzuführen, ohne die Grundwerte der eigenen Arbeit zu verraten. So hat ein Projektpartner von Misereor den Teil seiner weiterführenden Bildung eingestellt, den die Taliban nur mehr für Jungen und Männer erlaubt hatten. Andererseits kann Misereor die Berufsbildung für Frauen im Norden des Landes weiterfördern.


Ein Junge und ein Mädchen aus Afghanistan lehnen an Säcke voll Möhren an

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Barbara Wiegard arbeitet als Pressesprecherin bei Misereor. Alle Neuigkeiten von ihr gibt es auch bei www.twitter.com/barbarawiegard

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