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Wo der Pfeffer wächst – Bio und Fair Trade in Sri Lanka

Sri Lanka – das Inselparadies südlich von Indien. Der Traum von einem Land und doch seit einiger Zeit in einer schwer wiegenden Krise – politisch und ökonomisch. Diese gipfelte in einem Putsch im letzten Jahr, dazu massive Inflation, zu wenig Benzin, kaum Devisen, Lebensmittel sind für viele Menschen unerschwinglich geworden. Und dann meine Frage: Kann der Faire Handel hier einen Unterschied machen?

Welchen Effekt hat eigentlich eine Bio- und Fair Trade-Zertifizierung auf die Bäuerinnen und Bauern und die Verarbeiter*innen in Sri Lanka? Haben die nicht gerade andere Probleme? Kann der Verkauf von Bio-Fair gehandelten Produkten, beispielsweise an einen Händler wie die Gepa, einen Unterschied machen? Ich konnte zwei Lieferanten der Gepa bei meiner Dienstreise besuchen, mit den Bäuerinnen und Bauern sprechen und mir ihre Betriebe ansehen. Und – kleiner Spoiler – ich war sehr beeindruckt! Also bin ich dahin wo der Pfeffer wächst – wer mich also schon immer mal weit weggewünscht hat – ich war da.

Und so sieht er aus Der Bio-Pfeffer in Sri Lanka.
Und so sieht er aus: Der Bio-Pfeffer in Sri Lanka. © Markus Wolter | Misereor

SOFA – Small organic Farmers Association

0,6 Hektar ist die durchschnittliche Betriebsgröße eines Lieferanten von SOFA, die 1997 gegründet wurden und seit 1998 Fair Trade zertifiziert sind. Diese Größe ist ein ziemlicher Witz für deutsche Verhältnisse (Durchschnitt eines deutschen Betriebes sind 64 Hektar, also ganz grob etwa 64 Fußballfelder groß) – wie soll ein Bauer davon leben können? Gerade in diesen Zeiten? Ich fahre mit einem Berater SOFA‘s von Matale im zentralen Hochland zu den Lieferanten in die Gewürzregion.

Sieht wild aus, ist aber ein Agroforst-Betrieb. © Markus Wolter | Misereor

Und so sieht es auf den Betrieben aus – dicht, grün und was auf den ersten Blick wie ein wildes, waldiges Durcheinander aussieht, ist in Wirklichkeit ein klug geplanter landwirtschaftlicher Agroforst-Betrieb – also eine Kombination aus diversen Bäumen, Sträuchern sowie ein- und mehrjährigen Kulturen. Mindestens zehn verschiedene Anbaukulturen finden sich auf so einem Betrieb. Eine unglaubliche Vielfalt und eigentlich immer etwas zum Ernten. Dazu gehören Pfeffer, Vanille, Kardamom, Ingwer, Muskatnuss für den Export als Cash-Crops, aber auch Bananen, Mango, Papaya für den Eigenbedarf.

Die Bio-Vanille-Schoten sind so groß wie eine Hand
Die Bio-Vanille-Schoten sind so groß wie eine Hand. ©Markus Wolter | Misereor
Erraten Sie, was das ist Das sind Muskatnüsse, frisch vom Baum
Erraten Sie, was das ist? Das sind Muskatnüsse, frisch vom Baum. ©Markus Wolter | Misereor
Sieht surreal aus und wie mit Photoshop bearbeitet – doch diese Muskatnuss ist echt
Sieht surreal aus und wie mit Photoshop bearbeitet – doch diese Muskatnuss ist echt! ©Markus Wolter | Misereor
Erklärhinweise für BioFair Trade - Bauern
Mit diesen Hinweisen wird den Bauern erklärt, was es heißt Bio und Fair Trade für SOFA Lebensmittel und Gewürze zu erzeugen. ©Markus Wolter | Misereor

Auf die Frage, wie es den Erzeuger geht, kommt immer die Antwort, es ginge gut. Die Vielfalt der Betriebe machen es möglich, dass sowohl immer etwas für den Hausgebrauch, als auch für den lokalen Markt und auch für den Export da ist, und damit die Situation bezogen auf Ernährung und Einkommen gut ist. Gerade die Gepa bekommt gute Noten, weil sie höhere Preise zahlt als nur die Fair Trade Preise – und das wird ihnen hoch angerechnet. Diese Betriebe werden intensiv beraten, zur Qualitätssicherung, zur Erzielung höherer Erträge und zum Anbau von Gemüse und Obst für den Eigenbedarf.

_Mit der Fair Trade Prämie, haben sich die Bauern dieses Haus gebaut, um dort Treffen abzuhalten
Mit der Fair Trade Prämie, haben sich die Bauern dieses Haus gebaut, um dort Treffen abzuhalten. ©Markus Wolter | Misereor

Ma’s Kitchen oder wie Bio-Zimt entsteht

Ein Genuss der besonderen Art durfte ich beim zweiten Gepa Lieferanten Ma’s kitchen erleben. Mit den beiden Mitarbeitern Sheran und Dave habe ich einige Betriebe, die Bio und Fair Trade Zimt und Pfeffer für sie erzeugen, besucht. Und ich sage Euch – seither liebe ich Zimt noch mehr als vorher schon. Auch hier sind die Betriebe kleinbäuerlich. 0,5-1,5 ha pro Betrieb, in sehr unwegsamen Geländen. Es ist steil hier und an Maschineneinsatz ist nicht zu denken, alles geschieht per Hand. Die Zertifizierung ist anspruchsvoll und der Prozess dahin für keinen der Beteiligten vergnügungssteuerpflichtig. Darüber beklagen die Bauern, dass es so viel Schreib- und Dokumentationsarbeit sei. Die Prämie zahlt sich aber aus: Damit werden Geräte für den Betrieb bezahlt oder Entwässerungsgräben, um die Starkregen abzuleiten. Die Extra-Einnahmen fließen also in die Betriebsentwicklung.

Es ist richtig steil. Um auf die Flächen zu kommen, wo der leckerste Zimt der Welt herkommt, muss man trittsicher sein.
Es ist richtig steil. Um auf die Flächen zu kommen, wo der leckerste Zimt der Welt herkommt, muss man trittsicher sein. ©Markus Wolter | Misereor
Mit Sheran de Alwis bekam ich den Qualitätsmanager an meine Seite, der mir alle Aspekte und Schritte der Produktion erklärte, bis die Waren dann fertig für den Export sind. ©Markus Wolter | Misereor

Und es wartet noch viel Handarbeit, damit er verkaufsfähig ist. Denn das, was wir als Zimt-Stange für leckere Kekse oder als Besonderheit für das Morgenmüsli nutzen, liegt unter der Rinde. Die muss also erst abgeschält, dann geschnitten und ineinandergesteckt werden. Danach muss der Zimt noch etwa vier Wochen lang trocknen und geht dann in die Verarbeitung. Ich durfte dort frischen Zimt schmecken – Geschmacksexplosion ist noch untertrieben, bei dem, was in meinem Mund passierte. Einfach unglaublich intensiv!

80 cm purer Zimt – mit intensivstem Geschmack
80 cm purer Zimt – mit intensivstem Geschmack. ©Markus Wolter | Misereor
Zimtstangen lagern zum Trocknen
Zimtstangen lagern zum Trocknen. ©Markus Wolter | Misereor

Auch hier haben die Bauern einen für so kleine Betriebe erstaunlichen Lebensstil. Sie sind sicherlich nicht reich, aber für ein ordentliches Leben ist alles da und Hunger kennen sie nicht. Die Erzeugung und der Verkauf des Zimtes zu Bio- und Fairhandelsbedingungen ermöglicht Ihnen ein auskömmliches Leben.

Bio und Fair Trade in Sri Lanka – ein Helfer in der Krise

Ich war sehr beeindruckt von dem was ich dort gesehen habe, die Bäuerinnen und Bauern haben vielfältige Betriebe. Aufgrund ihrer ökologischen Produktion setzen sie keine chemisch-synthetischen Pestizide und Dünger ein, dadurch sind sie von den Preissteigerungen der letzten Jahre für diese Produkte kaum betroffen. Und die Nachfrage und Preise der Fair Trade Produkte ist immer noch da. Das ermöglicht ihnen ein auskömmliches Leben.  Gleichzeitig können sie ihre Betriebe weiterentwickeln durch die Beratung, die ihnen angeboten wird und die Prämien, die dabei ausgeschüttet werden. Die Bauern entscheiden dann gemeinsam, wofür dieses Geld investiert wird.  Bio und Fair Trade sind für sie ein Fels in der Brandung und ein Teil eines krisenfesten Ernährungssystems in Sri Lanka.


Mann hält eine Reis-Pflanze hoch

Auf seiner Tour war Markus Wolter auch bei Bauern zu Besuch, die Reis pestizidfrei und ökologisch anbauen. Den ausführlichen Bericht können Sie hier lesen.

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Ansprechpartner Portrait

Markus Wolter ist Experte für Landwirtschaft und Welternährung bei Misereor.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Avatar-Foto

    Ein schöner Bericht über unser Handelspartner SOFA und Ma’s!
    Es freut mich, das der Faire Handel positive Wirkung für Mensch und Natur zeigt.

  2. Avatar-Foto

    Lieber Markus,
    vielen Dank für diesen ermutigenden Bericht von Deiner Reise nach Sri Lanka. Ich möchte Dich bitten, den link zu dem Blog auch auch an Claudia Brück, Fairtrade Deutschlandn (C.Brueck@fairtrade-deutschland.de), weiterzuleiten.

    Herzliche Grüße

    Klaus

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