Der globale Erdüberlastungstag, an dem die Welt bereits ihr Jahresbudget an natürlichen Ressourcen verbraucht hat, fällt 2023 auf den 2. August. Keine gute Nachricht, denn seit über 20 Jahren liegt dieser Tag regelmäßig in der Zeit zwischen Ende Juli und Anfang August. Heißt: Es hat sich an der Belastung unseres Planeten kaum etwas zum Besseren verändert. Rechnerisch betrachtet werden wir wohl auch in diesem Jahr wieder die Kapazitäten von 1,7 Erden verbrauchen, um unsere Wirtschafts-, Politik-, und Gesellschaftssysteme aufrechtzuerhalten, eine Besserung ist (noch) nicht in Sicht.
Ressourcenverbrauch, Klimakrise und Armut
Und doch sind Fortschritte möglich. Der Erderschöpfungstag, mit dem ökologischen Fußabdruck als statistischer Grundlage, macht deutlich, dass wir es alle in der Hand haben. Beim genaueren Blick auf die Ursachen des zu hohen Ressourcenverbrauchs landen wir schnell bei den klassischen Ursachen der weltweiten Klimakrise: fossile Energieerzeugung, viel zu hohe Energie- und Flächenverbräuche und unverhältnismäßige Konsumniveaus.
Seit Jahren steigt so die Menge an Treibhausgasen global an und auf jeder neuen Klimakonferenz kommen wir zu dem Schluss, dass wir vom Einhalten des 1,5-Grad-Limits und vollumfänglichem Klimaschutz noch weit entfernt sind. Die Wirkungen der Klimakrise können wir längst spüren, und mit jedem weiteren Zehntel Grad Erderhitzung und der zu starken Ressourcenausbeutung, werden mehr Menschen arm gemacht.
Dieses Ungleichgewicht wird auch am globalen Erderschöpfungstag deutlich. Er steht für den ökologischen Fußabdruck aller 8,1 Milliarden Menschen. So sind europäische Länder wie Deutschland, aber auch die Länder der anderen Kontinente, wie beispielsweise die Demokratische Republik Kongo, in dieser Auswertung enthalten. Während in Deutschland der Erdüberlastungstag bereits im Mai erreicht wurde, ist der Ressourcenverbrauch (trotz riesiger Ressourcenvorkommen) im Kongo so gering, dass damit selbst zum Jahresende die Grenzen des Verfügbaren nicht erreicht werden. Wobei klar ist: Das späte Datum geht vor allem auf massive Ungleichheiten und Armut zurück, nicht etwa auf besonders nachhaltige Verhaltensweisen.
Suffizienz: Entwicklung und planetare Grenzen gehen zusammen
Suffizienz, also gewissermaßen Genügsamkeit, bringt die soziale Entwicklung von Gesellschaften in einen Zusammenhang mit den Ressourcen, die uns die Erde in ihren planetaren Grenzen zur Verfügung stellt, denn wirklich suffizient ist nur eine Verhaltensweise, die angemessen Lebensbedingungen für alle Menschen schafft aber auch planetare Grenzen achtet (wie das 1,5 Grad- Limit bzw. die neun Klima-Kippunkte des Erdsystems). Hier gibt suffizientes Handeln eine Antwort und Deutschland damit den Auftrag zum Sparen, zum Reduzieren und Einhalten dieser planetaren Grenzen. Hingegen könnte der Auftrag für die Demokratische Republik Kongo lauten, Entwicklung voranzutreiben und die Menschenrechte zu gewährleisten – und zwar in Systemen, die erst gar nicht die planetaren Grenzen verletzen können. Das beinhaltet nicht das auf fossilen Energien basierende Entwicklungsmodell des Globalen Nordens nachzuahmen, sondern direkt ein auf erneuerbare Energien und Sparsamkeit aufgebautes System aufzubauen.
Unsere Welt ist aus also den Fugen geraten! Der heutige Welterderschöpfungstag hält uns deshalb den Spiegel vors Gesicht: Die Erde leidet unter Atemnot, die Ressourcen für 2023 sind verbraucht und was machen wir?
“Genug für alle? Genug für mich!”
Nur mit einem umfassenden strukturellen Wandel hin zu Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen, die nicht unsere Lebensgrundlage zerstören, können wir es schaffen. Dafür braucht es Dialog und Übung.
Wir können schon heute damit anfangen. Deshalb gibt es auch in diesem Jahr ein Misereor-”Trainingslager” für ressourcenschonendes Verhalten: Die Suffizienz-Aktion heißt wieder „Genug für Alle! Genug für mich?“ und macht uns fit für den Klimaschutz. Was wir in diesem Trainingslager aber auch lernen werden – es braucht funktionierende Trainingsanlagen und Methoden. Das bedeutet ein Wandel von Wirtschafts-, Politik- und Gesellschaftsstrukturen, denn aktuell wirken diese Mensch- und Klima-zerstörend.
Bei der Aktion wird in zwei Wochen suffizienter Klimaschutz gelebt und der Dialog mit der Politik gefördert. Es gibt 14 Maßnahmen, die entweder alle zusammen oder in einer bestimmten Auswahl umgesetzt werden. Dazu begleitet Misereor die Aktion in den sozialen Medien. Wer an der Challenge teilnimmt, wird merken, dass die Veränderungen mehr Lebensqualität bringen und auch, dass die Kluft zwischen klimagerechtem Leben und klimagerechten Strukturen noch sehr weit ist. Wir brauchen suffiziente Strukturen, und die beginnen mit politischen Entscheidungen.
Weitere Informationen
Machen Sie mit bei unserer 14 Tage-Challenge „Genug für Alle“! Schaffen Sie es, 14 Tage lang innerhalb der planetaren Grenzen unserer Erde zu leben? Weitere Informationen finden Sie unter misereor.de/suffizienz.
Vom Urknall zum Anthropozän
Gedicht
WELTALL – ERDE – MENSCH
Am Anfang war der Urknall,
um uns herum der Nachhall.
Das Weltall in Expansion
Milliarden Jahre nun schon.
Es sind dabei die Galaxien
einander rasant zu entflieh’n.
Da ist keine Wende in Sicht,
irgendwann geht aus das Licht.
Dunkle Materie ist rätselhaft,
dunkle Energie nicht minder.
Das Wissen ist noch lückenhaft,
man kommt nicht recht dahinter.
Es braucht wohl wieder ein Genie,
gar eine neue Theorie.
Des Universums Architektur –
Was ist der Sinn von allem nur?
Uns’re Galaxie ist eine von Milliarden,
ein Spiralsystem, keine Besonderheit.
Die Erde hatte die besten Karten,
hier fand das Leben Geborgenheit.
Aus toter Materie ging es hervor,
strebte hin zu höchster Komplexität.
Die Evolution wirkt als ein Motor,
der einfach niemals ins Stocken gerät.
Zahllose Arten entsteh’n und vergeh’n,
bevor der Mensch betritt die Szenerie.
Auch dessen Ende ist vorherzuseh’n,
das ist die kosmische Dramaturgie.
Unser Planet ist ein herrlicher Ort,
doch wir bedrängen ihn immerfort.
Was nützt uns Wohlstand und alles Geld,
wenn am Ende kollabiert die Welt?
Man produziert und produziert,
plündert Ressourcen ungeniert.
Gewinnmaximierung ist Pflicht,
die intakte Natur zählt nicht.
Börsenkurse steh’n im Fokus,
Umweltschutz in den Lokus.
Plastikflut und Wegwerftrend,
man konsumiert permanent.
Nur unser ständiges Kaufen
hält das System am Laufen.
Unser westlicher Lebensstil
taugt nicht als Menschheitsziel.
Die Jagd nach ewigem Wachstum
bringt letztlich den Planeten um.
Das oberste Gebot der Zeit
muss heißen Nachhaltigkeit.
Statt nur nach Profit zu streben,
im Einklang mit der Natur leben.
Zu viele Buchen und Eichen
mussten schon der Kohle weichen.
Retten wir den herrlichen Wald,
bewahren die Artenvielfalt.
Kämpfen wir für Mutter Erde,
dass sie nicht zur Wüste werde.
Der Mensch, dieses kluge Wesen
kann im Gesicht der Erde lesen.
Er sieht die drohende Gefahr,
spürt die Erwärmung Jahr für Jahr.
Homo sapiens muss aufwachen,
seine Hausaufgaben machen.
Wir alle stehen in der Pflicht,
maßvoll leben ist kein Verzicht.
Teilen und Second Hand der Trend,
Repair vor Neukauf konsequent.
Bei allem etwas Enthaltsamkeit,
nehmen wir uns die Freiheit.
Für die Zukunft des Planeten,
weg mit Panzern und Raketen.
Lasst die weißen Tauben fliegen,
Aggression und Hass besiegen.
Keiner ist des Anderen Knecht,
für alle gilt das Menschenrecht.
Die Leute legen ab den Neid,
die Religionen ihren Streit.
Jeder kann glauben, was er will,
Frieden und Freiheit unser Ziel.
Rainer Kirmse , Altenburg
Profitgier und Wachstumswahn beenden,
das Anthropozän zum Guten wenden.
Herzliche Grüße aus Thüringen