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Das SuperFood unserer Partner 2023/24

Drei Schwestern gegen Hunger und Mangelernährung

Milpa nennt sich ein mehrere Tausend Jahre altes Anbausystem der Maya. Es basiert auf dem perfekten Zusammenspiel von drei für die Grundversorgung der Menschen in Mittelamerika extrem wichtigen Kulturpflanzen: Mais, Bohnen und Kürbis – liebevoll die „drei Schwestern“ genannt. Für Misereor-Partnerin Verónica Girón sind sie ein echtes Superfood. Im Interview erklärt sie, warum.

Verónica Girón (links) ist Koordinatorin und Mit­gründerin der Misereor-Partnerorganisation AFOPADI, einer Stiftung für integrale Ent­wicklung aus San Ildefonso Ixtahuacán.
Verónica Girón (links) ist Koordinatorin und Mit­gründerin der Misereor-Partnerorganisation AFOPADI, einer Stiftung für integrale Ent­wicklung aus San Ildefonso Ixtahuacán. © AFOPADI | Misereor

Frau Girón, was ist das Besondere an der Milpa?

Das System Milpa liefert die Basis für eine ausge­wogene Ernährung. Die Bohne ist eine großartige Proteinquelle, Mais liefert Energie in Form von Kohlenhydraten und im Kürbis finden sich Protei­ne, aber auch wichtige Vitamine und Mineralien, die wir alle benötigen. Mineralien liefern aber auch die Kräuter und Gewürze, die zur Milpa gehören. Die Milpa ist ein ausgewogenes, ganzheitliches Anbausystem.

Mit wie vielen Gemeinden arbeiten Sie zusam­men?

Es sind derzeit elf Gemeinden. Wir haben das Projekt mit 85 Familien begonnen und die Bäuer*innen über mehrere Jahre geschult, ausge­bildet, sensibilisiert. Der Anteil der Frauen ist mit rund 50 Bäuerinnen hoch. Aufgrund der schwieri­gen Situation während der Coronapandemie ist die Zahl der beteiligten Familien auf 73 zurückgegan­gen. Viele sind in die USA migriert.

Partnerschaft, die Früchte trägt: Verónica Girón besucht regelmäßig die Bauernfamilien im Landkreis Huehuetenango. Gemeinsam stellen sie sich Hunger und Mangelernährung entgegen. © AFOPADI | Misereor

Wie nutzen die Menschen die Milpa?

Die Wertschätzung für die Milpa ist gestiegen, dazu hat die Pandemie entscheidend beigetra­gen. Die Leute in den Gemeinden haben während dieser Zeit gelernt, dass die Milpa ihnen die Grundversorgung ermöglicht. Sie müssen auch keinen synthetischen Dünger mehr zukaufen, der während der Pandemie und wegen des Krieges in der Ukraine dreimal so teuer geworden ist. Die anfallende Biomasse liefert den Dünger quasi direkt mit. Von den 73 Familien kommen 14 mit der eigenen Produktion aus, der Rest muss Mais zukaufen. Mais ist das essenzielle Nahrungsmittel für die Familien, aber auch für das Vieh. Der Bedarf ist also hoch.

Sie arbeiten seit 1993 für AFOPADI, haben die Organisation mitgegründet. Wo steht sie heute?

Heute gibt es diplomierte, examinierte Fachkräfte in den Gemeinden. Anwält*innen, frisch von der Uni, die das indigene Territorium verteidigen. Ärzt*innen, die sich in den Gemeinden engagieren, Agrartechniker*innen, die nachhaltige Anbausysteme implementieren. Heute lassen sich die Gemeinden nicht mehr von Großgrundbesitzern, einflussreichen Unternehmen oder Politiker*innen über den Tisch ziehen. Das ist ein immenser Fortschritt im Vergleich zu 1993.


Das kann das MisereorSuperFood unserer Partner

Name: Milpa – überliefertes Anbausystem der Maya mit den drei Kernpflanzen Mais, Kürbis und Bohne

Herkunft: Siedlungsgebiet der Maya in Mittelamerika und Mexiko

Mit der Mischkultur Milpa kommt Vielfalt auf den Tisch. Rund um Mais, Kürbis und Bohne wachsen Dutzende weitere Pflanzen und Gemüsesorten, die je nach Region variieren. Auch Bäume gehören zur Milpa. Sie fungieren als Schattenspender. Die „drei Schwestern“ ergänzen sich ganz wunderbar: Die Bohne liefert viel Stickstoff, den sie der Luft entzieht und in den Boden abgibt. Das fördert das Wachstum aller Pflanzen. Die Bohne windet sich an den Maishalmen empor und nutzt ihre Schwester als Rankhilfe. Der Kürbis bedeckt mit seinen großen Blättern den Boden. Dieser hält so besser die Feuchtigkeit.

Superkräfte gegen Hunger:

  • Bohnen stammen wie Mais und Kürbis ursprünglich aus Lateinamerika. Sie liefern neben Eiweiß Ballast­stoffe, Eisen, Folsäure und viele andere Vitamine und Mineralien. Das und die in Bohnen enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sorgen dafür, dass die Bohne unter Ernährungswissenschaftler*innen einen exzellenten Ruf genießt.
  • Mais gehört wie Roggen, Weizen und Reis zu den Süßgräsern und ist mittlerweile das meistangebaute Getreide der Welt. Global verdrängt der gelbe Mais weniger Saatgutkonzerne eine beeindruckende Mais-Vielfalt, die sich in der Ursprungsregion der Pflanze bisher erhalten hat. Misereor-Partnerorgani­sationen wie AFOPADI kämpfen mit den Bäuerinnen und Bauern dafür, dass sie diese Sortenvielfalt erhal­ten können. Mais liefert viel Energie und B-Vitamine.
  • Kürbis ist botanisch gesehen die größte Beere der Welt und eng verwandt mit Melonen oder Gurken. In Amerika steht der Kürbis seit rund 12.000 Jahren auf der Speisekarte. Mit den spanischen Eroberern kam der Kürbis nach Europa und hat die europäische Küche mit seinem nussigen Aroma bereichert. Kürbis liefert viel Vitamin A und Antioxidantien.

Text und Interview: Knut Henkel


Die Misereor-Publikation „Herausforderung Hunger – Jahresheft Welternährung 2023/24″ zeigt: Hunger und Armut sind eng miteinander verstrickt. Wie viel Geld den Menschen weltweit fehlt, um sich eine ausgewogene Ernährung leisten zu können, stellt die „Armutslücke gesunder Ernährung“ dar. Wer Hunger bekämpfen will, muss gegen Armut und Ungleichheit angehen. Wie die Misereor-Partnerorganisationen mit gutem Beispiel vorangehen, lesen Sie in der Publikation.

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

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    Finde ich eine gute Idee. Die haben ja in Mittelamerika genug Sonne… und wenn man dann noch eine Wasserquelle dazu findet, müsste sich doch auf dem Boden was anbauen lassen… Gut, dass Misereor das dort unterstütz und den Leuten so wieder Hoffnung gibt und die Gruppe derer, die Hunger leiden, kleiner wird.

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