Strahlende Gesichter, aufmerksame Blicke und mitreißende Zuversicht. All das konnte Bernd Bornhorst, Misereor-Geschäftsführer für internationale Zusammenarbeit, auf seiner Reise nach Kambodscha erleben. Dort besuchte er die Misereor-Partnerorganisation Karuna Battambang, die für Rechte von Kindern mit Behinderung eintritt. Ein Bericht über kleine Schritte unter schwierigen Bedingungen.
Integration behinderter Kinder
Im April durfte ich eine Schulklasse in Kambodscha besuchen, die durch die Arbeit unseres Partners Karuna Battambang (KBO) ermöglicht wird. Dabei durfte ich Zeuge werden, mit welcher Hingabe Kinder mit Behinderung in den Unterricht integriert werden. Die Lehrer*innen und Betreuer*innen sind hier sehr engagiert und rissen nicht nur die Eltern, sondern auch mich durch ihre Zuversicht mit. Alle hatten Spaß am Unterricht und es wurde viel gelacht. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Momente teilen durfte, denn leider ist es nicht selbstverständlich, dass Familien mit behinderten Kindern so unbeschwert sein können.
Die Lebenssituationen der Familien ist oftmals sehr bedrückend: Die meisten von ihnen leiden unter Armut, verdienen ihr Geld lediglich als Tagelöhner oder durch den Verkauf von Zuckerrohrsaft. Ein behindertes Kind kann hier schnell zu einer großen Belastung werden – nicht nur im persönlichen Alltag der Familien, sondern auch, weil die Gesellschaft Behinderungen für ein Zeichen schlechten Karmas hält. Einige Familien verstecken ihre Kinder deshalb und in der Folge können die Mädchen und Jungen ihre Fähigkeiten nicht entfalten. Eine traurige und belastende Situation für die ganze Familie.
Gesellschaftliche und politische Herausforderungen
Hinzu kommt, dass sich auch das politische Umfeld schwierig gestaltet: Kambodscha ist im Prinzip ein Staat, der von einer „Einheitspartei“ und wenigen Familien gelenkt und auch ausgebeutet wird. Gerade in den Monaten vor den Wahlen, in denen wir vor Ort waren, wurde wieder sehr sichtbar, wie wenig Menschenrechte dort wert sind und wie sehr alles auf den Machterhalt weniger ausgelegt ist. Umso mehr werden die Arbeit und Erfolge geschätzt, die unsere Partnerorganisation KBO vor Ort leistet – auch im Umgang mit staatlichen Stellen.
Im Gespräch machte Bischof Kike mir zum Beispiel sehr deutlich, wie schwierig es ist, die zur Verfügung stehenden Spielräume zu nutzen, um wenigstens die wenigen Unterstützungsmöglichkeiten des Staates zu bekommen, die es noch gibt. Sei es die Übernahme von ein paar Löhnen für die Mitarbeitenden, kleine Zuschüsse für dringend notwendige Anschaffungen oder auch nur die Erteilung von dringend notwendigen Genehmigungen, z. B. um Hilfsmittel einführen zu können. Der wirklich einzige Vorteil sei dabei, dass Behinderungen nicht nur Arme treffen. Auch die Familien der „Mächtigen“ können betroffen sein, sodass sie dann plötzlich sehen, welch tolle Arbeit hier gemacht wird. Denn KBO tritt für das Recht aller Kinder auf gesunde Entwicklung und ein Leben in Würde ein!
Hoffnung durch professionelle und warmherzige Unterstützung der KBO
KBO betreibt in Kambodscha fünf Betreuungszentren. Hier organisiert das Team häusliche Unterstützung für betroffene Familien, bietet Selbsthilfegruppen an und bildet Autoritätspersonen und Behörden weiter. Auch eine physiotherapeutische Betreuung der Kinder wird angeboten. Ich durfte zum Beispiel einen Jungen kennenlernen, der die ersten Lebensjahre nur gelegen hat, nun aber in der Lage ist, in einem „Gestell“ am Leben teilzunehmen. Die Hoffnung ist, dass er sich irgendwann auch leicht fortbewegen können wird. Dies sind kleine Schritte, die aber dem Kind, den Eltern und auch für die Gemeinschaft viel bedeuten.
Ob in der Schule oder in Betreuung zu Hause, die Arbeit wird getragen von der Überzeugung, dass jede/r ihren/seinen Wert in der Gesellschaft hat. Die Arbeit fördert das Individuum, aber auch die Gemeinschaft, die gestärkt wird. So erlangen die Kinder ihre Würde zurück und die Eltern sehen, dass sie nicht alleine sind. Ich bin sehr beeindruckt von der professionellen Arbeit, die mit so viel menschlicher Wärme und Zuneigung durchgeführt wird. Den Wert dieser Arbeit, das wurde mir auf meiner Reise bewusst, können wir nicht hoch genug schätzen – dank ihr blühen betroffene Familien auf und schöpfen neue Hoffnung.
Hoffnung auf eine Zukunft
So konnte ich in einer Vorschule mit hellwachen Kindern sprechen, die nicht arbeiten mussten und sich freuten, lernen zu dürfen, unter anderen Kindern zu sein und denen die Möglichkeit geboten wird, sich gemeinsam zu entwickeln. Und die Träume für ihre Zukunft hatten. Dass sie überhaupt von einer Zukunft träumen ist schon ein Gewinn. „Was möchtet ihr werden“, habe ich gefragt, „was sind eure Träume?“ „Lehrerin“ – ja sogar „Pilot“ – wurde genannt. Auch wenn es vielleicht nicht bis zum Piloten reichen wird, diese Kinder werde es definitiv leichter haben, wenn es um ihre Bildungschancen und um eine bessere Zukunft geht.
Der Projektbesuch hat mir gezeigt, wie wertvoll und dringend benötigt die Hilfe in Kambodscha ist. Mit Ihrer Unterstützung können Kinder mit Behinderung das Wort „Zukunft“ mit Zuversicht verbinden!
Kmbodscha: Mitten im Leben. Kinder und Jugendliche mit Behinderung Menschen mit Behinderung werden in Kambodscha oft diskriminiert. Noch glauben viele, ein solches Schicksal habe mit schlechtem Karma von Mutter oder Kind zu tun. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie der Partnerorganisation, den jungen Menschen einen Weg in ein würdevolles Leben zu ebnen. Zum Spendenprojekt >