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„Meine Leidenschaft ist das Unterrichten“  

Benvinda da Costa Sarmento. Trainerin für Gastronomie und Hotellerie. Timor-Leste. Möchte besonders jungen Frauen, aber auch Männern eine gute Ausbildung ermöglichen, sodass sie auf eigenen Beinen stehen können.

Benvinda da Costa aus Timor-Leste © Kathrin Harms | Misereor

Das sind meine Wurzeln

Mein großer Traum war es schon immer, in einem Hotel zu arbeiten. Hotellerie ist klassische Frauenarbeit, aber es ist schwierig, in diesem Bereich eine Professionalisierung durch eine qualifizierte Ausbildung zu erhalten. Zudem hatte die Arbeit im Hotel einen schlechten Ruf. Es brauchte viel Überzeugungsarbeit gegenüber meiner Familie und auch gegenüber der Dorfgemeinschaft in meinem Heimatort, bis sie die Tätigkeit wertschätzen konnten. Aber es ist mir gelungen und ich stehe dazu: Ich bin eine gute Frau, auch wenn ich in diesem Bereich arbeite. Bei CTID absolvierte ich dann den Kurs für Gastronomie- und Hotelmanagement. Nachdem ich ihn erfolgreich abgeschlossen hatte, fragte mich CTID, ob ich als Trainerin selbst Kurse geben wollte. Ich hatte so viel hier gelernt, und als das Angebot kam, entwickelte ich den Wunsch, Frauen eine gute Ausbildung zu geben und ihnen zu helfen, auf eigenen Beinen zu stehen.

Das verleiht mir Flügel

Meine Leidenschaft ist das Unterrichten. Den jungen Frauen etwas für ihr weiteres Leben mitzugeben. Die Energie dafür ziehe ich aus der Arbeit von CTID. Wir leben hier eine so tolle Gemeinschaft. Die Ausbildungen und überhaupt das ganze Programmangebot sind ein Geschenk, das wir zusammen weiterentwickeln und großmachen.

Dafür setze ich mich ein

Für mich ist meine Arbeit nicht nur ein Job. Es ist eine Berufung, junge Frauen zu unterrichten und ihnen Mut zu machen. Die Technik kann zwar jeder lernen, aber letztlich ist es die persönliche Einstellung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zählt. Noch ist nicht alles gut, es ist ein langer Weg. Die Frauen haben dank des Angebots von CTID eine echte Chance.

© Kathrin Harms | Misereor

Es muss etwas passieren, weil…

… die jungen Menschen ihre Zeit verschwenden mit Dingen, die sie nicht weiterbringen. Sie müssen sensibilisiert werden. Besonders junge Frauen müssen an eine eigene Karriere denken. Sie müssen verstehen, dass es mehr gibt als einen Mann und Kinder zu haben, eine Ehe zu führen. Frauen müssen sich auf Dinge fokussieren, die ihnen eine persönliche Weiterentwicklung ermöglichen. Man kann beides sein: Eine gute Frau und Mutter, aber auch eine Businessfrau. Es wäre auch wichtig, wenn es mehr junge Männer in unserem Kurs gäbe. Das gemeinsame Lernen kann einen wichtigen Einfluss auf unsere Gesellschaft und das Miteinander haben.

Meine Arbeit ist beendet, wenn…

Änderungen dauern lange und brauchen einen langen Atem. Die jungen Frauen müssen hier bei CTID zunächst ankommen, die anderen Teilnehmerinnen kennenlernen. Die Änderungen kommen dann mit dem Alltag auf dem Campus. Sie wachsen an ihren Aufgaben. Wenn sie nach einem Jahr den Kurs verlassen, haben sie gelernt, Verantwortung zu übernehmen.

Ich habe eine gute Beziehung zu meinen Kursteilnehmer*innen. Oft muss ich sie aufbauen, wenn sie schlechte Noten haben oder ein Vorstellungsgespräch nicht so gut geklappt hat. Dann versuche ich, ihnen klarzumachen, dass Rückschläge normal sind. Es klappt nicht immer alles beim ersten Mal. Ich bleibe auch nach dem Abschluss des Kurses mit ihnen im Kontakt. Sie melden sich oft bei mir, suchen Rat, besonders wenn sie sich für das Follow-Up-Programm bewerben wollen. Die Arbeit ist also nach dem Kurs noch lange nicht zu Ende

Frauen können…

…Multitasking. Sie haben viele Rollen: Frau, Tochter, Mutter. Sie sind aber auch Businessfrauen, die Verantwortung tragen. Es muss ausbalanciert sein. Dann können diese Frauen einen wichtigen Beitrag für die timoresische Gesellschaft leisten.

Lesen Sie auch das Interview mit Domingas Amaral Afons, Vize-Direktorin der Frauenhilfsorganisation in Timor-Leste. Jetzt lesen ►


Hintergrund

Timor-Leste – Gewaltvolle Vergangenheit wirkt bis heute
Die Menschen in Timor-Leste haben noch immer mit den Auswirkungen der jahrelangen Unterdrückung der Bevölkerung zu kämpfen, insbesondere die Frauen. Das Land, das von Indonesien besetzt war, ist erst seit 2002 unabhängig. Ein jahrelanger militärischer Konflikt riss tiefe Wunden in die Gesellschaft, die nur langsam heilen. Patriarchalische Strukturen herrschen noch immer vor. Das Leben von Mädchen und Frauen in Timor-Leste ist oftmals geprägt von Gewalt und Unterdrückung, sozialer Ausgrenzung und Abhängigkeit von den männlichen Familienmitgliedern. Ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, ist kaum möglich. Häufig fehlt es an Schul- und Berufsbildung.

Das möchte die Misereor-Partnerorganisation CTID ändern. Das „Centro Treino Integral e Desenvolvimento Colegio“ (CTID) in Baucau schult insbesondere junge Frauen vom Land, die sich keine weiterführende Schule oder berufliche Bildung leisten können. In zwölfmonatigen Kursen werden sie für Führungsaufgaben und unternehmerische Tätigkeiten im ländlichen Raum qualifiziert. Die Organisation bietet zudem eine Ausbildung im Hotel- und Restaurantmanagement an. Bei CTID können sie in einem einjährigen Kurs den Abschluss „Maestra di Campagna“ erlangen: Es werden neben Nähkursen auch Koch- und Administrationskurse für junge Frauen angeboten. Im Training für die Gastronomie und Hotellerie drücken derzeit 12 Frauen und Männer gemeinsam die Schulbank.


© Kathrin Harms | Misereor

Spendenprojekt Timor-Leste : Frauen stärken – Entwicklung fördern

Ihr Leben ist geprägt von Unterdrückung. Mit Ihrer Spende finden Mädchen und Frauen den Weg in ein selbstbestimmtes Leben! Mehr erfahren ►


Starke Frauen

Sie sind Visionärinnen. Kämpferinnen. Trägerinnen von Entwicklung. Sie sind „Starke Frauen“. In unserer Reihe stellen wir sie und ihre Geschichten vor. Alle Interviews im Überblick

Ruth Weiss © Privat

Geschrieben von:

Ansprechtpartnerin

Als Referentin für Spenderkommunikation berät und motiviert Miriam Thiel Gruppen, Schulen und Gemeinden bei ihrem Engagement für Misereor-Projekte.

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