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Vertreibung ist keine Lösung!

Informelle Siedlungen, Ghettos, Favelas, Shanty Towns. Ihre Namen sind so vielfältig wie ihre Standorte. Die Rede ist von den städtischen Armutsvierteln dieser Welt. Rund eine Milliarde Menschen leben weltweit in nahezu 200.00 Armutsvierteln, denen oftmals eins gemein ist: menschenunwürdige Lebensumstände.

 

 

 

Leben im Slum: Nairobi

Leben im Slum: Nairobi

 

 

Wie werden sich unsere Städte in Zukunft entwickeln? Wie kann man sie nachhaltig planen und wie lassen sich die Bedingungen in den Armutsvierteln dieser Welt nachhaltig verbessern? Diesen und anderen Fragen wurde bei dem Symposium   „Urban shack settlements: Improvement of local living conditions or forced evictions?, dass MISEREOR zusammen mit UN-Habitat und der TU Berlin veranstaltete, diskutiert.
Den Hintergrund dieser Zusammenkunft brachte Peter Herrle, Leiter der Habitat Unit an der TU Berlin, auf den Punkt: „Was uns hier zusammenkommen lässt, ist die Gewissheit, dass Vertreibung niemals die Lösung für diese Probleme sein kann. Wir sind hier, um stattdessen gemeinsam nach Ideen und Ansätzen zu suchen.“
Dass die Lage in den Städten dieser Welt prekär ist und noch prekärer werden weiß auch Miloon Kothari, ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für Fragen des angemessen Wohnens: „Sehr viele moderne Städte sind von Segregation, Exklusion und Ungerechtigkeit gekennzeichnet. Dahinter steht oftmals eine Politik, die auf Diskriminierung und  Rassismus basiert.“ Die Problematik sei vielschichtig und keinesfalls eindimensional zu betrachten: „Wenn wir von ‚Housing Problems‘ reden, geht es nicht nur um eine schlechte Wohnmöglichkeit. Vielmehr ist es ein äußerst komplexes gesellschaftliches und soziales Problem“, erklärte Kothari.
Lösungsansätze für dieses Problem existieren zuhauf. Langläufig gilt unter den anwesenden Experten allerdings der Ansatz, betroffene Siedlungen in Zusammenarbeit mit den Bewohnern zu verbessern, als einer der Sinnvollsten. Das dies wohl einer besten Wege ist, um Ausgrenzung und Armut zu überwinden und das Leben der Anwohner zu verbessern bestätigt auch S‘bu Zikode, Präsident von Abahlali base Mjondolo, einer Bewegung von Slumbewohnern in Südafrika: „Es kann keinen Fortschritt geben, wenn die Armen konsequent ignoriert werden. Die Verantwortlichen reden für uns, handeln für uns und organisieren für uns – aber sie tun dies nicht mit uns.“

In eine andere Richtung gehen die Ansätze von Matthias Nohn. Dem Entwicklungsberater war es im Rahmen des Symposiums möglich, seine Ansätze der partizipatorischen Siedlungsumstrukturierung in Indien vorzustellen, welche in der Vergangenheit in Absprache mit den Bewohnern realisiert wurden und das Leben der Anwohner merklich verbesserten. Leider werden solche Lösungen oft nicht global verwirklicht.
„Es gibt einen regelrechten Krieg gegen die arme Bevölkerung“, sagt Maria Huchzermayer, Dozentin und Expertin aus Südafrika. In scharfem Kontrast zur eigentlichen Bedeutung des Wortes „Aufwertung“ dominiert nämlich meist eine Politik der erzwungenen Vertreibung, einer Säuberung der entsprechenden Gebiete. In ihrem Versuch Städte ohne Slums zu errichten, werden ganze Nachbarschaften von den Verantwortlichen zerstört. Der aus Indien stammende Miloon Kothari kennt dieses Problem: „ Die Lösung der Slum-Frage ist bestimmt von Gewalt,  Vertreibung und der falschen Politik. Dies führt zu zahllosen Obdachlosen und noch größerem Leid.“
Besonders in Asien und Afrika wird auch heute noch Siedlungsaufwertung mit der Vernichtung der Elendsviertel gleichgesetz, vor allem in den stetig wachsenden Megacities. Dass dies keine Antwort ist, steht außer Frage. Die wirkliche Frage ist: „ Wie lang noch, bis das auch die Verantwortlichen verstehen?“.

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Daniela Singhal ist bei politischen Aktionen in der Hauptstadt vor Ort, trifft internationale Partner und ist im In- und Ausland für MISEREOR unterwegs.

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