Nach vier Tagen auf dem Land sind wir in Dhaka angekommen, der Hauptstadt von Bangladesch. Rund 20 Millionen Menschen leben hier auf engstem Raum. Die genaue Zahl kennt niemand, gefühlt sind es eher 40 Millionen, zumindest für uns Deutsche. Der Verkehr, der Lärm, der Smog – alles ziemlich gewöhnungsbedürftig, um es vorsichtig auszudrücken.
Hier in Dhaka haben wir Mitarbeiter von ALRD getroffen, einem MISEREOR-Partner, der sich vor allem darum kümmert, dass die vielen Landlosen in Bangladesch die Chance bekommen, ein Stück Land zu bebauen, damit sie sich und ihre Familien ernähren können. Bei der Caritas haben wir noch einiges über den Klimawandel erfahren, der das Land besonders hart trifft. Aber auch hier gibt es viele Initiativen, die von den Armen selbst kommen, von den Menschen, denen Überschwemmungen oder die Dürre den Kampf ums Überleben schwermachen. Sie pflanzen zum Beispiel Mangrovenbäume, die die Deiche stabilisieren und dadurch die Felder schützen.
Außerdem haben wir mit jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Textilfabriken gesprochen – also genau aus dem Industriezweig, der durch Brände, Todesfälle und unsägliche Arbeitsbedingungen auch bei uns in die Schlagzeilen geraten ist. Die jungen Leute, die von der Caritas ausgebildet wurden, erklären uns, dass es auch anders gehen kann, dass es auch positive Veränderungen in diesem Bereich gibt. Davon berichten auch Manager aus einigen Unternehmen, die die Caritas ebenfalls zur Diskussion eingeladen hat.
Doch trotz einiger hoffnungsvoller Ansätze spüren wir auch, wie hart das Leben auch dieser jungen Arbeiterinnen und Arbeiter ist. Offen erzählen sie davon, wie weh es ihnen tut, weit weg von ihren Familien unter für uns unvorstellbaren Bedingungen hier leben und arbeiten zu müssen. Sie sind einsam, machen Überstunden ohne Ende und halten sich mit der Aussicht über Wasser, zweimal im Jahr für ein paar Tage nach Hause fahren zu können. Doch sie nehmen das alles auf sich, um ihre Eltern und jüngeren Geschwister mit ein paar Euro im Jahr unterstützen zu können.
Wie schon bei den Kleinbauern und Fischern erleben wir einmal mehr, wie wichtig und erfolgreich es ist, dass die MISEREOR-Partner vor allem die Eigeninitiative der Not leidenden Menschen fördern – und damit auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Würde!
Sehen Sie hier Teil 5 der Video-Dokumentation:
Weitere Beiträge dieser Serie:
Hunger, Landraub, Ungerechtigkeit und Klimawandel+++Überall Reis – Hilfe für Reisbauern in Bangladesch+++Generalstreik: Nichts geht mehr – und der Kuh gehört die Straße +++ Zeichen der Hoffnung – Bei den Fischern von Shormushea+++Hoffnung trotz aller Not – Erste Bilanz der Reise nach Bangladesch
Über den Autor: Gottfried Bohl arbeitet als Journalist für die die Katholische Nachrichten-Agentur KNA.