Wäre das schön, wenn die Eigentümer des Bergbaukonzerns einsehen könnten, dass bei einer solchen Sprach-, Rechts- und Interessen-Unklarheit kein 800 Meter tiefes Loch gegraben werden sollte. Das dachte ich mir, als die Studie zur geplanten Tampakan Kupfer-Gold Mine in Manila präsentiert wurde und Kritikpunkte rasch entkräftet wurden.
Teil 1 lesen: Tampakan: Tagebau und Sprachengemisch auf den Philippinen (vom 25.7.2013)
Tag 2, Manila: Im Gebäude der Nationalen Menschenrechts-kommission, wo die zweite Präsentation der Tampakan-Menschenrechtsstudie stattfand, erklärte die Direktorin, dass man für die Durchführung einer solchen Studie keinen langwierigen Prozess der „freien, vorherigen informierten Zustimmung“ (free, prior and informed consent, kurz: FPIC) bräuchte – wie man ihn unter anderem vor Beginn eines großen Bergbauprojektes auf indigenem Gebiet braucht. Die Einwilligung der Interviewten reiche aus.
So wurde, noch vor dem eigentlichen Beginn der Präsentation, das Hauptargument der Abbau-BefürworterInnen zur Diskreditierung der Studie entkräftet: dass die Studie ohne staatliche Genehmigung und FPIC-Prozess durchgeführt worden und somit illegal sei.
Ganz ähnlich erging es dem Argument, die Studie liste in ihrem Anhang gerade einmal 27 Interviewpartner auf – während der Bergbaukonzern allein 2012 37 zweitägige Workshops im Projektgebiet durchgeführt habe. Hier genügte die Nebenbemerkung der Projektleiterin vom Institut für Entwicklung und Frieden (INEF), dass auch wenn die Mehrheit für etwas sei, dies keine einzige Menschenrechtsverletzung rechtfertigen könne.
Dass es der Referentin – die schließlich auch nicht in ihrer Muttersprache sprach (s.Teil 1: Tampakan: Tagebau und Sprachengemisch auf den Philippinen)– so gut gelang, dieses und ähnliche vorgebrachte Kritikpunkte zu entkräften, war eine überaus beeindruckende Leistung, auch angesichts der miserablen Akustik, bei der, vor allem wenn draußen ein Wolkenbruch niederging, sowohl die Mikrophone schwächer als auch die Plosivlaute in den Lautsprechern stärker wurden.
Stellungnahme der Indigenous People-Kommission
Nach der Präsentation wurde der „Philippinische Staat“ eingeladen, zu der Studie Stellung zu nehmen. Von einem Sprecher des „Büros des Exekutivsekretariats des Präsidenten“ kann man natürlich nicht viel Konkretes erwarten. Der wichtigste Beitrag kam dann auch von der Leiterin der Nationalen Kommission der indigenen Gemeinschaften (Indigenous People): Zwar ging sie auf die Frage, ob die Durchführung einer wissenschaftlichen Menschenrechtsstudie die Vorab-Genehmigung ihrer Behörde brauche, auch nicht weiter ein. Sie erzählte aber davon, dass sie selbst aus einer Region der Philippinen stamme, wo seit über 100 Jahren Bergbau betrieben würde.
Die drei Kernaussagen ihrer Stellungnahme enthielten dadurch zusätzliches Gewicht. Und diese Kernaussagen waren:
- es käme doch darauf an, wie (entwickelt) es in Tampakan 25 Jahre nach der Schliessung der Mine aussähe;
- dass die Blaan ihren Reichtum teilen sollten – aber bitte als Eigentümer von 51 Prozent der Aktien der Mine – und
- dass „Bergbau der indigenen Bevölkerung noch nie etwas genützt“ habe.
Und dann sagte sie auch noch den wichtigsten Satz der ganzen Veranstaltung: „Ihr sprecht ja nicht einmal deren Sprache. Ihr wisst doch gar nicht, wer die sind.“
Wäre das schön, wenn die Eigentümer des Bergbaukonzerns einsehen könnten, dass bei einer solchen Sprach-, Rechts- und Interessen-Unklarheit weder (wie einst in Babel) ein Turm bis in den Himmel gebaut, noch (in den nächsten drei Jahren) ein 800 Meter tiefes Loch gegraben werden sollte.
Und weil die Studie des Instituts für Menschenrechte und Frieden (INEF) auf Englisch vorliegt, und die Kommissionsleiterin ganz hervorragend Englisch sprach, müssten die (ausländischen) Aktionäre das doch eigentlich verstanden haben. Oder?
Übrigens: Mit Unterstützung von Misereor wird die Studie wohl bald auch in Blaan übersetzt werden.
Vielen Dank für den Hinweis! der Link ist nun korrigiert.
Bitte Link auf Studie korrigieren. Im Moment verweist er auf „http://www.misereor.de/themen/wirtschaft-fuer-die-armen/rohstoffe/tampakan-mine-auf-den-philippinen.htmlhttp://“
Das „http://“ am Ende muss natürlich weg.