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„Was macht Ihr Weihnachten in Ndjamena?“

Weihnachtsmuffel wären hier bestens aufgehoben. So merkte ich, als ich noch nach Zeichen der Vorweihnachtszeit suchte. Das Wort „Advent“ blieb unverstanden; zu schweigen von „Adventskalender“.

Die einzigen, unfeierlichen Weihnachts-Vorboten stellten die völlig überladenen Laster dar, welche ab Mitte November im Stadtzentrum auftauchten. Unter staubigen Planen kamen auf ihren Ladeflächen beim Abladen bergeweise technisches Gerät und andere Gebrauchsgüter zum Vorschein: Die Waren würden als Neujahrs- oder Weihnachtsgeschenke verkauft, sagte mir ein Tschader damals.

Auch heute finden wir im Stadtbild der muslimisch geprägten Hauptstadt lediglich dezent abstrakte Leuchtdekorationen. – „Weihnachtsmarkt“ ruft jemand begeistert – angesichts eines einsamen Straßenverkäufers mit Aufblasweihnachtsmännern. Im Kino läuft „Very Bad Trip 3“.

Besonders fehlen Weihnachtslieder. Hätte ich mir vorher kaum träumen lassen, denn in Deutschland hört man im Advent ja eher viel zu viel davon.  Wirklich, gar keine Weihnachtsmusik? Nun, aus einem chinesischen Haushaltswarenladen tönt uns ein schepperndes jingle bells  aus einer elektronischen Puppe entgegen, die es sich zwischen faltbaren Plastikchristbäumen bequem gemacht hat.

Ja, was machen wir hier Weihnachten?

Wir haben für Heiligabend liebe Verwandte und Freunde eingeladen,  mehrere Kinder dabei. Und wir fahren zusammen nach Dougia.  Der schöne Ort am Charifluss ist nicht nur herrlich ruhig. Sondern er bietet – mit etwas Phantasie betrachtet – auch sonst eine passende Landschaft. Die Sahelsteppe erinnert uns da gar an Weiße Weihnacht: Kahle Büsche und Bäume sind von feinem Sandstaub überzogen, was ihnen einen Anstrich wie von Schnee oder zumindest Raureif verleiht. Vermummte Gestalten trotzen der Wintertemperatur. Eine kleine Nomadenfamilie kommt vorbei geritten mit Eseln und Kamelen.

Gewiss wird es eine eher stille Bescherung; außer die Kinder hören draußen noch einige der in Dougia verbreiteten Affen und wollen sie besuchen gehen. Jedenfalls gibt es für alle vom Aachener Lebkuchen, den uns ein netter Kollege mitgebracht hat.

Bevor wir losfahren, schmücken wir gemeinsam das Wohnzimmer. Kerzen liegen bereit. Zum Bildermalen gibt es Papier und Stifte. Den Plastikbaum ersetzten wir durch einen grünen Strauch, den wir bei einem Straßenhändler erstehen. Als Schmuck für den Strauch dienen uns Rosenblüten.  Im Garten blühen gerade nämlich fast alle Blumen  – in Rot, Lila und Pink. –

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Andreas Kahler leitete die Misereor-Verbindungsstelle im Tschad.

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