Auch in diesem Jahr unterstützt die Aachener Bäckerei Moss in allen ihren Filialen die Solibrot-Aktion von MISEREOR. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen auf diese Weise fast 11.000 Euro an unser Hilfswerk spenden. Im Interview äußern sich Silvia Moss und ihr Ehemann Hans-Bernd Schwienhorst aus der Geschäftsführung der Bäckerei zu ihrem Engagement.
Sie selbst beschreiben sich als Unternehmen mit starkem sozialem Gewissen. Da passt Ihr Engagement für MISEREOR mit dem Verkauf von Solibroten sicherlich gut in Ihr Konzept. Was motiviert Sie dabei besonders?
Hans-Bernd Schwienhorst: Wir befinden uns gerade in der Fastenzeit. Das ist ein guter Anlass, um auch an andere Länder zu denken, in denen die Menschen Hilfe benötigen. Und für diese Menschen möchten wir etwas tun. Der Verkauf der Solibrote ergänzt im Übrigen unser ganzjähriges soziales Engagement in der Region.
Ist das Thema „Hunger in der Welt“ in einem Unternehmen wie dem Ihren ein Thema?
Schwienhorst: Wenn es in einem anderen Land Probleme in der Landwirtschaft gibt, zum Beispiel durch Missernten, dann sind wir davon häufig auch betroffen, indem die Preise für bestimmte Rohstoffe steigen, die wir in unserer Produktion verarbeiten. Und uns ist klar, dass eine solche Situation in den entsprechenden Ländern für die dortige Bevölkerung Hunger bedeuten kann.
Silvia Moss: Das sorgt auch in unserem Betrieb für Gesprächsstoff.
Inwiefern genau?
Schwienhorst: Uns ist sehr wichtig, dass unsere Mitarbeiter den Rohstoffen, die wir in unserer Bäckerei benötigen, sowie den Menschen und den Ländern, aus denen diese Rohstoffe kommen, eine hohe Wertschätzung entgegenbringen. Und das thematisieren wir in unserem Betrieb.
Moss: Hierbei mehr Bewusstsein zu schaffen, ist aber auch ein Prozess, der Zeit braucht.
Schwienhorst: Das Thema Hunger in unserem Betrieb anzusprechen, ist uns im vergangenen Jahr gut gelungen, als die MISEREOR-Fastenaktion in Aachen eröffnet wurde. Damals hatten wir in unserer Produktionsstätte Bischöfe und Priester aus verschiedenen armen Ländern zu Gast, die über die Lage in ihrer Heimat berichtet und dabei auch mit einigen unserer Mitarbeiter gesprochen haben. Dabei haben wir bei vielen Kolleginnen und Kollegen deutliche Betroffenheit gespürt über das, was sie an diesem Morgen erfahren und gehört haben.
Moss: In unserem Unternehmen arbeiten Menschen aus zahlreichen Nationen, die das Thema zum Teil aus einer anderen Perspektive betrachten, als wir Deutsche es tun. Das trägt natürlich auch dazu bei, dass das Bewusstsein für ein Thema wie den Hunger in der Welt wächst.
Die Firma Moss schenkt in ihren Filialen seit fast drei Jahren ausschließlich Kaffee aus fairem Handel aus. Hat sich das Konzept bewährt und planen sie, in Zukunft auch andere faire Produkte in Ihrem Unternehmen zu verwenden?
Schwienhorst: Eine Ausweitung entsteht schon dadurch, dass unser Unternehmen wächst und die fairen Anteile mitwachsen. Wenn auf dem Markt noch weitere faire Produkte angeboten werden, die für uns bezahlbar sind, dann würden wir diese auch gerne einsetzen. Aber das ist momentan für uns nicht möglich, weil solche Produkte zurzeit einfach zu teuer sind, als dass ihr Kauf für uns einen Sinn machen würde. Aber wir beschäftigen uns mit dem Thema immer wieder.
Moss: Wir erleben, dass wir mit unserem fairen Kaffee bei vielen Kunden eine positive Resonanz erzielen. Dennoch muss man hierfür kräftig die Werbetrommel rühren, damit dieses Angebot wahrgenommen wird.
Ergeben sich an der Ladentheke schon einmal Gespräche über das Solibrot?
Moss: Durchaus. Wir haben viele Mitarbeiterinnen, die sich mit dem Thema gut auskennen und die Sache mit Herzblut vertreten.
Und wie waren bisher die Reaktionen der Kunden?
Moss: Gut. Der Slogan „Schmeckt gut und tut gut“ erreicht viele Menschen, die das Brot mit gutem Gefühl gekauft und auch wiedergekommen sind und das Solibrot erneut geordert haben. Es gab auch schon Leute, die zum Kaufpreis noch etwas zusätzlich für MISEREOR gespendet haben. Das ist ein schönes Zeichen dafür, dass sich von einer solchen Aktion viele Menschen angesprochen fühlen. Wir finden es schön, dass die Zusammenarbeit mit MISEREOR entstanden ist und erhalten darauf bisher nur positive Rückmeldungen.
Welche Brote werden als Solibrote verkauft?
Schwienhorst: Die Bauernkruste und das Ardennerbrot.
Wie viele Solibrote haben Sie im vergangenen Jahr in Ihren Filialen verkauft?
Schwienhorst: Es waren fast 22.000.
Was tun Sie für hilfsbedürftige Menschen im Raum Aachen?
Schwienhorst: Wir verkaufen zum Beispiel seit Jahren sogenannte Printen-Glückssterne, deren Erlös in den verschiedenen Städten, in denen wir unsere Filialen haben, dem jeweils vor Ort ansässigen Kinderschutzbund zugute kommt. Darüber hinaus beliefern wir täglich alle Tafeln der Region mit Produkten von uns.
Moss: Und wir unterstützen auch mehrere Schulen, die unser Brot für das Schulfrühstück benötigen.
Und dazu verkaufen Sie in einzelnen Filialen auch vergünstigt Brot vom Vortag.
Schwienhorst: Ja, auch das. Was nicht verkauft oder an Bedürftige kostenlos abgegeben werden kann, kommt in eine Biogasanlage. Wir achten darauf, dass das nur eine kleine Menge ist. In jedem Fall gilt: Kein Brot wandert auf den Müll.
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Die Aprikosen für den Obstfladen kommen aus Südafrika, die Rosinen für’s Brötchen aus der Türkei , die Leinsamen für’s Brot aus Bangladesch… Mehr zur Solibrot-Aktion und einem Besuch in der Großbäckerei lesen Sie im Blogartikel „Solibrot und Gebäck global“ (15.2.2013)
Mehr Informationen zur Aktion „Solibrot“
Jeden Tag satt werden – für Millionen Menschen weltweit ein unerfüllbarer Wunsch. Und dabei ist Nahrung ein Menschenrecht. Mit der Solibrot-Aktion können Sie ganz konkret helfen.
Mehr Informationen zur Aktion gibt es unter www.misereor.de/solibrot