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„Energiewende“ für den Tschad?

MISEREOR und CEFOD eröffnen Debatte über Solarstrom-Potentiale

Tschad IKaum überlege ich, wie ich Tschads Energiearmut beschreibe, fällt wieder einmal der Strom aus. Da haben wir das Problem.

Obwohl grundlegend für jede Entwicklung, ist Strom ein Luxus im Tschad. Selbst im internationalen Quartier Klemat fällt er ständig aus. Und wenn er da ist, so reicht die elektrische Spannung oft nicht aus, um alle Lampen oder eine Klimaanlage zu benutzen – was bei der anschwellenden Hitze gut täte. Zumindest nachts zum Schlafen. (Wir nähern uns bis Mai wieder unaufhaltsam der 50°-Marke.)

Strom ist ein absolutes Luxusgut: Gerade einmal 3,5% der Tschader haben zu Hause Strom.  Der Energieverbrauch der übrigen Menschen beschränkt sich aufs Kochen – bis heute nutzen sie dazu Holz, Holzkohle und Dung.

Vom Strom hält sie weniger der hohe Preis ab (19 Cent/kWh). Vielmehr gleichen die Stromnetze hier winzig kleinen Inseln, während die meisten Landesteile, Städte oder Stadtviertel noch nie an ein Netz angeschlossen waren. Hier rattern und qualmen dann Dieselgeneratoren – für die wenigen, die es sich leisten können.

Aber trotz „hervorragender“ CO2-Bilanz darf in dem Sahelland nicht einmal der geringe Energiekonsum als ökologisch nachhaltig gelten: Tschads ohnehin geringen Bestände an Bäumen und Buschwerk sind von Kahlschlag bedroht. Zum einen steigt der Bedarf an Holz aufgrund des Bevölkerungswachstums kontinuierlich. Zum anderen wird das verheizte Holz so gut wie nie nachgeforstet. Und der Klimawandel führt mit Dürren oder Überschwemmungen zu zusätzlicher Verknappung.

Erneuerbare Energien im Tschad

Tschad IIAngesichts dieser krassen Energieprobleme haben das Bildungszentrum CEFOD und MISEREOR vergangenes Jahr ein Pilotprojekt umzusetzen begonnen, das die Potentiale erneuerbarer Energien auch und gerade für das Ölförderland Tschad aufzeigen soll. Die im Testbetrieb befindliche CEFOD-Solaranlage ist soweit mit einer Leistung von 60 Kilowatt die wohl größte Photovoltaikinstallation im ganzen Land.

Die erste öffentliche Diskussion über das Solar-Projekt machte kürzlich deutlich, wie weit entfernt sich Tschad von einer „Energiewende“ befindet. Und gleichwohl erwies es sich als völlig richtig, hier die Debatte über erneuerbare Energien zu beginnen. Inputs von Vincent Möller (MISEREOR), Bernd Wolff (Energiebau) und CEFOD versetzten das Publikum in eine so diskussionsfreudige Stimmung, dass die Gesprächsenergie sich bis nach Veranstaltungsende kaum erschöpfte.

Von der handfesten Nachfrage „Was kostet denn eine Solaranlage für meinen 4-Personen-Haushalt?“ bis zur Grundsatzüberlegung, ob die CEFOD-Anlage ein soziales Projekt zur Armutsbekämpfung sei, sah sich das Panel mit einem spannenden Interessensspektrum konfrontiert. Längst nicht jede Frage ließ sich abschließend beantworten: „Was ist MISEREORs Plan, um jetzt unser ganzes Land mit Solarstrom zu versorgen?“ – so die erstaunliche Publikumsfrage, anhand derer spätestens sehr klar wurde, dass die Suche nach Energielösungen in Ndjamena noch ganz am Anfang steht. MISEREOR-Partner CEFOD will sie jedenfalls nach Kräften weiter voranbringen.

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Andreas Kahler leitete seit April 2012 die MISEREOR-Verbindungsstelle in N`Djaména/Tschad. Seit 2018 ist er Leiter der Verbindungsstelle in Abuja/Nigeria. In seiner Arbeit kümmert er sich um den guten Dialog mit den Partnern von MISEREOR und begleitet die Projekte.

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