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Brasilien: Energie – für was? Für wen? Wie?

Hell erleuchtete Stadien, nahtlose Übertragung der Fußballspiele. So ist man das gewohnt von einer WM. Doch einige Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaft sah es im Austragungsland Brasilien noch ganz anders aus: Bis zu zwei Stunden waren 6 Millionen Menschen weg vom Netz. Und das ist nichts Ungewöhnliches in Brasilien.

Ein Beitrag von Ina Kraft

Flyer des thematischen Sozialforums FTS-Energie

Das Sozialforum bietet Raum für eine breite und offene Diskussion – auch für Minderheiten.

Energie. Für was? Für wen? Wie? – das sind die Leitfragen, die sich das thematische Sozialforum stellt, das vom 7.-10. August in Brasília stattfindet. Misereor nutzt diese Gelegenheit, um dort mit lokalen Partnerorganisationen in einen Dialog zu treten.

Auch wenn bei der WM alles glatt ging – nicht zuletzt vielleicht auch deshalb, weil die Fifa mit Generatoren vorgesorgt hatte – ist das nicht selbstverständlich im größten Land Lateinamerikas. Das wackelige Stromnetz ist das wohl schwerwiegendste Problem im Bereich der Infrastruktur. Zuletzt musste im Jahr 2001 der Strom drastisch rationiert werden und es kam reihum zur zeitlich begrenzten Abschaltung, um den Verbrauch um 20 Prozent einzuschränken.
Und auch andere lateinamerikanische Staaten haben Probleme, gerade auch die ländliche Bevölkerung mit Energie zu versorgen. Gleichzeitig steigt im Zuge der Klimadebatte der Anspruch auf nachhaltige, umweltverträgliche Energie-gewinnung, die aber auch sozial verträglich sein muss. Gerade hier tun sich viele lateinamerikanische Staaten schwer, allen Ansprüchen gerecht zu werden, um nicht auf Kosten von Minderheiten oder der Umwelt die Energiegewinnung voranzutreiben.

Energiegewinnung aus sauberen Quellen?

Das thematische Sozialforum „FST-Energie“ bietet Raum für eine breite und offene Diskussion, die vor allem auch Minderheiten zu Wort kommen lässt. An vier Tagen finden in Brasiliens Hauptstadt verschiedene Seminare, Workshops und Podiumsdiskussionen statt. Gemeinsam sollen Arbeitsgruppen, soziale Bewegungen, Fachleute und Mitglieder aus NGOs sich austauschen und alternative Lösungen zu nachhaltiger Energiegewinnung und Energieeffizienz finden. Lösungen, die auch die Menschen in Lateinamerikas entlegenen Gebieten erreichen, die für jeden bezahlbar sind und nicht den Lebensraum der Armen oder die Natur zerstören. Energie eben aus sauberen Quellen erzeugt, ökologisch und sozial nachhaltig.

Gemeinsam mit den Partnern in Lateinamerika

Misereor ermöglicht es Partnern aus Bolivien, Brasilien und Peru am Forum teilzunehmen. Arbeitsgruppen der einzelnen Länder können sich über ihre Probleme, Herausforderungen, innovative Ideen und bereits erlebte Erfahrungen austauschen. Denn gerade diese drei Staaten verbindet auch ein gemeinsamer sensibler Lebensraum, in dem Potenzial, aber auch jede Menge Herausforderungen der Energiegewinnung stecken: Der Amazonas. Bereits gebaute und geplante Staudämme an Amazonas-Zuflüssen bringen unerwartete Schäden in allen drei Ländern mit sich: Überschwemmungen, Störung der Fischwanderungen, Abtragung von Sedimenten sind nur einige der Umweltauswirkungen, die die vermeintlich nachhaltige Energiegewinnung durch Staudämme mit sich bringt. Weitreichende Schäden und Folgen der Umweltzerstörung, über die Ländergrenzen hinweg, sind hier zu spüren. Lösungen können hier nur in Kooperation gefunden werden.

Gemeinsam möchten wir mit unseren verschiedenen Partnern Lösungsansätze und Potenziale herausarbeiten, um in Zukunft gezielt nachhaltige, sozial verträgliche Projekte zur Energiegewinnung unterstützen zu können.

Unsere Partnerorganisationen

FMCJS (Netzwerk für Klimawandel und soziale Gerechtigkeit) ist seit sechs Jahren Partner von Misereor in Brasilien und Initiator des Forums. Ziel des Netzwerks ist es, die Öffentlichkeit über Auswirkungen des Klimawandels zu informieren, das Wissen unter den zivilgesellschaftlichen Organisationen zu vernetzten und nicht zuletzt auch mit Aktionen die Regierung dazu auffordern, Verantwortung zu übernehmen. Misereor unterstützt dabei beispielsweise die Schulung von Beratern, die Teilnahme an Kampagnen oder auch die Erarbeitung und Ausstrahlung von Radioprogrammen zu aktuellen Themen, die den Klimawandel betreffen.
Mehr zu FMCJS (brasilianische Homepage des Netzwerks): http://fmclimaticas.org.br

 

MOCICC (Bürgerbewegung gegen die Negativauswirkungen des Klimawandels), unser peruanischer Partner, ist eine Bürgerbewegung, die ihre Stimme gegen den Klimawandel erhebt. Sie steht für alle Bevölkerungsschichten ein, gerade auch für indigene Minderheiten und fordert gemeinsame Maßnahmen für einen neuen, nachhaltigen Lebensstil sowohl auf lokaler, regionaler, nationaler als auch globaler Ebene. Dabei ist 2014 ein besonderes Jahr für die Bürgerorganisation. Denn die Weltklimakonferenz 2014 findet im Dezember in Lima statt. MOCICC plant in diesem Rahmen eine Alternativveranstaltung, einen Sozialgipfel, der Raum bietet, um die massiven Auswirkungen des Klimawandels einem breiten Publikum vor Augen zu führen und Debatten um faire Lösungen anzustoßen. Die Teilnahme am Forum in Brasília ermöglicht es MOCICC vorab nochmal in einen Austausch mit anderen internationalen sozialen Bewegungen zu treten, Erfahrungen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.
Mehr zu MOCICC (spanische Homepage der Bürgerbewegung): www.mocicc.org
Mehr zum Sozialgipfel als Parallelveranstaltung zur Klimakonferenz 2014 in Lima: www.cop20.pe/en

 

Die GTCCJ (Arbeitsgruppe Klimawandel und Gerechtigkeit) besteht aus mehreren bolivianischen gemeinnützigen Institutionen, die sich mit dem Thema Klimawandel aus der Perspektive der ökologischen Ethik und Gerechtigkeit beschäftigen. Misereor unterstützt die Gruppe seit Jahren in Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Aber auch bei der Erarbeitung praktischer Anpassungsstrategien für arme Bevölkerungsgruppen im städtischen und ländlichen Bereich. Mehr zu GTCCJ (spanische Homepage der Arbeitsgruppe): www.ccjusticiabolivia.org

Über die Autorin:

Ina Kraft arbeitet aktuell bei MISEREOR in der Vorbereitung des Forums und ist in Kontakt mit den beteiligten MISEREOR-Partnerorganisationen. Sie studierte Lateinamerikanistik und Altamerikanistik in Bonn und befasst sich nun im Rahmen eines Masterstudiums mit Fragen der Globalisierung und Entwicklung.

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

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    Wünsche Euch ein produktives und spannendes Sozialforum! Und hoffentlich gibt es später einem Bericht hier mit vielen Fotos!

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