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Südsudan: Im Flüchtlingslager

Juba, Hauptstadt des Südsudan: Projektreferentin Barbara Schirmel über ihre Eindrücke aus einem Flüchtlingslager

Schon von weitem sieht man die Zelt-ähnlichen Behausungen wie eine kleine Stadt am Fuße des Hügels liegen. Nach einer Kontrolle durch Sicherheitskräfte fahre ich gemeinsam mit den Schwestern des Ordens Daughters of Mary Immaculate – DMI in das große Vertriebenenlager der Vereinten Nationen in Juba.

Weil aus einem Machtkampf Krieg wurde

Auf engstem Raum leben hier etwa 41.000 Familien, die meisten von ihnen Nuer aus dem Nordosten des Südsudan. Sie sind geflohen vor den Kämpfen, die im Dezember letzten Jahres zwischen dem Präsidenten und seinem ehemaligen Vizepräsidenten ausgebrochen sind, und mittlerweile fast das ganze Land in Mitleidenschaft gezogen haben.

Dicht an dicht stehen die mit Stangen und weißen Planen der UN errichteten kleinen Hütten, die einer ganzen Familie Platz bieten müssen. Es gibt so gut wie keine Privatsphäre, keine festen Türen. Jeweils mehrere hundert Menschen  müssen sich wenige Latrinen teilen. Zwischen Unrat und Müll leben tausende Kinder. Sie tauchen von allen Seiten auf, sobald ich meine Kamera zücke und posieren für ein Foto. Eine kleine willkommene Abwechslung in dieser so wenig kindgerechten Umgebung.

Wie in einer Kleinstadt haben einige geschäftstüchtige Bewohner kleine Läden eröffnet, in denen sie in kleinen Mengen zusätzliche Lebensmittel, Seife, Bonbons oder auch Dienstleistungen anbieten. Unter ihnen auch Regina, die auf einem kleinen Tischchen eine Handvoll Gemüse und Grünzeug zum Verkauf anbietet. Sie ist mit sechs von insgesamt zehn Kindern hier im Lager angekommen. Zwei Söhne haben sich den Milizen der „Opposition“ angeschlossen. Zwei Töchter sind schon erwachsen. Sie weiß nicht, wo sie und ihre Familien jetzt sind.

Für einen besseren Alltag und eine friedliche Zukunft

Die DMI-Schwestern kümmern sich besonders um Schwangere und Frauen mit kleinen Kindern. Besonders liebevoll gestalten sie Unterrichtund Spiele für die Kinder, damit diese für eine Weile die auf der Flucht erlittenen Traumata und das enge Leben im Lager vergessen können. Wenn sie singen und spielen strahlen ihre Gesichter, sie klatschen in ihre Hände tanzen und freuen sich am Leben.

Mit Unterstützung von Misereor wollen die DMI-Schwestern auch wieder Frieden zwischen die Nuer aus dem Lager, die aus der Umgebung von Juba stammen, und den Menschen in den Dörfern bringen, die sie vertrieben haben. In Friedenskomitees im Lager und in den Dörfern können die Geschehnisse der vergangenen Monate aufgearbeitet werden, damit die Menschen der verschiedenen Ethnien wieder in einer Gemeinschaft leben können. Und damit so auch die Kinder wieder in eine friedliche und freundliche Umgebung zurückkommen.

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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