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Menschenkette gegen Kohletagebau: Droht Deutschland seine Klimaziele zu verfehlen?

Trotz Energiewende laufen die Braunkohlekraftwerke in Deutschland derzeit auf Hochtouren. Gleichzeitig werden moderne, klimafreundliche Gaskraftwerke wegen der Überkapazitäten von schmutzigem Kohlestrom der Reihe nach abgeschaltet. Das ist ökonomisch gesehen Irrsinn, aber auch ökologisch ein großes Problem: Deutschland droht sein Klimaziel zu verfehlen – ein fatales Signal kurz vor dem G7-Gipfel und den internationalen Klimaverhandlungen in Paris!logo_anti_kohle_kette_2015Deutschland hat sich verpflichtet, im Jahr 2020 vierzig Prozent weniger klimaschädliche Treibhausgase auszustoßen als 1990. Um das zu erreichen, will die Bundesregierung von den ältesten und schmutzigsten Braunkohlekraftwerken einen zusätzlichen Klimaschutzbeitrag einfordern. Denn gerade deren Emissionen stiegen in den vergangenen 15 Jahren an, statt zu sinken.

Gewerkschaften wie die IG BCE und Verdi blasen jetzt zum Gegenangriff. Sie behaupten, dass 100.000 Arbeitsplätze in Kraftwerken und Zulieferbetrieben verloren gingen, wenn das Gesetz umgesetzt würde. Abgesehen davon, dass diese Zahl eher hoch gegriffen erscheint – die „Kohlenstatistik“ des Branchenverbandes weist 21.400 Beschäftigte im Braunkohlesektor aus – zeigen die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, dass auch die Energiewirtschaft aus erneuerbaren Quellen viele Arbeitsplätze bietet. Sicher, erneuerbare Energien werden oft dezentral aufgebaut, ist das System ein anderes, als es unsere großen Energieversorger bisher gewohnt waren. Es ist also denkbar, dass sie vor allem um ihr Geschäftsmodell fürchten.

Trendwende in der Kohlepolitik

Weltweit geht der Trend derzeit weg von der Kohle. Zwar haben die Philippinen oder Indien noch Pläne für zahlreiche neue Kohlekraftwerke angekündigt, aber in China, Großbritannien, oder Schweden wird die Reduzierung der Kohleverstromung eingeleitet. Dabei ist es absolut notwendig, die Weichen für einen geplanten Strukturwandel frühzeitig zu stellen. Bei dem geplanten Gesetz geht es explizit nicht darum, in wenigen Monaten aus der Kohleverstromung in Deutschland auszusteigen – hier umfassen die Zeiträume mehrere Jahrzehnte. Damit bleibt genug Zeit für Politik, die Energiewirtschaft und alle anderen Beteiligten, ein neues Energiesystem in globaler Verantwortung und lokalen Wertschöpfungsmodellen zu planen.

„Neu denken – Veränderung wagen“

…war das Motto der diesjährigen Fastenaktion. Bei MISEREOR stellen wir uns gemeinsam mit unseren Partnern in aller Welt die Frage, wie eine wachsende Weltbevölkerung in den Grenzen unserer ökologischen Ressourcen gut leben kann. Das bedeutet aus der Sicht Misereors: Um nachfolgenden Generationen ihre Chancen auf eine menschenwürdige Zukunft zu erhalten, müssen wir in Deutschland und anderen Staaten, die für den Klimawandel hauptverantwortlich sind, unseren Energie- und Ressourcenverbrauch stark reduzieren. Atom- und Kohleausstieg gehören dabei zur notwendigen Energiewende. Menschen in Ländern des Globalen Südens müssen aber auch die Möglichkeit haben, energetische Ressourcen zu nutzen. Sie sollten vor allem darin bestärkt werden, klimafreundliche Optionen und nicht fossile Energiequellen zu wählen, die keine Zukunft haben.

Ich selbst werde am 25. April mit vielen Kolleginnen und Kollegen aus der klima-allianz Deutschland in der Menschenkette am Braunkohletagebau Garzweiler II stehen und hoffe, dass wir ein starkes Signal an Landes- und Bundespolitik senden können. Wir möchten, dass die klima- und gesundheitsschädliche Kohleverstromung endlich reduziert wird und der Strukturwandel jetzt eingeleitet wird!

Auch Sie können mitmachen! Kommen Sie mit uns zu Garzweiler bei Köln, um sich mit uns für Klimaschutz und den Kohleausstieg einzusetzen.

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Kathrin Schroeder leitet die Abteilung Politik und Globale Zukunftsfragen bei Misereor.

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