Es sind nur noch wenige Wochen bis zum Klimagipfel COP21 in Paris; MISEREOR und andere Akteure der Zivilgesellschaft setzen sich auf dem Weg dorthin für ein neues und für alle Staaten verbindliches Klimaabkommen ein, das den Grundstein für Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit legt. Dazu zählt die Umstellung der Weltwirtschaft von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas auf Erneuerbare Energien. Nur durch eine völlige Umstellung des Energiesektors kann die Zukunft nachfolgender Generationen gesichert und der Klimawandel begrenzt werden.
Der Energiesektor trägt heute mit fast 40 Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen bei, in Deutschland wird derzeit von 100 Lampen noch immer jede vierte mit Strom aus Kohle versorgt. Dabei zeigt der Abbau von Braun- und Steinkohle nicht nur in Deutschland seine schmutzige Seite: in vielen Partnerländern MISEREORS wie Südafrika oder Kolumbien ist die Gewinnung fossiler Energieträger nach wie vor mit massiven Menschenrechtsverletzungen verbunden. Zwangsumsiedlungen, Umweltschäden, negative Auswirkungen auf die Gesundheit, Produktionseinbußen bei Kleinbauern und fehlende oder nicht durchgeführte Konsultationen der betroffenen Bevölkerung sind nur einige Schlagworte in diesem Zusammenhang. 70 Prozent der in Deutschland verbrannten Steinkohle stammten im Jahr 2013 aus Nicht-EU-Ländern. Damit verlagern wir die negativen Folgen unseres Energiemodells zu einem großen Teil ins Ausland.
Reserven im Boden belassen, Emissionen senken
MISEREOR und seine Partnerorganisationen aus Lateinamerika, Afrika und Asien sind sich daher sicher: Um nachfolgenden Generationen die Chancen auf eine menschenwürdige Zukunft zu erhalten und die globale Erwärmung zu begrenzen, muss die Staatengemeinschaft auf den Im- und Export von fossilen Energieträgern verzichten und die Emissionen aus der Energieproduktion drastisch sinken. Das bedeutet auch, die etwa 75 Prozent der uns heute bekannten Kohlereserven im Boden zu belassen und den Großteil der bekannten Öl- und Gasreserven nicht mehr zu fördern. In sozialen Netzwerken wie twitter werben Aktivistinnen und Aktivisten mit dem Hashtag #KeepItIntheGround für dieses Ziel.
Nur ein Temperaturanstieg auf maximal 1,5 beziehungsweise unter zwei Grad kann unkalkulierbare Risiken für Mensch und Natur noch abwenden. Hier müssen wir in Deutschland, in der EU und die Staaten, die für den Klimawandel hauptverantwortlich sind, gemeinsam Verantwortung übernehmen. Während des G7-Gipfels in Schloss Elmau im Juni bekannte sich die Bundesregierung zur Dekarbonisierung der Weltwirtschaft und einer drastischen Minderung der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 – konkrete Instrumente gegen die klimaschädliche Kohleverstromung fehlen aber noch.
Paris als Startschuss im Kampf gegen den Klimawandel
In Paris besteht für die Bundesregierung und alle anderen Staaten nun die einmalige Chance, den gemeinsamen Ausstieg aus fossilen Energiequellen, einen gerechten und vollständigen Übergang zu erneuerbaren Energien und zu Energieeffizienz einzuleiten. Dazu dient zum Beispiel ein langfristig ausgerichtetes Ziel für die Dekarbonisierung. Auch sehr wichtig ist aus MISEREOR-Sicht die deutliche Unterstützung des Globalen Südens, insbesondere der am wenigsten entwickelten Länder, bei der Planung einer nachhaltigen und bezahlbaren Versorgung durch erneuerbare Energien und die Begleitung von Strategien zum Kohleausstieg.
Studien von Umweltbundesamt und Greenpeace zeigen deutlich auf, dass mit den bereits jetzt bekannten technischen Mitteln wie Photovoltaikanlagen, Wasserkraft oder Biomasse bis 2050 Treibhausgas-Neutralität für Deutschland möglich ist. Nach der Weltklimakonferenz in Paris sind alle Akteurinnen und Akteure gefragt, ähnliche Szenarien auszuarbeiten, mit denen der Weg zu Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit begreifbar und planbar wird.
Für MISEREOR werden bei den Klimaverhandlungen vom 7. bis zum 13. Dezember in Paris als AnsprechpartnerIn vor Ort sein:
Kathrin Schroeder
Expertin für den Bereich Energie
Email: Kathrin.Schroeder(at)misereor.de
Telefon: 0151 5242144
Stefan Tuschen
Experte für den Bereich Entwicklung und
Klimawandel
Stefan.Tuschen(at)misereor.de
Telefon: 0171 2945683
MISEREORs Partner im Kampf gegen den Klimawandel
Die Grupo de Trabajo Cambio Climático y Justicia (GTCC) aus Bolivien
Die GTCC ist ein Netzwerk, das sich landesweit für Klimaschutz und nachhaltige Energiesysteme in Bolivien einsetzt. Bolivien ist eines von zehn Ländern weltweit, das laut Prognosen besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein wird: Schmelzende Gletscher, Bodentrockenheit und Erosion, veränderte Regenzeiten und lange Dürreperioden verdeutlichen dies schon heute. Die GTCC hat die Anpassung an den Klimawandel nicht nur auf die Agenda von unterschiedlichen Akteuren in Bolivien gebracht, sondern auch in regionale Arbeitsprogramme überführt. Medienbeiträge werden platziert, um die öffentliche Diskussion über den Klimawandel zu fördern und rund 1800 Familien in der Erarbeitung praktischer Anpassungsstrategien wie der Regenwasserspeicherung und dem Hochwasserschutz unterstützt.