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Keine Zukunft ohne Bäuerinnen und Bauern!

Sie sind aus ganz Deutschland angereist: Bauern und Bäuerinnen zum Beispiel von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Nichtregierungsorganisationen, Verbraucherinnen und Verbraucher und auch viele Mitarbeitende  von lebensmittelverarbeitenden Betrieben. Gemeinsames Ziel: In Berlin bei der Demonstration „Wir haben es satt“ ein Zeichen zu setzen für  eine international faire und umweltfreundliche Landwirtschaft, für nachhaltige Lebensmittelproduktion und die Förderung bäuerlicher Betriebe.

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Die ersten Trecker haben sich schon vor Tagen auf den Weg gemacht. Hunderte Kilometer ging es quer durch Deutschland, auf großen Rädern mit durchschnittlich 40 km/h. Foto: MISEREOR/Brodbeck

Am Samstag um 12 ging es los. MISEREOR war dabei, um den Stimmen seiner Projektpartner Gehör zu verschaffen. Denn die Agrarpolitik in der EU hat massive Auswirkungen auf die Landwirtschaft im globalen Süden.

Den Menschen aus dem globalen Süden eine Stimme geben, das ist das Anliegen von MISEREOR. In Westafrika zum Beispiel stehen immer mehr Kleinbauern und Viehhirten vor dem Aus. Einer der Gründe: Vermehrter Billig-Import von Milchpulver unter anderem aus der EU.

Unser Statement auf der Demo: EU-Exporte überschwemmen Afrikas Märkte. Foto: MISEREOR/Brodbeck

Unser Statement auf der Demo: EU-Exporte überschwemmen Afrikas Märkte. Foto: MISEREOR/Brodbeck

Aber auch in Deutschland werden Milchproduzenten und-produzentinnen von den extrem niedrigen Milchpreisen, die der Exportausrichtung der Milchindustrie geschuldet sind, aus der Produktion getrieben.

Gemeinsam für eine faire Landwirtschaft – weltweit

Ibrahim Diallo, Präsident von 42 Kleinstmolkereien in Burkina Faso und MISEREOR-Partner ist nach Berlin gekommen, um auf die prekäre Situation der Milchbäuerinnen und -bauern in seinem Land aufmerksam zu machen.

Diallo-MISEREOR-Partner

Mit dabei war MISEREOR-Projektpartner Ibrahim Diallo aus Burkina Faso. Er fragt: „Muss denn alles zerstört werden? Wir haben das Potential: Gute Milch für alle – aber die Voraussetzungen müssen gegeben sein.“ Foto: MISEREOR/Brodbeck

Diallo geht es aber auch um ein Zeichen der Solidarität mit deutschen Bauern. „Wir solidarisieren uns mit den Milchbauern in Europa. Wir haben gehört, dass der Milchpreis auf unter 25 Cent gesunken ist, und die Bauern hier große Sorgen haben. Gleichzeitig möchten wir auf unsere Situation aufmerksam machen. Der niedrige Weltmarktpreis, das Auslaufen der Milchquote und die große Milchmenge in Europa führen dazu, dass Milchpulver vermehrt nach Westafrika exportiert wird.“ Er ist überzeugt: „Wenn wir politisch zusammenarbeiten, können wir mehr erreichen.“

Arbeiten seit Jahren gut zusammen: Projektpartner Ibrahim Diallo aus Burkina Faso und Wilhelm Thees, Agrarexperte bei MISEREOR.

Arbeiten seit Jahren gut zusammen: Projektpartner Ibrahim Diallo aus Burkina Faso und Wilhelm Thees, Agrarexperte bei MISEREOR. Foto: MISEREOR/Brodbeck

Zu den Demo-Teilnehmern sagt Diallo: „Ich stehe hier als Vertreter der Milchbauern der Sahelländer und will unsere Solidarität mit unseren europäischen Kolleginnen und Kollegen ausdrücken, insbesondere in unserem gemeinsamen Kampf gegen die aktuelle, für uns verhängnisvolle Politik.“

Foto: MISEREOR/Brodbeck

Mit einer überdimensionalen Milchkanne machten die MISEREOR-Unterstützer auf die Milchpulver-Exporte und ihre Auswirkungen in afrikanischen Ländern aufmerksam. Foto: MISEREOR

Kerstin Lanje, Referentin für Landwirtschaft und Ernährung bei MISEREOR, berichtet: „Die Situation hat sich für die Milchbauern in Burkina Faso weiter verschlechtert.  Milch, aus europäischem Milchpulver gewonnen, kostet nur noch ein Drittel der lokalen Frischmilch. Ich finde das frustrierend. Eine Zukunftsperspektive bietet das nicht für die Viehhalter.“

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Foto: Brodbeck/MISEREOR

Es gibt viele Indizien für Fehlentwicklungen in unserem Ernährungssystem. 800 Millionen Menschen hungern und 2 Milliarden Menschen leiden an Mangelernährung, gleichzeitig sind fast zwei  Milliarden Menschen übergewichtig. Bauern und Bäuerinnen in Nord und Süd, die das Potential dazu haben, gesunde Lebensmittel für alle Menschen zu produzieren, können unter dem Druck der Billigexporte und Dumpingpreise kaum fortbestehen. Daher ist ein Umdenken nötig. „Ein Ernährungssystem, das für viele Menschen Arbeit und Einkommen zu guten Bedingungen schafft, das unsere Umwelt schützt und für Vielfalt vom Acker bis auf den Teller sorgt, braucht die Unterstützung von Konsumentinnen und Konsumenten und der Politik. Es ist schön im Rahmen der Wir-haben-es-satt-Demo zu sehen, wie viele Menschen sich dafür einsetzen“, kommentiert Sarah Schneider, MISEREOR-Expertin für Landwirtschaft und Ernährung.

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Gemeinsam mit vielen anderen forderte MISEREOR eine international faire und umweltfreundliche Landwirtschaft, nachhaltige Lebensmittelproduktion und die Förderung bäuerlicher Betriebe. Foto: MISEREOR/Brodbeck

Gemeinsam mit unseren Partnern fordern wir:

  • Faire Preise und Marktregeln für Bauern – weltweit
  • Die Erfüllung des Rechts auf Nahrung in Nord und Süd
  • Faire Handelsregeln
  • Gesundes und bezahlbares Essen für alle
  • Saatgutvielfalt
  • Recht auf Wasser
  • Eine umweltfreundliche, klimafreundliche und nachhaltige Landwirtschaft
  • Fairen Zugang zu Land – weltweit

Schälen, Schnippeln, Kochen für den guten Zweck

Am Abend vor der Demo wurde bei der Schnippeldisko zu den Messern gegriffen: Für eine Protestsuppe verarbeiteten Freiwillige 2000 Kg knubbeliges und „ungewolltes“ Gemüse. Alles Erntereste von Bauernhöfen aus der Region, die sonst weggeworfen worden wären, weil ihr Aussehen nicht der Norm entspricht.  Dazu wurden 5000 Butterbrote geschmiert und ein DJ legte auf.

Weitere Informationen

MISEREOR-Themendossier „Gutes Essen für alle?“

Blogbeitrag „Milch reist nicht gern, Milchbauern aus Burkina Faso schon – Unterwegs im Allgäu und in der Eifel

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Nina Brodbeck ist Referentin für Kommunikation bei Misereor.

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