Ein breites Bündnis aus Vereinen, Verbänden und Zivilgesellschaft hat heute vor dem Bayer-Hauptsitz in Leverkusen ein Zeichen gegen die geplante Übernahme des Glyphosat-Herstellers Monsanto durch die Bayer AG gesetzt. Mit Traktoren und einer überdimensionalen, pflanzenfressenden Figur verdeutlichten sie ihre Ablehnung der geplanten Fusion durch große Teile der Zivilgesellschaft.
Jochen Fritz, Organisator der „Wir haben Agrarindustrie satt!“-Demonstrationen in Berlin sagte in seiner Rede: „Bayer und Monsanto verhalten sich wie ein Pac-Man. Monsanto hat eine Saatgut-Firma nach der anderen geschluckt, auch Bayer ist hier kein Kind von Traurigkeit. Heute beherrschen drei Konzerne mehr als die Hälfte des globalen Saatgutmarkts. Das bedroht die Vielfalt auf unseren Äckern und Tellern! Als breites gesellschaftliches Bündnis sagen wir ‚Nein‘ zu dieser Fusion: Wir wollen Essen von Bauern und Lebensmittelhandwerkern, nicht von Chemie- und Pharmakonzernen!“ Fritz, der in Werder/Havel einen Biohof im Nebenerwerb betreibt, forderte von der nächsten Bundesregierung eine Politik für Bauernhöfe. Statt Großkonzerne zu fördern müsse die Politik dafür sorgen, dass bäuerliche Betriebe überleben können.
Konzernmacht von Bayer und Monsanto
Bernd Schmitz, Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) in Nordrhein-Westfalen: „Ich fordere die EU-Kommission auf, die geplante Fusion zu untersagen. Wenn Bayer und Monsanto fusionieren, haben wir eine Marktkonzentration erreicht, die Wettbewerb nicht mehr zulässt. Für uns Bauern bedeutet dies in der Regel höhere Preise und Einschränkung der Saatgutvielfalt. Nicht mit uns. Wir setzen auf Stärkung bäuerlicher Saatgutarbeit, auf nachbaufähige Sorten und Bayer und Monsanto sollen uns vom Acker bleiben.“
MISEREOR engagiert sich für Saatgutvielfalt
Sarah Schneider, Referentin Ernährung und Landwirtschaft bei MISEREOR, betonte: „Bei unseren Partnern im globalen Süden sind die negativen Folgen der Geschäftspraktiken dieser Konzerne bereits heute deutlich spürbar. Agrarkonzerne wie Bayer und Monsanto begründen ihr Geschäftsmodell mit der Bekämpfung des Hungers in der Welt. Doch ganz in Gegensatz führt dieses Modell dazu, dass sich Kleibauern verschulden, ihr Land verlieren oder von Pestiziden krank werden. Die Politik muss das Potenzial der Millionen Landwirte weltweit anerkennen, fördern und Konzerne regulieren.“ Mit der Kampagne „Saat für Vielfalt“ informiert MISEREOR derzeit über die negativen Folgen des Agrarmodells der Konzerne im globalen Süden und zeigt demokratische und nachhaltige Alternativen auf.
Bayer muss Export von hochgiftigen Pestiziden stoppen
In ihrer Rede in Leverkusen wies Sarah Schneider auch auf die Verantwortung des Konzerns Bayer hin, international anerkannte Menschenrechtsstandards bei seinen Auslands-Geschäften einzuhalten. Mit der Übernahme des weltweit umstrittenen Agrarkonzerns Monsanto sei diese umso größer: „Mit Sorge verfolgen Misereor und seine Partner den Export von hochgiftigen Pestiziden in den globalen Süden. Auch Bayer vertreibt dort Pestizide, die auf dem europäischen Markt aufgrund nachgewiesener Gefahren längst verboten sind. 200.000 Menschen sterben jährlich an akuten Pestizidvergiftungen, vor allem in Entwicklungsländern. Gründe dafür sind die fehlende Regulierung des Pestizidhandels und -einsatzes durch die Regierungen sowie die mangelhafte Aufklärung der Anwender über die Gefahren der Pestizide für Mensch und Umwelt. Die Menschenrechte auf Leben, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen, Wasser, Nahrung und Gesundheit sind dadurch bedroht. Bayer muss sein Geschäftsmodell auf Menschenrechtsverletzungen hin untersuchen, endlich dafür Verantwortung übernehmen und den Export von gefährlichen Agrarchemikalien in den globalen Süden, die in Deutschland aufgrund ihrer hohen Risiken nicht zugelassen sind, einstellen.“
Jutta Sundermann, Aktion Agrar: „Um die bäuerliche Landwirtschaft, gesundes Essen und eine vielfältige Umwelt zu erhalten, brauchen wir direkte Kontakte zu regionalen Produzenten. Immer größere Konzerne im Agrarbereich bedrohen unsere Zukunft. Längst liegt zu viel Macht in den Händen von wenigen Konzernen. Daher fordern wir von der nächsten Bundesregierung: Stoppen Sie diese Fusion! Schieben Sie der Konzernmacht einen Riegel vor“.
MISEREOR-Kampagne „Saat für Vielfalt“
Gelingt die Fusion von Bayer mit Monsanto, würde „BaySanto“ zum größten Anbieter für Saatgut und Pestizide weltweit; mit enormem Einfluss auf unsere Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt. Bäuerinnen und Bauern weltweit brauchen deshalb nicht nur die Unterstützung durch die Politik, sondern auch durch uns Verbraucherinnen und Verbraucher. Informieren Sie sich unter www.saat-fuer-vielfalt.de über die wachsende Macht der Konzerne und zeigen Sie Ihre Solidarität! Fordern Sie jetzt die EU auf, die Fusion von Bayer und Monsanto abzulehnen. Schicken Sie dafür eine Protest-E-Mail an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager und fordern Sie sie auf, Konzernmacht zu begrenzen und alternative Landwirtschaftsmodelle zu fördern!
Die biologische, natürliche Saatgutvielfalt ist ein Kulturerbe der gesamten Menschheit.
Ethisch hat niemand das Recht, die biologische Vielfalt durch gesetzliche Normen zu zerstören bzw. Landwirte durch Patentrechte zu unterjochen.
Agrarkonzerne betreiben hier eine globale Bevormundung und Versklavung bäuerlicher Betriebe und der von ihnen versorgten Bevölkerung.
Schluss damit!
Solche Agrarkonzerne sind zu zerschlagen und notfalls zu enteignen!