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Manchmal fehlt nur eine Brücke

Auf Augenhöhe diskutiert Pirmin Spiegel mit den Menschen am liebsten. Bei der Talkrunde „Auf ein Bier mit…“, während des Katholikentages veranstaltet von der Katholischen Landjugendbewegung und der Katholischen Landvolkbewegung im Bistum Münster, hielt es den MISEREOR-Hauptgeschäftsführer irgendwann nicht mehr an seinem Platz. Er wechselte zum Bühnenrand, ging in die Hocke und debattierte so mit zwei Zuschauerinnen, die sich dort spontan hingesetzt hatten. Eine Szene mit viel Symbolkraft.

Dialog auf Augenhöhe: MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel diskutierte bei der Katholischen Landjugendbewegung auch mit dieser Zuhörerin sehr engagiert. Foto: Allgaier/MISEREOR

Der 1957 im rheinland-pfälzischen Großfischlingen geborene Chef des katholischen Werks für Entwicklungszusammenarbeit entstammt einer Bauernfamilie und gründete 1995 eine Familienlandwirtschaftsschule in Brasilien. Seine Erfahrungen als Missionar in dem lateinamerikanischen Land haben ihn besonders geprägt. Engagiert und leidenschaftlich berichtete er…

…über seine Erfahrungen im Nordosten Brasiliens:
„Die Menschen müssen dort mit zwei Jahreszeiten leben: mit der Trockenzeit und der Regenzeit. Oft fällt dort acht Monate lang kein Regen. Trotzdem ist es gelungen, mit angepasster, nachhaltiger, familiärer Landwirtschaft mehr Vielfalt an Obst und Gemüse auf die Felder zu bringen. In früheren Jahren wurden dort vor allem Bohnen und Reis angebaut.“

…über Fehlentwicklungen in der globalen Landwirtschaft:
„Die großen Agrarkonzerne verbrauchen 70 Prozent des weltweit verfügbaren Süßwassers und der Landressourcen, erzeugen aber nur 30 Prozent der Nahrung weltweit. Die bäuerliche Landwirtschaft erzeugt 70 Prozent der Nahrung, nutzt aber nur 30 Prozent der Wasser- und Landressourcen.“

…über die Bedrohung der Vielfalt an Saatgut:
„Auf den Philippinen kultivieren die Bäuerinnen und Bauern 70 verschiedene Reissorten. Sie sind angepasst an die verschiedenen Anbaubedingungen im Land, auch an große Trockenheit. Wenn die Saatgutmärkte immer stärker unter die Kontrolle der Agrarindustrie gelangen, ist diese Vielfalt gefährdet.“

…über unseren Umgang mit Nahrungsmitteln:
„Wir müssen lernen, dass Essen mehr ist als eine Ware. Essen ist Kultur, Essen bedeutet, in Beziehung zu treten mit der Erde.“

…über die Möglichkeiten der Welternährung:
„2050 werden auf der Erde voraussichtlich zehn Milliarden Menschen leben. Schon heute wird Nahrung für bis zu zwölf Milliarden Menschen erzeugt. Es ist also nicht notwendig, die Produktion mit industriellen Methoden weiter zu erhöhen. Es muss gelingen, die Nahrung effizienter zu verteilen. Oft scheitert dies an Problemen, wie ich sie zum Beispiel aus dem Kongo kennengelernt habe. Dort war eine Brücke zerstört worden, und den Bauern war der Weg zu den Märkten versperrt, weil diese Brücke nicht repariert werden konnte. An solchen Hebeln müssen wir ansetzen.“

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Ralph Allgaier arbeitet als Pressesprecher bei Misereor.

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