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Begegnungen in Äthiopien

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger und MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel waren in den vergangenen Tagen zu einem Arbeitsbesuch in Äthiopien unterwegs.
Dabei trafen sie in Mekelle in der nördlichen Tigray-Region unter anderen auch mit Schwester Abeba, Projektkoordinatorin der Nichtregierungsorganisation Daughters of Charity (DOC), zusammen.

Die Kongregation DOC wurde während der großen Hungersnöte im Lande im Jahr 1985 gegründet. Seitdem wurden zahlreiche bedürftige Frauen und junge Mädchen durch die Organisation unterstützt – etwa durch Möglichkeiten der Berufsausbildung, aber auch durch Maßnahmen zur Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins. Ziel ist es auch, den Frauen und Mädchen Alternativen zu einer möglichen Migration aufzuzeigen. Die Begünstigten können sich in den Bereichen Schneiderei und Hauswirtschaft weiterbilden lassen. Außerdem lernen die Auszubildende Englisch und Buchführung.

Nach der Lehre ein Arbeitsplatz für alle

Schwester Abeba erklärte, die Absolventinnen der Ausbildung hätten zuletzt alle einen Arbeitsplatz gefunden, die Nachfrage nach solchen Fachkräften sei groß. Man halte mit ihnen auch nach Ende der Lehrzeit Kontakt und lade die jungen Frauen auch zu Auffrischungen und Weiterbildungen ein.

Anschließend wurden Erzbischof Burger und Spiegel von Abba Gebregziabher Yohannes, Direktor des dortigen St. Mary’s Colleges, in die Stadt Wukro gefahren.

Diese liegt 45 Kilometer nördlich von Mekelle. In Wukro wurden sie von Abba Angel Olaran, einem spanischen Pater der Kongregation „Missionary of Africa White Fathers“, herzlich begrüßt.
Anschließend wurde das Schulgelände des St. Mary’s Colleges besucht.

St. Mary’s wurde im Jahr 1994 mit Hilfe von MISEREOR als Berufsschule für Landwirtschaft und Handel gegründet, um die vom Krieg geschädigte Gesellschaft und Wirtschaft zu unterstützen. Seitdem hat die Schule über 3500 Jungen und Mädchen ausgebildet, die jetzt teilweise in höheren Positionen von Politik, Lehre, Forschung und Privatwirtschaft tätig sind.

Schule –  Modell für die ganze Nation

Die Schule diente als Modell für die technische und berufliche Ausbildung der Nation. Der Lehrplan – 70 Prozent praktische Tätigkeiten und 30 Prozent theoretische Unterweisung – wird mittlerweile in ganz Äthiopien praktiziert.

Die Schule hat eine Fläche von mehr als acht Hektar. Auf ihr werden Milchviehwirtschaft, Ziegen-, Schaf- und Hühner-Haltung, Ackerbau, Bienenzucht, Obst- und Gemüse-Anbau, Waldwirtschaft, Kompostherstellung sowie die Produktion medizinischer Pflanzen betrieben. Unterrichtet werden Buchführung, Management, Computerwissenschaft und Marketing. Die Technische Abteilung bietet Kurse in Elektrotechnik, Konstruktion, Lederverarbeitung und Holzbau an. Zurzeit werden 850 Studenten in dem College unterrichtet.

Am nächsten Tag ging es nach Adigrat, 120 Kilometer nördlich von Wukro.

Von dort fuhr man 45 Kilometer weiter in nordöstlicher Richtung an die äthiopisch-eritreische Grenze. Das Projektgebiet heißt Irob. Die dortige Landschaft ist sehr hüglig mit vielen Schluchten. Ackerflächen sind knapp. Wegen der topographischen Verhältnisse leiden die Menschen dort unter starker Boden-Erosion. Seit Jahren unterstützt MISEREOR dort Maßnahmen zur Sicherung von Wasser und Boden. Dank dieser Hilfe sind viele Flächen für Ackerbau gut nutzbar geworden. Gras wächst wieder, Menschen können Getreide wie Gerste, Weizen, Teff (Zwerghirse) und Bohnen anbauen. Dabei spielt auch ein mit Hilfe von MISEREOR und anderen Organisation finanzierter Damm eine wichtige Rolle. Er ermöglicht es, über drei Millionen Kubikmeter Wasser zu sammeln. Mit dem Wasser können die dortigen Kleinbauern mehrmals im Jahr ernten und so ihren Lebensunterhalt sichern. Burger und Spiegel sahen bei einer Rundfahrt übrigens auch Wasserstellen, an denen das Wasser mit Solarenergie an die Oberfläche gepumpt wird.

Bewegende Entwicklung nach Öffnung der Grenze

Zurück vom Projektort nach Adigrat, passierten der Erzbischof und der MISEREOR-Chef Zalambasse. Eine Grenzstadt, die 20 Jahre in Schutt und Asche gelegen hatte. Zalambasse wurde 1998 von Eritrea besetzt und damit ein Kriegsschauplatz. Kurz nach der Besetzung befreiten äthiopische Truppen die Stadt, die zu diesem Zeitpunkt allerdings schon weitgehend zerstört war. Seitdem standen sich Truppen beider Länder an dieser Stelle gegenüber. Nun wurde die Grenze geöffnet, und seitdem ist der freie Verkehr von Menschen und Gütern ungehindert möglich. Es war bewegend, dass wenige Tage nach der Grenzöffnung auch die Ehrengäste aus dem Erzbistum Freiburg und von MISEREOR in der Stadt sein konnten und Zeugen solcher freudiger Ereignisse wurden.

Bischof Tesfaselassie Medhin aus der Diözese Adigrat empfing am nächsten Tag die Gäste aus Deutschland. Erzbischof Burger und MISEREOR-Chef Spiegel dankten den Partnerorganisationen vor Ort für die Durchführung der von MISEREOR geförderten Projekte.

Über den Autor: Atsbaha Gebre-Selassie arbeitet als Berater von MISEREOR in Äthiopien


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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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