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Indien: Im Kampf gegen das Corona-Virus

In einer Zeit, in der sich die Corona-Lage bei uns in Deutschland schrittweise insgesamt zu verbessern scheint und immer mehr Menschen durch kostenlose Impfungen davor geschützt werden, lebensbedrohlich zu erkranken, trifft Indien die Corona-Welle mit voller Wucht. Täglich werden fast 300.000 Neuinfektionen und – während ich dies schreibe – 4.500 Tote gemeldet – und dies sind nur die offiziell registrierten Zahlen.

© CANVA

Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Krematorien in den Megastädten wie Delhi oder Mumbai kommen nicht mehr nach mit dem Einäschern der Leichen. Es ist eine Tragödie und das Virus breitet sich rasend schnell weiter aus.

Längst hat COVID-19 die Armenviertel und ländlichen Gebiete erreicht, wo ganze Familien auf engstem Raum zusammenleben. Abstand halten ist unmöglich, die hygienischen Bedingungen sind unzureichend. Kinder und Erwachsene sind der Infektion oft hilf- und schutzlos ausgeliefert. Zudem leiden viele an Hunger, denn ihre Möglichkeiten zu arbeiten sind den Lockdown-Maßnahmen zum Opfer gefallen, Lieferketten funktionieren nicht mehr.

© Seva Kendra

Unsere indischen Partnerorganisationen unterstützen die Menschen, so gut es geht – und sind dabei dringend auf Hilfe angewiesen. „Wir strengen uns an, um weiterzumachen. Aber es ist nicht einfach, wenn Freunde und geliebte Menschen ihr Leben verloren haben, weil sie nicht medizinisch versorgt werden konnten“, so Rita Panicker, Gründerin und Leiterin der indischen Kinderrechtsorganisation „Butterflies“.

Krankenhäuser sind überfüllt. Auf den Fluren liegen Kranke auf Matten am Boden, Hunderte Menschen warten vor den Kliniken verzweifelt auf Hilfe – oft vergeblich. Landesweit fehlt es an Sauerstoff und Gesundheitsversorgung.


35 Euro kostet ein viele Male befüllbarer
Sauerstoff-Zylinder.


Indische Partnerorganisationen bündeln ihre Kräfte und arbeiten Hand in Hand, damit so viele Corona-Kranke wie möglich lebensrettenden Sauerstoff und medizinische Versorgung in Krankenhäusern und kleineren Gesundheitszentren bekommen. Zusätzlich unterstützen die Misereor-Partner überlastete Kliniken und Netzwerke ehrenamtlicher Gesundheitshelfer und -helferinnen in den ärmeren ländlichen Regionen. Für den Schutz des Gesundheitspersonals sind Materialien wie Handschuhe, Masken und auch Desinfektionsmittel dringend notwendig, um sich nicht selbst zu infizieren oder das Virus weiterzutragen. Alle arbeiten am Rande der Erschöpfung.


150 Euro ermöglichen den Bau einer Handwaschstation. Die Handhygiene ist wichtig, um die Ausbreitung des
Corona-Virus einzudämmen.


Als Reaktion auf die durch die Corona-Krise bedrohte Ernährungslage der Menschen verteilen zum Beispiel Freiwillige der „Hope Anti Addiction Group“ als Soforthilfe kostenlose Lebensmittelpakete an besonders arme Familien – mehr als 2.000 Menschen allein in der Diözese Bengaluru.


85 Euro reichen, um fünf arme Familien für einen Monat mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen.


Jeder sechste Mensch der Welt lebt in Indien. Was das Corona-Virus und seine gefährlichen Mutationen dort und in anderen ärmeren Ländern anrichten, geht uns alle an. Die Pandemie kennt keine Grenzen und lässt sich nur besiegen, wenn wir gemeinsam solidarisch handeln.

Kinder im Projekt „Butterflies“ in Delhi. © Butterflies

Darum ist es richtig und nötig, dass die wohlhabenderen Länder die Corona-Pandemie erfolgreich zurückdrängen und dafür sorgen, dass Menschen in den ärmeren Ländern ebenfalls geschützt werden. Die Impfkampagne COVAX der Weltgesundheitsorganisation stellt Mittel bereit und ist ein ermutigender Anfang, dem Weiteres folgen muss.

Erst wenn das Virus weltweit besiegt ist, kann es sich nicht erneut ausbreiten. Beim Kampf gegen Corona sind die Menschen aller Länder aufeinander angewiesen.



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Pirmin Spiegel ist Hauptgeschäftsführer bei Misereor. Bevor er 2012 zu Misereor kam, war er 15 Jahre in Brasilien als Pfarrer tätig und bildete in verschiedenen Ländern Lateinamerikas Laienmissionare aus.

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