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Menschen in den Armenvierteln Bangladeschs stärken

Aufgewachsen ist Borsha M. (16) in Bangladesch ohne sicheres Zuhause, Wasserversorgung oder genügend Essen auf dem Teller. Erst in den Programmen der MISEREOR-Partnerorganisation BARCIK lernte sie die Grundlagen für ein menschenwürdiges Leben kennen: ihre Rechte als Frau und Bürgerin, den Schutz vor Krankheiten oder vor den katastrophalen Folgen des Klimawandels. Benazir Lobo-Bader, Länderreferentin für Bangladesch bei MISEREOR, kennt die MISEREOR-Partnerorganisation BARCIK von Projektbesuchen in Dhaka. Dort sprach sie auch persönlich mit Borsha, der Protagonistin der Mitmenschen-Kampagne. Im Interview erzählt sie von ihren Begegnungen und Erfahrungen.

Borsha M. aus Bangladesch
Borsha M. aus Bangladesch. – © K M Asad via ichTV | MISEREOR

Frau Lobo-Bader, das neue Plakat der MitMenschen-Kampagne zeigt Borsha M. und den Schriftzug „Mit Demütigung oder mit Menschen?“. Was ist damit gemeint?

Lobo-Bader: Borsha kämpft in ihrem Heimatland Bangladesch gegen die Demütigungen, denen Mädchen und junge Frauen ausgesetzt sind und die sie daran hindern, ein selbstbestimmtes Leben in Würde führen zu können. Unterstützt wird sie dabei von der MISEREOR-Partnerorganisation BARCIK. Die größten Demütigungen sind Armut und physische sowie psychische Gewalt – von denen Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Patriarchale Strukturen der Gesellschaft in Bangladesch verhindern immer noch, dass Frauen ihre Rechte wahrnehmen können.

Wie muss man sich das Leben in Bangladesch vorstellen?

Lobo-Bader: Die geographischen und klimatischen Bedingungen machen das Land besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels. Dieser gefährdet den Lebensraum und die Nahrungsmittelversorgung der Menschen.

Diese Umstände in Kombination mit zunehmenden Naturkatastrophen wie Dürren und Überschwemmungen führen zu starken Beeinträchtigungen. Daher müssen viele Familien in Städte ziehen. Dies führt zu einem schnellen Wachstum der Großstädte mit entsprechenden Folgen: Die Infrastruktur kann kaum mit dem schnellen Wachstum der Städte mithalten. Sie sind vom Verkehr total überlastet, und die Luftverschmutzung ist enorm. Außerdem kommt es immer wieder zu Ausfällen der Strom- und Wasserversorgung.

BARCIK setzt sich für in Armut lebende Menschen in der Großstadt Dhaka ein. Worum geht es genau in dem Projekt?

Lobo-Bader: BARCIK ist eine Abkürzung für Bangladesh Resource Centre for Indigenous Knowledge. Die Organisation unterstützt unter anderem Menschen, die wegen der Folgen des Klimawandels ihr Zuhause verlassen und auf der Suche nach einem besseren Leben in die Großstadt ziehen mussten. Jeden Tag fliehen zahlreiche Menschen nach Dhaka: die Stadt hat mittlerweile eine Bevölkerung von etwa 9 Millionen Menschen. Dabei leben 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung in Elendsvierteln. Die MISEREOR-Partnerorganisation BARCIK unterstützt Bewohner und Bewohnerinnen der Armenviertel in Dhaka in ihrem Kampf um ein Leben in Würde in der Großstadt.

Wie sieht die konkrete Arbeit von BARCIK aus?

Lobo-Bader: BARCIK unterstützt Familien, sich in der neuen Stadt zurechtzufinden. Zum einen hilft ihnen BARCIK dabei, Zugang zu Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen zu erhalten, sodass alle Menschen eine Art Sozialhilfe erhalten. Zum anderen setzt sich die MISEREOR-Partnerorganisation dafür ein, dass die armen Familien offiziell als Bürgerinnen und Bürger der Stadt anerkannt werden und das städtische Strom-, Wasser- und Abwassersystem nutzen können. Das können sie aktuell oft noch nicht, und in den Vierteln ist vor allem die Hygiene-Situation entsprechend schwierig, Krankheiten können sich schneller verbreiten.

Deshalb ist eine kostengünstige Gesundheitsversorgung entscheidend. Arme Familien sind besonders stark von verschiedensten Krankheiten betroffen, die durch Luft und Wasser übertragen werden. Außerdem sind viele von ihnen unter- oder mangelernährt. Unter den schlechten Wohnverhältnissen und gefährlichen Bedingungen leiden besonders Kinder, Mütter und ältere Menschen. BARCIK steht ihnen zur Seite und erreicht, dass sie in Krankenhäusern kostenlos oder zu geringen Kosten behandelt werden.

Sie waren im Frühjahr 2020 selber vor Ort. Was haben Sie dort beobachtet?

Lobo-Bader: In dem Armenviertel in Dhaka leben 800 Familien sehr dicht beieinander. Man kann sich kaum vorstellen, unter welch schwierigen Bedingungen diese Familien dort (über)leben. Dennoch waren die Begegnungen mit den Menschen sehr herzlich und hoffnungsvoll. Die Widerstandskraft dieser Menschen ist so bemerkenswert, und meine Begegnungen mit Menschen wie Borsha erinnern mich immer wieder daran, wie wichtig Demut und Dankbarkeit sind. Vor diesem Hintergrund erscheinen so manche Probleme, mit denen wir uns hier im globalen Norden im ganz normalen Alltag herumärgern, wirklich nichtig und klein.


Mehr erfahren zur Mit Menschen-Kampagne

…unter www.misereor.de/ueber-uns/mitmenschen

Die Plakatkampagne „Mit Menschen“ von bringt den Kern der Arbeit von MISEREOR auf den Punkt: Mit Menschen. Gemeinsam mit Menschen weltweit setzt MISEREOR sich ein – für Mitmenschlichkeit und Solidarität und gegen Ausgrenzung und Zerstörung. Partnerinnen und Partner aus MISEREOR-Projekten in Asien, Afrika und Lateinamerika standen und stehen Pate für die verschiedenen Motive der Plakatreihe und geben somit den Schicksalen und Erfolgen hinter der Projektarbeit ein authentisches Gesicht.

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Ina Thomas ist Referentin für Kommunikation bei Misereor.

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