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Kakaoanbau im Einklang mit der Natur

Die Sozial-Ökologische Transformation ist ein langer Prozess. Er vollzieht sich in vielen einzelnen, oft kleinen Schritten, die wie viele Puzzleteile ein großes Ganzes entstehen lassen können. Seine Hoffnung besteht darin, dass der Durchbruch hin zu einer nachhaltigen Welt geschaffen wird. Diese Welt kann im Idealfall die eigenen planetaren Grenzen einhalten und soll den folgenden Generationen ihre Spielräume zu einem gelingenden Leben gewährleisten. In einer losen Folge stellen wir Geschichten des Gelingens über Menschen und Initiativen vor, die mit ihren je eigenen Möglichkeiten und gleichzeitig viel Pioniergeist die Transformation vorantreiben. Heute geht es um den Kakaoanbau in Ecuador.

Zwei Personen mit einem Korb voller Kakao-Bohnen aus dem Kakaoanbau
Kakao-Bäuerin Agustina Acros und ihr Partner Alejo packen an und haben mittlerweile 35 traditionelle Kakaosorten Ecuadors wiederentdeckt.

Agustina Acros und ihr Partner Alejo bauen im tropischen Regenwald Ecuadors Bio-Kakao an. Sie produzieren köstliche Schokolade und lassen 90 Prozent des Areals ihrer Farm unangetastet, damit das Ökosystem erhalten bleibt. Es geht dabei nicht nur um soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, sondern auch um den Bruch überkommener ökonomischer Muster und neue Wege in die Zukunft.

Die 56 Hektar große Farm der beiden Kakaoproduzenten befindet sich im Chocó, dem Regenwaldgürtel zwischen der Hauptstadt Quito und der Pazifikküste. Wichtig ist Agustina und Alejo, dass sie ihre Agrarpflanzen nur auf einem Zehntel des verfügbaren Bodens anbauen – und das zudem nicht in Monokultur, sondern in einer Mischform zwischen der ursprünglich vorherrschenden Vegetation und Kulturpflanzen wie eben dem Kakao. Der Rest der Fläche, insgesamt 50 Hektar, dient der Regeneration der Natur und der Erhaltung des Waldes. In den umliegenden bäuerlichen Betrieben geht man ähnlich vor. Dadurch ist es möglich, einen breiten Waldkorridor als ökologische Schutzzone zu schaffen.

300 verschiedene Obstsorten

„Unser Kakaoanbau und die Weiterverarbeitung zu Schokolade tragen zu sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit bei“, sagt Agustina. Alejo und sie haben mittlerweile 35 traditionelle Kakaosorten Ecuadors wiederentdeckt. Außerdem bauen sie ihre Feldfrüchte vollständig organisch an: Dünger und Bioregulatoren werden auf dem Hof selbst hergestellt. Krankheiten, wie sie in Monokulturen oder bei Kakao-Hybridsorten an der Tagesordnung sind, treten selten auf und lassen sich durch Biodünger und die Behandlung mit Mikroorganismen leicht bekämpfen. Neben dem Kakaoanbau werden auf dem Farm-Gelände etwa 300 verschiedene Obstsorten, Nüsse und andere tropische Früchte produziert.

Weil der Verkauf der Kakaobohnen sehr niedrige Erlöse einbrachte, haben sich Agustina und Alejo dazu entschieden, selbst Schokolade herzustellen. „Verarbeitungsmaschinen sind normalerweise auf industrielle Mengen ausgelegt. Aber wir haben durch viel Improvisation Wege gefunden, die Ausrüstung an unsere Bedürfnisse anzupassen – mit bewusst viel Handarbeit und wenig Technik“, erläutert Agustina. Das Spektrum an Schokoladen umfasst mehr als 20 Sorten und Geschmacksrichtungen – der Kakaoanteil variiert dabei zwischen 60 und 100 Prozent. Da bis zum Endprodukt alle Herstellungs-Schritte auf der Farm bewerkstelligt werden, sind drei Personen aus dem nahegelegenen Dorf im Betrieb beschäftigt. Diese besitzen selbst kein eigenes Land und können Agustina und Alejo auf ihrer Farm deshalb optimal unterstützen.

Verschiedene Schokoladentafeln und Probierschälchen
Im Betrieb von Agustina und Alejo werden mehr als 20 Schokoladensorten und Geschmacksrichtungen selbst produziert.

Das gleiche Gehalt für alle

„Wir bieten Führungen über die Farm und auch Wanderungen mit Vogelbeobachtung an“, sagt Agustina. Durch die verschiedenen Einnahmen ist die Farm selbsttragend und sichert den Unterhalt der Menschen, die ihre Arbeit und ihr Leben diesem Projekt widmen. Agustina und Alejo zahlen sich selbst das gleiche Gehalt wie allen ihren Mitarbeiterinnen: 500 Dollar pro Monat. „Mit diesem Einkommen leben wir sehr gut. Aber wichtiger als das Geld ist es uns, im Einklang mit der Natur zu leben“, betont Agustina. Erwirtschaftete Gewinne reinvestieren sie vor Ort – etwa in die benachbarte Farm, die zum Verkauf steht. Auch dort wollen die beiden Farmer*innen ihr Projekt der Regeneration von Ökosystemen und des Schutzes von Regenwald ausweiten. Bisher wurden auf dem Gelände Herbizide und Pestizide eingesetzt, die den angrenzenden Mashpi-Fluss belastet haben. Damit soll es nun ein Ende haben. Und die beiden wollen ihre Erfahrungen weiterverbreiten: als Teil eines ecuadorianischen Netzwerks zur Erhaltung des einheimischen Saatguts.

Von Georg Krekeler und Ralph Allgaier

Geschrieben von: und

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Ralph Allgaier ist Pressesprecher bei Misereor.

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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