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Gefährliche Doppelmoral beim Export von Pestiziden.

Die Geschichte von Larissa Bombardi

Larissa Bombardi ist Professorin für Geographie an der Universität von Sao Paulo, Brasilien. Eigentlich. Denn seit sie ihre Forschungsergebnisse – ein Vergleich des Pestizideinsatzes zwischen der EU und Brasilien – veröffentlicht hat, ist nichts mehr, wie es war.

Professorin Larissa Bombardi forscht zum Pestizideinsatz in der Landwirtschaft. © Florian Kopp

Seit über 14 Jahren beschäftigt sich die Wissenschaftlerin schon mit Pestiziden. Ihre Forschung stellt der 2017 erschienene Pestizid-Atlas anschaulich dar. Karten zeigen, in welchen Gemeinden Brasiliens wie viele Pestizide zum Einsatz kommen. Bombardi hat damit jedoch nicht nur zusammengefasst, wo die Gifte genutzt werden, sondern sie hat auch Daten über Pestizidvergiftungen und Krankheitsraten in den Gemeinden gesammelt. Die Ergebnisse – schockierend!

„Alle zweieinhalb Tage stirbt in Brasilien ein Mensch an einer Pestizidvergiftung. Sogar Säuglinge werden durch Pestizide vergiftet. Etwa 18 Prozent der Menschen, die durch Pestizide vergiftet werden, sind Kinder im Alter zwischen Null und 19 Jahren. Das ist eine schreckliche Situation“, beschreibt Bombardi ihre Ergebnisse. Und das ist noch nicht alles: „In den letzten Jahren wurden mehr als 500 Säuglinge vergiftet, aber unser Gesundheitsministerium schätzt, dass auf jeden gemeldeten Fall 50 nicht gemeldete Fälle kommen. Wahrscheinlich sind also mehr als 25.000 Babys vergiftet worden.“

Die Folgen: Gesundheitliche Schäden, die sich von Frühentwicklungen, wie das Wachstum von Haaren oder Brüsten bei Zweijährigen, bis hin zu Krebserkrankungen, bis hin zum Tod erstrecken. „Und wenn man sich die wichtigsten Pestizide ansieht, die in Brasilien verkauft werden, dann sind fünf von ihnen in der Europäischen Union verboten. Das nennen wir Doppelmoral, denn sie exportieren Produkte, die in ihrem eigenen Land nicht zugelassen sind“, erklärt Bombardi.

Pestizide

Drohung, Gewalt, Exil

Sorgten Bombardis Ergebnisse in Brasilien zunächst nicht für näheres Aufsehen, so war die Situation in Europa eine gänzlich andere: Nachdem Bombardi die bestürzenden Zahlen und Ergebnisse ihres Atlasses im Dezember 2019 bei einer offenen Konferenz im Europäischen Parlament vorgestellt hatte, boykottierte der größte Bioladen Skandinaviens den weiteren Import und Verkauf von brasilianischen Produkten – die brasilianische Wirtschaft nahm somit erstmals ernsthaften Schaden aufgrund der Ergebnisse Bombardis.

Und für die Professorin wendete sich das Leben um 180 Grad. Sie erhielt (in)direkte Drohungen, wurde beschimpft und diffamiert. Die Drohungen erreichten ihren Höhepunkt, als 2020 bei Bombardi eingebrochen und sie und ihre Mutter von den Einbrechern für mehrere Stunden festgehalten wurden. Ob dieser Einschüchterungsversuch tatsächlich im Zusammenhang mit ihrer Forschung über Agrargifte zusammenhing, kann Bombardi nicht mit Sicherheit sagen. Doch eines war klar: Bombardi hatte Angst – Angst um ihr Leben, das Leben ihrer Kinder und ihrer Familie. Der Entschluss stand somit fest. Zunächst ausgebremst von der Pandemie, aber letzten Endes doch ermöglicht durch ein Stipendium, konnte die Wissenschaftlerin mit ihren Kindern ins Exil nach Belgien reisen. Die Rückkehr nach Brasilien ist für sie keine Option.

Misereors Forderung: Exportstopp!

In den Ländern des globalen Südens werden gefährliche Pestizide vermarktet, die in der EU nicht (mehr) auf den Markt dürfen – obwohl sie für die Menschen und die Umwelt dort genauso schädlich sind, wie für uns. Das muss ein Ende finden! Wir fordern deshalb Gleichheit für die Menschen im Globalen Süden und außerdem

  • ein Ende der Doppelstandards und des Exports verbotener Pestizide,
  • die verbindliche Durchsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten durch Lieferketten
  • und dass mehr Raum für Debatten in Umweltfragen, Lebensmittelsicherheit, Nahrungsmitteldienstleitungen geschaffen wird.

Weitere Informationen

Reisfeld auf den Philippinen
Pestizide – gleicher Schutz für alle Menschen

Als Teil einer weltweiten Bewegung setzten wir uns für eine Ende des doppelten Pestizid-Standards ein. Jetzt unter misereor.de/pestizide

Geschrieben von:

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Julia Stollenwerk ist Referentin für Kommunikation bei Misereor.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

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    Guten Morgen Herr Hanßen, ganz herzlichen Dank für diese Rückmeldung, die wir an Campact weitergeben. Bis jetzt haben fast 59.000 Menschen die Petition unterschrieben, der direkte Weg vom Newsletter funktioniert also. Was mit den weitergeleiteten Links los ist werden wir überprüfen.

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    Das Thema kenne ich seit Jahren als Teilnehmer von Hauptversammlungen von Bayer und BASF. Dazu soll es doch eine Unterschriftensammlung in Zusammenarbeit vom Misereor mit WeAct geben. Ich habe per Email von Campact (die driften zunehmend ins Fahrwasser der Grünen) ein Link auf eine individualisierte Seite von WeAct bekommen, auf der es einen großen roten Knopf „Unterzeichne jetzt: Giftexporte stoppen!“ gab, der nach einer ebenfalls individualisierte Seite von mailing.campact.de/mail/visit… führt. Das steht eine Teilmenge der Misereror-Content zu diesen Agrarchemiexporten. Aber nirgends steht da was, um an der beworbenenr Unterschriftensammlung teilzunehmen! Eben merkte ich spielerisch, daß ich da allerdings teilnehmen kann, wenn ich die Emailadresse aus dem Link verkürze, so daß sie zu https://weact.campact.de/petitions/giftexporte-stoppen-4 wird! Diese langen personalisierten Links machen die vielleicht, um so zu erkennen, wer hat was wem weiterempfohlen, also um persönliche Netzwerke nachzuvollziehen. Wenn man Unterschriftssammlungs-Kampagnen machen will, könnte da hilfreich sein. Ist das aber legitim? Und wenn die sich so im techsichen Wirrwarr verirren, gefährden sie sogar den angestrebten Erfolg. Nein, so gewinnt man nicht viele Mitmacher! Ist das Dummheit oder technisches Versagen? Sagen Sie denen das mal.

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