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Nepal: Der Einsatz jeder und jedes Einzelnen zählt

In der abgelegenen Gemeinde Madhyabindu im Distrikt Nawalpur, Nepal, offenbart sich eine bewegende Geschichte des Wandels und des Überlebens.

Eine Gruppe von Frauen und Menschen in Nepal. © Ganga Sagar Rai
Gemeinderat der Gemeinde Madhyabindu bei einer Sitzung im Friedenszentrum. © Ganga Sagar Rai

Leben am Ufer des Flusses Narayani

Nach einer mehr als neunstündigen Autofahrt sind wir von Kathmandu im Distrikt Nawalpur, in der Gemeinde Madhyabindu angekommen. Wenige Meter neben unserer Unterkunft fließt der nach einer hinduistischen Gottheit benannte Fluss Narayani. Er fließt über den Ganges in das Indische Meer. Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich der Chitwan Nationalpark, ein Anziehungspunkt für Tourist*innen in der Terai-Region.

Die Menschen hier leben von Landwirtschaft und Viehhaltung. Es gibt nur wenig Möglichkeiten zum Einkommenserwerb, etliche Männer migrieren – zumindest zeitweise – ins Ausland, Familien zerbrechen. Alkohol- und Drogenkonsum sind auch unter Jugendlichen verbreitet. Die Auswirkungen des 10-jährigen verheerenden Bürgerkrieges von 1996 bis 2006 sind bis heute zu spüren. Häufig geriet die Zivilbevölkerung zwischen die Fronten und erlitt Gewalt durch die Armee und durch maoistische Rebellengruppen.

Gemeinsam für Frieden und Entwicklung in Madhyabindu

Hier arbeitet die Organisation Nagarik Aawaz – das bedeutet „Stimme der Bürger*innen“ – mit der Bevölkerung zusammen in einem Friedensprogramm. Madhyabindu war eine vom Bürgerkrieg besonders stark betroffene Region. Im Projekt „Lokale Kapazitäten für Frieden“ betreibt die Organisation in der Gemeinde seit dem Jahr 2019 Aufklärungsarbeit auf verschiedenen Gebieten, unter anderem zu geschlechtsbasierter Gewalt, Menschenhandel und Drogenmissbrauch. Um eine positive Entwicklung zu erreichen, müssen alle Akteur*innen zusammenarbeiten: Jeder bzw. jede Einzelne zählt.

Hari Bahadur Dhani, Programme Officer bei Nagarik Aawaz, erzählt: „Jugend, Jugendclubs, Frauen, Frauengruppen, städtische Behörden (Bürgermeister, stellvertretender Bürgermeister und andere relevante Vertreter*innen), gewählte Repräsentant*innen der Arbeitsgemeinschaften und Netzwerke von Konfliktopfern sind die Schlüsselakteure. Sie sind von entscheidender Bedeutung für die Durchführung der Friedensinterventionen und die Gewährleistung der Nachhaltigkeit der Friedenszentren. Das Projekt hat bereits mehr als 15.000 Haushalte erreicht, die direkt vom Projekt profitiert haben. Es zielt darauf ab, in der verbleibenden Projektlaufzeit 5.000 Gemeinschaftshaushalte zu erreichen. Diese Haushalte nahmen an Initiativen teil wie Peacebuilding, psychosoziale Orientierung/Counseling und Friedenserziehung in Schulen.“

Ein deutscher Mann in schwarzem Shirt sitzt hinter einem nepalesischem Mann in blauem Shirt. © Ganga Sagar Rai
Hari Bahadur Dhani, Mitarbeiter bei Nagarik Aawaz, und Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor. © Ganga Sagar Rai

Heilung und Hoffnung für Bürger*innen von Madhyabindu

Inzwischen steht in Madhyabindu zudem das „Padmalaya-Nagarik Aawaz‘s Friedenszentrum“ (Padmalaya bedeutet „Haus des Lotus“). Das Gebäude dient als sicherer Ort besondere für diejenigen, die im Bürgerkrieg Gewalt erlitten haben. Sie erhalten im Zentrum einen geschützten Raum, in dem sie sich zu ihren Erfahrungen austauschen und sich über Counseling / Unterstützung für die Verarbeitung ihrer Erlebnisse holen können. „Psychosoziale Beratung und deren Sensibilisierung haben dazu beigetragen, psychische Gesundheitsprobleme unter Gemeindemitgliedern anzugehen und ihnen Kraft gegeben, aus der Opferrolle herauszukommen. Es hat auch den Opfern bewaffneter Konflikte geholfen, ihre emotionalen Narben zu heilen“, so Hari Bahadur Dhani.

Eine wesentliche Rolle sieht Nagarik Aawaz in den Jugendlichen. Als sogenannte „Peace Volunteers“ engagieren sie sich zeitweise bei der Organisation mit. Friedensbotschafter*innen arbeiten mit der Bevölkerung, um sie bei einem gewaltfreien Leben zu unterstützen. Einige haben ein Theaterstück entwickelt, das sie auf öffentlichen Plätzen und Schulen aufführen. In dem Stück machen sie aufmerksam auf Kinderheirat, Alkoholmissbrauch und Gewalt und sie zeigen Lösungswege auf. Ihr Engagement ist wichtig – der Einsatz jedes und jeder Einzelnen zählt!

Drei junge Frauen mit Schwarzen Kleidern und weißen Umhängen sitzen auf dem Boden. © Ganga Sagar Rai
Peace volunteers und Friedensbotschafter*innen führen ein Theaterstück auf. © Ganga Sagar Rai

Veränderung ist möglich!

Wir treffen uns mit Menschen in Siddhipur, ein Stadtteil der bei Kathmandu gelegenen Stadt Patan, welche im Jahr 2015 sehr stark vom Erdbeben betroffen war. Vor Ort sprechen wir über Herausforderungen und mögliche Lösungswege. Zum Blogbeitrag >

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Pirmin Spiegel ist Hauptgeschäftsführer bei Misereor. Bevor er 2012 zu Misereor kam, war er 15 Jahre in Brasilien als Pfarrer tätig und bildete in verschiedenen Ländern Lateinamerikas Laienmissionare aus.

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