„Dieser Film sollte einem breiten Publikum gezeigt werden, in Deutschland, in Europa, aber vor allem auch im Südsudan und anderen afrikanischen Ländern. Denn Agel ist ein Hoffnungsträger, der zeigt, dass der Traum der Südsudanesen eine wirkliche Zukunft hat, trotz allem. Er spricht uns aus dem Herzen“, sagte der sudanesische Bischof Macram Max Gassis bei seiner Begrüßung anlässlich der Berlin-Premiere des Dokumentarfilms „Wir waren Rebellen“ am 25. Juni.
Rund 120 Zuschauer waren ins Filmtheater am Friedrichshain gekommen, um die Geschichte von Agel Ring Machar zu sehen. Die beiden Filmemacher Katharina von Schroeder und Florian Schewe hatten den Südsudanesen zwei Jahre lang begleitet – von der Gründung des Südsudans 2011 bis zum Ausbruch der Kämpfe im Dezember 2013. Die Idee dazu entstand im Rahmen des kollaborativen Online-Filmprojekts „The Two Sudans“.
Nach der Vorführung gab es eine Diskussionsrunde. Auf der Bühne: die beiden Filmemacher, Volker Riehl von MISEREOR, Roman Deckert von Media in Cooperation and transition (MICT) – und der Protagonist Agel Ring Machar.
„Die Filmemacher kamen zu uns wie so viele andere Journalisten in dieser Zeit“, sagte er auf die Frage von Moderatorin Dorothee Wenner nach den Anfängen des Filmprojekts. „Aber Katharina blieb und stellte weiter Fragen. Sehr viele Fragen.“ Und der ehemalige Kindersoldat und damalige Kapitän der südsudanesischen Basketball-Nationalmannschaft antwortete, erzählte von den Ereignissen der Vergangenheit, den Ängsten der Gegenwart und seinen Hoffnungen für die Zukunft. Am Vortag erst habe er den Film zum ersten Mal in voller Länge gesehen. „Ich bin beeindruckt“, sagte Agel.
Aufmerksamkeit für die Situation im Südsudan
Beeindruckt war auch Volker Riehl, Ostafrika-Experte von MISEREOR. „Wir hoffen, mit dem Film auch bei uns mehr Aufmerksamkeit für die Situation im Südsudan zu schaffen“, sagte er und betonte die Bedeutung von Medienarbeit – in Deutschland und im Südsudan. Dort unterstützt MISEREOR u.a. die Radiostationen von CRN. In den Sendungen geht es immer wieder um Versöhnung, Toleranz und Menschenrechte. „Diese Themen öffentlich zu diskutieren, ist ein wichtiger Beitrag für Frieden und Stabilität.“
Politischer Machtkampf – kein ethnischer Konflikt
Roman Deckert von MICT wies auf die Bedeutung von kritischem Journalismus hin: Westliche Journalisten sprächen immer wieder vereinfachend von einem ‚ethnischen Konflikt‘, wenn sie über die Kämpfe im Südsudan berichten – was die Gewalt weiter schüre. Es sei ein politischer Machtkampf, kein ethnischer Konflikt, betonte Deckert. Entsprechend müsse berichtet werden.
Ein Licht der Hoffnung für viele Südsudanesen
Wie man ethnische und nationale Grenzen überschreitet, zeigt Bischof Macram Max Gassis seit Jahrzehnten. „Er ist ein Licht der Hoffnung für viele Südsudanesen“, sagte Agel Ring Machar. „Er stammt aus dem Norden, hat aber die meiste Zeit seines Lebens für die Rechte der Südsudanesen gekämpft.“ Für sein Engagement wurde der Bischof von der sudanesischen Regierung verklagt, nachdem er vor dem US-Kongress über die Gräueltaten gegen das eigene Volk berichtet hatte – und 2012 für den Friedensnobelpreis nominiert. Vergangenes Jahr ging er als Bischof von El Obeid in den Ruhestand, engagiert sich aber weiterhin in Südkordofan (Sudan) und Twic (Südsudan) für die Rechte der Menschen.
Agel kämpft weiter für seinen Traum
Auch Agel Ring Machar setzt sich weiter für einen friedlichen Südsudan ein. „Schaut euch Berlin an in den 1940er Jahre und heute – all diese internationale Politik, die Gewalt, die Diskriminierung, der Bau der Mauer. Und jetzt? Ist hier Platz für jeden! Wieso sollten wir das nicht auch im Südsudan schaffen?“. Mit seiner Organisation „South Sudan Production Aid“ kämpft er für diesen Traum. Die Organisation bohrt u. a. in entlegenen Gebieten des Landes Brunnen, um den Menschen Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Auch bei dieser Arbeit haben ihn Katharina von Schroeder und Florian Schewe begleitet.
Agel Ring Machar bedankte sich bei ihnen und den Unterstützern des Projekts, darunter MISEREOR: „Vielen Dank, dass ihr die Geschichte des Südsudans so vielen Menschen näher bringt!“