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Flut in Kaschmir: Die Menschen haben fast alles verloren

Die Überschwemmungen, die Pakistan Anfang September heimgesucht haben, haben tausende von Dörfern in den Regionen Punjab, Azad Jammu und Kaschmir schwer getroffen. Die Überflutungen haben schwere Schäden angerichtet. Fast 300 Menschen kamen dabei ums Leben. Die MISEREOR-Partnerorganisation „Roots for Equity“ hilft den Überlebenden.

floods-2014-15Uns wurde berichtet, dass die Beamten, die die Errichtung der Zeltlager veranlasst haben, sagten, dass die Betroffenen in den „Kacha“ keine großen Verluste erlitten haben. Schließlich hätten sie in Erwartung der Überschwemmungen nichts angebaut. Solche Äußerungen sind geradezu kriminell!

In den vergangenen Jahren haben sich die Menschen an die wiederkehrenden Überschwemmungen – vor allem von Ende August bis Anfang September – gewöhnt und so gut es geht, darauf eingestellt. Dieses Jahr hatten die Bewohner der „Kacha“ aber keine große Flut erwartet. Vorsorglich hatten viele ihr Getreidesaatgut auf Bäumen in Sicherheit gebracht. Doch als die Flut kam – viel stärker als erwartet – wurden fast alle Häuser weggeschwemmt. Eine Frau hatte gerade ein Dutzend „Razais“, traditionelle Decken, für den kommenden Winter angefertigt. Eine andere erzählt, dass die gesamte Aussteuer für ihre Tochter verloren gegangen ist. In einem Dorf, in dem man trotz der vielen bisherigen Überflutungen doch noch Reis angebaut hatte, ging die ganze Ernte verloren.

floods-2014-06 Noch immer stehen Dörfer unter Wasser. Dort, wo der Wasserpegel gesunken ist, ist der Boden schlammig, voller Fliegen und Moskitos. Manche Menschen können nicht einmal mehr die Stelle, an der sie gewohnt haben, wiedererkennen, so hoch steht das Wasser.

Nur drei der fünf von „Roots for Equity“ betreuten Gemeinschaften haben von der Regierung Zelte bekommen. Der Rest der Menschen lebt auf Dämmen: Dort ist es sehr heiß. Es gibt keine Bäume, die in der sengenden Hitze Schatten spenden könnten. Den einzigen Sonnenschutz bieten die zusammengestellten „Charpais“, unter denen die Menschen auf dem nackten Boden sitzen. Anfangs musste Trinkwasser aus einiger Entfernung herbeigeholt werden. Doch inzwischen sind alle Gemeinschaften mit Handpumpen ausgestattet, die die mühselige Arbeit des Wasserholens etwas erträglicher machen.

Die Lebensbedingungen in den staatlich unterstützten Zeltdörfern sind besser. In zwei Lagern wurde ein medizinischer Dienst eingerichtet. Dass die Menschen mit der Versorgung nicht rundum zufrieden sind, ist klar. Aufgrund der Kastenunterschiede in einer extrem klassenbewussten Gesellschaft werden nicht alle mit demselben Respekt und derselben Aufmerksamkeit behandelt.

Dennoch: floods-2014-14Viele Kinder sind krank. Sie leiden unter Durchfall, Augeninfektionen, Hautreizungen, Erkältungen und Fieber. Nicht jede Erkrankung kann mit einem geeigneten Medikament behandelt werden. Die Menschen haben nahezu alles verloren: Ihre Tiere stehen unter freiem Himmel und finden kein Futter. Und die Menschen haben kein Geld, Futter zu kaufen. Viele Tiere sind krank, nachdem sie zuerst im Wasser gestanden haben und jetzt, umgeben von Fliegen und Moskitos, der prallen Sonne ausgesetzt sind. Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. Das enge Zusammenleben so vieler Menschen stellt schon an sich ein Gesundheitsrisiko dar.

Die Frauen fühlen sich extrem unwohl, weil ständig Fremde durch das Lager gehen. Es gibt keine Privatsphäre. Die Zelte, in denen es extrem heiß und stickig ist, sind von außen einsehbar. Die Kochstellen sind rein provisorisch. Es gibt keine Möglichkeiten einen Wasservorrat anzulegen. Ob zum Trinken, Kochen oder Waschen: Für jede Kleinigkeit muss erst Wasser geholt werden. Besonders für die Frauen sind auch die hygienischen Bedingungen problematisch. Anfangs gab es keine abgetrennten Bereiche, in denen sie sich hätten waschen können. Inzwischen wurden Waschgelegenheiten eingerichtet. Grundlegende Hygieneartikel, etwa auch für die Monatshygiene, fehlen. Bevor es Waschkabinen und Handpumpen gab, waren die Körperhygiene und das Wäschewaschen noch schwieriger.

In fast jedem Dorf gibt es Schwangere. Für sie muss diese Zeit eine Qual sein. Zum Glück gibt es zumindest in einem Lager zwei separate Zelte für männliche und weibliche Patienten, die sogar mit Standventilatoren ausgestattet sind.


Über die MISEREOR-Partnerorganisation „Roots for Equity“…

…Die MISEREOR-Partnerorganisation „Roots for Equity“ arbeitet mit Landlosen und Kleinbauern in den sogenannten „Kacha“-Gebieten der Provinzen Punjab und Sindh zusammen. Ziel ist es, die Menschen dazu zu befähigen, angesichts der Folgen des Klimawandels ihre Selbstständigkeit zu erhalten und weiter auszubauen. Angesichts der Not nach der Flut im September 2014 leistet „Roots for Equity“ auch Nothilfe.

Weltrisikobericht…

Wie hängt das Katastrophenrisiko eines Landes mit der gesellschaftlichen Situation zusammen? Welchen Einfluss haben zum Beispiel Faktoren wie die Art der Regierungsführung, die Qualität des öffentlichen Gesundheitssystems, die Umweltsituation oder das Bildungsniveau? Der WeltRisikoBericht des „“Bündnis Entwicklung Hilft“ gibt Antworten auf diese Fragen.

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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