„Hallo Maria, hallo Martin“,
dynamisch springt Bischof Bashar Warda auf uns zu. Er ist ein alter Bekannter, noch aus seiner Zeit als Leiter des Priesterseminars in Ankawa, dem christlichen Vorort der Stadt Erbil im Nordirak. Inzwischen ist er chaldäischer Bischof der Hauptstadtdiözese Erbil.
Ein Beitrag von Maria Haarmann
Bischof Bashar ist ein zupackender Mann, er hat viele Pläne und Ideen. Wie viele andere Christen in Kurdistan sieht er mit Zuversicht in die Zukunft. In Kurdistan ist die Situation der Christen stabil, ihre Zahl wächst sogar, allerdings vor allem durch Zustrom von Christen aus anderen Regionen des Irak. Mossul, nur wenig außerhalb der Autonomen Region Kurdistan, ist fest in der Hand terroristischer Gruppen, sie finanzieren sich durch Erpressung von Schutzgeldern und Entführungen. Dort lebten bis vor einigen Jahren rund 6000 christliche Familien, jetzt sind es nur noch knapp 1000. In Kirkuk sieht es inzwischen kaum besser aus. Einige der Christen haben das Land verlassen, viele sind nach Erbil gekommen. Hier herrscht Toleranz und Sicherheit, der Staat unterstützt sie sogar beim Bau von Kirchen. Es gibt eine festgelegte Quote von Parlamentssitzen für Christen, die sogar leicht über ihrem Bevölkerungsanteil liegt. Man kann Bischof Bashar daher verstehen. Er schaut in die Zukunft und will an die ehemals große Bedeutung der Kirche im Bildungswesen wieder anknüpfen. Die Schule „Mar Quardakh“ steht bereits; für eine weitere Schule in eher ländlichem Gebiet finanziert MISEREOR einen Teil der Ausstattung.
Auch im Gesundheitswesen engagiert sich die Diözese, ein Hospital ist im Bau, eine Krankenpflegeschule in der Planung. Hier hofft man erneut auf Hilfe von MISEREOR.
Am Nachmittag sprechen wir mit Pfarrer Emmanuel Youkhana von der Assyrischen Kirche. Auch er bestätigt die grundsätzlich positive Stimmung, das tolerante Klima in Kurdistan und das gute Miteinander der Konfessionen und Religionen hier.
Dauerhafte Rückkehr der Christen aus dem Exil in aller Welt gibt es allerdings bisher kaum. Zu groß ist die Unsicherheit um Kurdistan herum. „Der Nahe Osten brodelt“, sagt Emmanuel Youkhana.
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in Teil I: Verfolgt und gefoltert: Aus dem Flüchtlingslager Domiz im Nordirak
Teil II: Im Flüchtlingslager Domiz im Nordirak: Schicksale verbinden
Teil V: Die Angst bleibt – mit Sicherheit | Zu Besuch im Karagheuzian-Center in Beirut
Teil VI: Deir El Ahmar – Ein kleines Dorf mit einem großen Herz für Flüchtlinge aus Syrien