An der chaldäischen St. Josefskirche in Erbil bietet sich das gleiche Bild wie gestern an der syrisch-katholischen Kirche: Dicht gedrängt unter Planen und Zeltdächern auf dem Pfarrgelände hausen die Menschen, viele Kinder sind zu sehen – dabei waren es vor einigen Tagen noch fast doppelt so viele Familien, sagt Erzbischof Bashar Warda.
Ein Beitrag von MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon
Er ist ein sehr dynamischer Mann, wie ich noch von meinem Besuch bei ihm im Februar weiß – seine Bemühungen konzentrieren sich jetzt vor allem darauf, von der unmittelbaren Notversorgung hin zu tragfähigen Lösungen über den Winter zu kommen. So hat er bereits eine Reihe von Familien in Mietwohnungen oder umgebauten Lagerhallen unterbringen können. Dies erklärt den Rückgang an Zelten auf dem Kirchgelände, obwohl auch weiterhin täglich neue Binnenflüchtlinge in Erbil ankommen. Weitere Anstrengungen sind aber nötig, insofern freut er sich riesig, dass ich ihm eine neue Bewilligung von 250.000 € für Wohncontainer und provisorische Schulräume mitbringe. Er zeigt mir das für die Container vorgesehene Gelände – ein von der kurdischen Regionalregierung übergebenes Areal mit zwei alten Lagerhallen darauf. Diese werden nun zu Gemeinschafts-Sanitäranlagen umgebaut, da die Container mit je einem Raum von rd. 18 qm für eine 5köpfige Familie dafür viel zu klein sind. Einfachstlösungen also, die das Notwendigste an Schutz sicherstellen – aber sie sichern das Überleben und bieten zumindest eine mittelfristige Perspektive. Das gilt auch für die Schulräume – Provisorien auch sie, aber sie bieten den Kindern eine Chance auf etwas Rückkehr zur Normalität und helfen, ihre Zukunft zu sichern.
Unsere Hilfe – ein Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit
Unsere Hilfe wird gewiss nicht für all die vielen Vertriebenen ausreichen, aber sie ist ein Zeichen der Hoffnung und der Verbundenheit. Bischof Warda weiß, dass er sich jederzeit erneut an uns wenden kann, dafür dankt er uns nochmals ausdrücklich. Gut ist, dass er seine Hilfe mit den anderen beiden, von Vertreibung betroffenen christlichen Kirchen, neben seiner eigenen chaldäischen der syrisch- katholischen und der syrisch-orthodoxen Gemeinde koordiniert und dem dafür geschaffenen Komitee als Ortsbischof vorsteht. Sogar ein gemeinsames Zentrallager wurde inzwischen geschaffen. Gut ist auch, dass bei der Hilfe kein Unterschied gemacht wird, weder zwischen den einzelnen christlichen Gruppen noch zwischen ihnen und den Jesiden und den ebenfalls von der Terrorgruppe IS verfolgten religiöse Minderheiten der Shabak oder Mandäer, die sich jetzt im Stadtgebiet Erbil aufhalten.
Die Hoffnung bleibt
Wie langfristig, kann auch Bischof Bashar nicht sagen. Er zumindest arbeitet unermüdlich für den Verbleib der christlichen und anderen Minderheiten im Irak und denkt mit Blick auf die Vertriebenen schon jetzt auch darüber nach, was man tun muss, um ihnen eine dauerhafte Perspektive im Kurdengebiet zu ermöglichen. Er gibt die Hoffnung auf einen föderal strukturierten Irak und ein friedliches Miteinander der verschiedenen Ethnien und Konfessionen, die er mir schon im Frühjahr vortrug, bis heute nicht auf. Er ist eben ein dynamischer Mann.
Lesen Sie auch: „Nordirak: Die Flüchtlingsnot ist riesig groß in Ankawa→“ von Martin Bröckelmann-Simon.
Im Februar 2014 besuchten Martin Bröckelmann-Simon und Länderreferentin Maria Haarmann bereits schon einmal die Stadt Erbil und berichteten davon im Blog→.
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