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Besuch eines Bischofs: Trump wird die Welt destabilisieren

Steigende Spritpreise, eine korrupte Regierung, zunehmende Drogenkriminalität: Die Liste der Probleme in Mexiko ist lang. Das Centro Nacional del Apoyo la Misiones Indígenas (CENAMI) setzt sich seit Jahren aktiv für die indigene Bevölkerung in Mexiko ein und kämpft für deren Rechte. Monsignore Raúl Vera López, Präsident des Vorstandes von CENAMIs und Bischof von Saltillo im Norden von Mexiko, im Interview über die aktuelle Lage in Mexiko und seine Einschätzung zu Trump und seiner Politik.

Bischof Raúl Vera López, Vorstandsmitglied von CENAMI

Die Spritpreise sind in den letzten Wochen immer stärker angestiegen. Die Bevölkerung geht beinahe täglich auf die Straße demonstriert gegen die Regierung und macht ihrem Ärger Luft. Welche Auswirkungen hat der Preisanstieg auf die Bevölkerung insbesondere auf die Gruppe der Indigenen?

Die Armen haben immer das Nachsehen und weniger Möglichkeiten. Ein so drastischer Preisanstieg der Energiekosten hat einen großen Einfluss auf das gesamte Leben: So steigen wegen der höheren Transportkosten auch die Lebensmittelpreise. Die Felder zu bewässern wird teurer, da der Antrieb der Wasserpumpen teurer wird und natürlich steigen auch die Kosten im öffentlichen Nahverkehr. Es wird einfach alles teurer! Verantwortlich dafür ist vor allem die korrupte Regierung, weil sie zulässt, dass Broker oder Strohmänner von Regierungsmitgliedern das Öl unter der Hand verkaufen.

Sie sprechen von einer korrupten Regierung, die für die aktuellen Probleme verantwortlich ist. Auch der aktuelle Präsident Peña Nieto wird sehr kritisch gesehen. Wie schätzen Sie seine Verantwortung bezüglich der aktuellen Situation ein?

Wie viele Politiker zuvor hat Peña Nieto versprochen, die Menschen aus der Armut zu holen –nur, um gewählt zu werden. Peña Nieto ist, als aktueller Präsident, für den Weg des Landes und alle damit verbundenen Entwicklungen verantwortlich, er hat alle Reformen autorisiert, die uns aktuell das Leben schwer machen. Er ist dafür verantwortlich, dass wir keine geordnete Rechtsprechung haben und die Korruption weiter zunimmt. Natürlich ist er nicht der einzige, aber eben der Hauptverantwortliche. Das „Tribunal Permanente de los Pueblos“¹ bezeichnet Peña Nieto und sein Team als Kriminelle gegen die Menschheit.

CENAMI setzt sich aktiv für die Rechte der indigenen Völker ein. Was ist das Besondere an Ihrer Arbeit und den Menschen?

CENAMI steht in direkter Verbindung zum Volk und den betroffenen Menschen. Die Verantwortlichen bei CENAMI wissen, dass sie die Menschen hinter sich vereinen müssen, um die Anliegen der ärmsten Bevölkerung auch erfolgreich vortragen zu können. Wenn wir Erfolg mit unseren Projekten haben, dann nur, weil dahinter Menschen stehen, die die Dinge anstoßen. Für mich ist es daher sehr wichtig, mit CENAMI und den Indigenen zu arbeiten. Während meiner langjährigen Arbeit mit Indigenen habe ich immer wieder festgestellt, wie diese mein Herz und meinen Verstand durchdrungenen und mein Denken verändert haben: Mein Interesse, Mexiko zu retten, kommt von den indigenen Völkern.

Häufig wird den Vertretern der Kirche vorgeworfen, vor allem gegenüber der Politik Probleme nicht offen anzusprechen. Wie sehen Sie die Rolle der Kirche und wie sollte Sie sich Ihrer Meinung nach verhalten?

In Mexiko sind fast 90 Prozent der Menschen katholisch, der Einfluss der Kirche ist enorm. Trotz allem nutzt die Kirche diesen Einfluss nicht ausreichend, das hat auch Papst Franziskus im Rahmen seines Mexikobesuches Anfang 2016 festgestellt. Und ich finde die Worte des Papstes sehr eindrücklich: Er hat uns aufgefordert uns von der Macht zu lösen und uns zum Volk zu beugen. Wir sollen das Machtdenken, das sich auch bei Politikern und Unternehmern widerspiegelt, ablegen. Ansonsten sehen wir nicht, dass das Volk kämpft und leidet und können es nicht verteidigen.

Am vergangenen Freitag wurde Donald Trump als neuer Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Seine größten Wahlversprechen setzt er derzeit bereits um: Die Mauer zu Mexiko, die Abschiebung von kriminellen Migranten und die Aufkündigung des transpazifischen Handelsabkommens TPP. Was denken Sie über Trump und seine Vorhaben?

Für Donald Trump sind wir, die mexikanische Bevölkerung, das Feindbild. Wir sind verantwortlich für Drogenkriminalität und nehmen Amerikanern die Arbeitsplätze weg. Dabei vergisst er, dass Mexiko der größte Handelspartner der Vereinigten Staaten ist und die USA der größte Abnehmer für Drogen. In meinen Augen ist Donald Trump kein Staatsmann, sondern ein Unternehmer, der auch das Land nach diesen Prinzipien führen wird. Es ist sehr gefährlich so jemanden ein so mächtiges Landes wie die Vereinigten Staaten regieren zu lassen. Er meint, er könne richten, was in der Welt passiert. Ich befürchte, er wird die Dinge für die USA und für uns eher komplizierter machen – er wird die Weltordnung destabilisieren.

Nun haben wir über die derzeitigen und bevorstehenden Schwierigkeiten in und für Mexiko gesprochen. Wie könnten diese gelöst werden?

Meiner Ansicht nach ist die Lösung nicht, die Grenzen zu schließen. Man muss den Menschen in ihren Herkunftsländern ein würdevolles Leben ermöglichen – dort hinein muss investiert werden. Dazu gehören auch bei uns in Mexiko sichere Arbeitsplätze. Wenn Herr Trump möchte, dass die Menschen in Amerika, Mexiko, Zentral- und Südamerika ein gutes Leben haben, muss er für Gleichheit unter den Bürgern und für Frieden sorgen. Und zusätzlich verhindern, dass die Jugend der organisierten Kriminalität verfällt bzw. diese so ertragreich ist. Letztendlich müssen wir die Lösung auch innerhalb unserer eigenen Länder finden. In meinem Land Mexiko sehe ich kein Regierungsmitglied mit der nötigen Fähigkeiten, um einen Ausweg aus dieser Lage zu finden.

Sie setzten sich schon seit über 20 Jahren für die Menschen in Mexiko ein und kämpfen für die Rechte der Indigenen. Was erwartet Sie, wenn Sie nach Mexiko zurückkehren? Wie wollen Sie die Arbeit fortsetzen?

Zusammen mit einer Gruppe der katholischen Bischofskonferenz arbeite ich an einem globalen Strategiepapier zur Lösung unserer Probleme und ich bin glücklich, Teil eines Veränderungsprozesses zu sein, der die Nation wieder vereint. Sofort nach meiner Rückkehr fahre ich nach Chiapas, um mich zunächst mit Menschenrechtsverteidigern und dann mit den Indigenen zu treffen. Das ist das, was man in Mexiko tun muss: alle Bürger einbinden und von den Manipulationen des Staates befreien.

Das Interview führte Eileen Abert, MISEREOR-Pressestelle.


Weitere Informationen

Aktuelle Informationen zur Problematik des Verschwindenlassens finden sich in der Studie „Verschwindenlassen in Mexiko: Ein systematisch begangenes Verbrechen“ von Brot für die Welt, MISEREOR und der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko.

Weitere Informationen zur Stärkung der indigenen Völker in Lateinamerika finden Sie hier.

Mehr zum Kampf für mehr Menschenrechte finden Sie hier.

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