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Venezuela: Die Hälfte der Kinder ist von Fehl- oder Mangelernährung betroffen

Simone Lehmann, MISEREOR-Länderreferentin, berichtet über die aktuellen Lage in Venezuela.

„Nichts in Venezuela ist derzeit vorhersehbar, die Lage der Bevölkerung verschlechtert sich zunehmend“, sagt Simone Lehmann. „Hyperinflation, steigende Lebensmittelpreise und die Kriminalisierung von friedlich Protestierenden lähmen die venezolanische Bevölkerung. Die Ankündigung Nicolás Maduros, für eine weitere Amtszeit zu kandidieren, bedeutet, dass auch das Leiden vieler Venezolaner weiter geht.“ Staatlich ausgegebene Lebensmittel-Pakete würden auf dem Schwarzmarkt gehandelt, weil die Menschen dringend Barmittel bräuchten. „Bargeld oder ausreichend Nahrungsmittel. Viele Venezolaner müssen sich entscheiden. Misereor-Partner berichten, dass immer mehr Obdachlose und Bettler auf den Straßen zu sehen sind. Ihren Schätzungen zufolge sind rund vier Millionen Venezolaner aufgrund der humanitären Lage gesundheitlich geschädigt. Viele, vor allem chronisch Erkrankte, können nicht mehr adäquat medizinisch versorgt werden und sind in Gefahr, zu sterben, wenn sich nichts an der desolaten Lage ändert. Rund die Hälfte aller Kinder ist von gravierender Fehl- oder Mangelernährung betroffen“, so Lehmann.

Ein großes Problem sei die  Fehl- und Desinformation der Bevölkerung durch die Regierung: „Unsere Partner bieten objektive Informationen und  Nachrichten zur politischen Lage an, sie berichten, wo noch Lebensmittel und Medikamente zu bekommen sind, einige leisten seelsorgerische Arbeit. Am wichtigsten ist derzeit, dass die Venezolaner nicht ihre Hoffnung verlieren.“ In einem Nothilfeprojekt in der Diözese Valencia unterstützt Misereor die venezolanische Bevölkerung mit Lebensmitteln und bietet über die Caritas Valencia Ernährungsberatung für Kinder, Mütter und werdende Mütter an.

Die Krise in Venezuala währt schon lange: Demonstranten am Altamira Platz am 18. März 2014. Leere Ladenregale in einem venezolanischen Geschäft. Millionen Venezolaner protestieren am 26. Oktober 2016 in Caracas. Menschen stehen in Schlange vor den Ladengeschäften an. © ZiaLater /wikipedia.de

Die Krise in Venezuela währt schon lange: Demonstranten am Altamira Platz am 18. März 2014. Leere Ladenregale in einem venezolanischen Geschäft. Millionen Venezolaner protestieren am 26. Oktober 2016 in Caracas. Menschen stehen in Schlange vor den Ladengeschäften an. © ZiaLater /wikipedia.de

Viele Venezolaner fühlten sich von der internationalen Gemeinschaft, vor allem von Europa, im Stich gelassen, so Lehmann. So sei der kürzlich durch die Europäische Union an die venezolanische Opposition verliehene Sacharow-Preis für geistige Freiheit reine Symbolpolitik. „Europa wäscht sich durch derartige Aktionen bloß die Hände rein“, betont Misereor-Partner Abilio López Pérez von der Fundación Asesoría de Venezuela y América Latina (FUNDAVAL). Auch die politische Opposition agiere nicht zum Wohle der Bevölkerung. „Nur eine politisch-institutionelle Lösung kann die Bevölkerung noch vor dem Schlimmsten bewahren und die strukturellen Ursachen bekämpfen.“ Das Land müsse international unter Druck gesetzt werden, damit einerseits der Notstand ausgerufen und Nothilfe-Transporte ins Land möglich würden. Andererseits sollten freie Wahlen durch internationale Beobachter garantiert werden. Die Vereinten Nationen sollten klar Position beziehen und diplomatische Maßnahmen sowie wirksame Sanktionen in Erwägung ziehen. „Wir dürfen nicht länger wegschauen“, so Simone Lehmann.

Für weitere Rückfragen stehen Ihnen Simone Lehmann sowie unsere Partnerorganisationen vor Ort (in spanischer Sprache) zur Verfügung.


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Rebecca Struck hat als persönliche Referentin von MISEREOR-Chef Pirmin Spiegel gearbeitet.

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