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Ernährungssicherheit in einer verletzlichen Region

MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel und der Freiburger Erzbischof Stephan Burger nehmen auf einer einwöchigen Reise auf den Philippinen die wachsende Bedrohung des Landes durch die globale Erwärmung in den Blick. Hier berichten sie von Begegnungen mit der Partnerorgansiation MASIPAG, deren Projekte Bäuerinnen und Bauern eine bessere Anpassung an den Klimawandel ermöglichen.

Begegnung mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf einem Feld in Barangay Anoling, Quezon, 7. April 2019.

Am Samstag um 5 Uhr morgens starten MISEREOR-Bischof Stephan Burger, Pirmin Spiegel und MISEREOR-Referent Steffen Ulrich Richtung Anolin im Landkreis General Nakar, das gute 140 Kilometer östlich von Manila liegt. Dort treffen wir auf Vertreterinnen von sieben Bauernorganisationen und deren Beratungsgremium, das eine der wichtigsten Strukturen auf lokaler Ebene des nationalen Bauernverbandes MASIPAG darstellt.

Es sind selbstbewusste Bäuerinnen, die uns mit einem köstlichen, ausschließlich mit biologischen Lebensmitteln zubereiteten Mittagessen empfangen und mit uns sprechen.
Foto: Roy Lagarde

Ökologische Landwirtschaft bedeutet auch Würde und Freiheit

Auf unsere Frage hin, was ihnen denn ihre Mitgliedschaft bei MASIPAG bedeute, brauchen die Vertreterinnen der Bauerngruppen nicht lange zu überlegen. Und die von ihnen aufgeführten Aspekte gehen weit über das hinaus, was wir erwartet hätten, und bezeugen eine ganzheitliche und tiefe Reflektion über Leben, Entwicklung und Zukunft.

„Wir sind alle MASIPAG. Wir stehen zusammen. Wir sind eins“, wird uns mit ausdrucksvollen Gesten immer wieder erklärt. Mit ausgestrecktem Zeigefinger rufen die Bäuerinnen und Bauern „Mabuhay“ („es gibt nur Eine“), um den Zusammenhalt in ihrer Bauernorganisation, die über 400 unterschiedliche Gruppen vereint, zum Ausdruck zu bringen.
Pirmin Spiegel mit einem Vertreter von MASIPAG während seiner Philippinen-Reise.
Foto: Ulrich/MISEREOR

Im Grunde geht es um viel mehr als um das von MASIPAG vermittelte Wissen und Techniken der ökologischen Landwirtschaft und des Gartenbaus: Sie sprechen von Würde, Selbstwert und Freiheit. Konkret geht es um die Bestimmung über ihr eigenes Leben, ihre Gesundheit und über die Art ihres Wirtschaftens. Die Kontrolle über das Saatgut spielt hier eine zentrale Rolle. Traditionelles Saatgut, das immer wieder zur Aussaat verwendet werden kann und dem Klimawandel auf Dauer besser angepasst ist als das von der Industrie vermarktete gentechnisch modifizierte Saatgut, ist ihnen dabei ein großer Vorteil.

Dialog mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf den Philippinen, 7 April 2019.
Foto: Roy Lagarde

Herausforderungen für die Ernährungssicherheit…

Die Familien wissen um den Schaden, den die Agrarindustrie verursacht. Sie ist Teil des Problems von Hunger und Mangelernährung. Die biologische und diversifizierte Landwirtschaft gepaart mit sinnvollen lokalen Infrastrukturmaßnahmen wie Bewässerung, Straßen und Märkte sei die beste Strategie der Ernährungssicherheit des Landes. Aber die politischen, rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen verschlechtern sich zunehmend. Dazu gehört auch die stark ungleiche Verteilung des fruchtbaren Ackerlandes, das in den Philippinen überwiegend im Besitz von Großgrundbesitzer ist.

… in einer von Wirbelstürmen und Sturmfluten bedrohten Region

In der Region, die im Jahr 2004 von mehreren Wirbelstürmen und Sturmfluten fast vollständig zerstört wurde, wissen die Menschen, wie verletzlich sie sind; eine Situation, die sich im Zuge des Klimawandels weiter verschärfen wird. Gleichzeitig vertrauen sie aber auch auf ihre Widerstandkraft, auf ihre Gabe immer wieder aufstehen zu können. Die Bäuerinnen fühlen, dass Alles mit Allem verbunden ist. Daher kommt die Überzeugung, dass nur die Bewahrung und Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts nachhaltige Entwicklung bringen kann. Und für diese Überzeugung müssen sie zusammenstehen und noch mehr Menschen mit ihrem Anliegen erreichen.

MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel und Erzbischof Stephan Burger besuchten Projekte, begleitet von der MISEREOR-Partnerorganisation MASIPAG auf den Philippinen. Foto: Ulrich/MISEREOR

MASIPAG ist ein langjähriger MISEREOR-Partner. MASIPAG steht für ein professionelles Engagement, das in den Philippinen wie auch international von höchster Bedeutung ist. MASIPAGs Eintreten für nachhaltige kleinbäuerliche Landwirtschaft, für die Erhaltung der Vielfalt pflanzengenetischer Ressourcen und für die Verbreitung von diversifizierten landwirtschaftlichen Systemen, die an den Klimawandel angepasst sind, ist hoch relevant.


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Pirmin Spiegel ist Hauptgeschäftsführer bei Misereor. Bevor er 2012 zu Misereor kam, war er 15 Jahre in Brasilien als Pfarrer tätig und bildete in verschiedenen Ländern Lateinamerikas Laienmissionare aus.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

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    So lobenswert das auch ist, dass Erzbischof Burger sich um die Erwärmung auf den Philippinen kümmert. Vermutlich würde es aber auch nicht schaden, wenn er sich um die richtige Organisation seiner Erzdiözese in Freiburg kümmern würde. Neben einem Loch von bis zu 160 Millionen wegen nicht abgeführter Sozialabgaben scheint sich nun auch noch ein Loch wegen nicht gezahlter Steuern aufzutun. Auf Erträge des katholischen Darlehensfonds.

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