Gut Ding braucht Weile: Nach drei Jahren gemeinsamer Arbeit am „Pastoral Development Orientation Framework für Äthiopien“ mit Vertretern der katholischen Kirche, Tierhaltergemeinschaften, äthiopischen Nichtregierungsorganisationen, Universitäten, Vertretern von Ministerien und äthiopische Pastoralismusspezialisten, hat am 24. September die Äthiopische Katholische Kirche ihren Orientierungsrahmen zur Entwicklung mobiler Tierhaltung (Pastoralismus) in Äthiopien verabschiedet.
Mit der Übernahme des Orientierungsnahmens durch die Äthiopische Katholische Kirche findet eine starke und zukunftsweisende Veränderung in der bisherigen Arbeit mit Hirtenvölkern statt.
MISEREOR hatte den Prozess mit Unterstützung des Pastoralismusexperten Saverio Krätli angestoßen, mit dem Ziel eine eigenen Orientierungsrahmen für die zukünftige Arbeit in Äthiopien in die Diskussion einzubringen. Mit der Übernahme des Orientierungsrahmens durch die Äthiopische Katholische Kirche findet eine starke und zukunftsweisende Veränderung in der bisherigen Arbeit mit Hirtenvölkern statt.
Das Interesse der verschiedenen äthiopischen Regierungen an der Erschließung der Tieflandes für den Anbau von unter anderem Zuckerrohr und Baumwolle in den vergangenen Jahren blieb für die äthiopischen Pastoralisten leider nicht ohne negative Folgen. Durch den Bau von Dämmen für den Bewässerungsanbau entlang der Flüsse Omo und Awash wurden viele Wanderhirten ihrer wertvollen Weiden beraubt, die ihnen als wertvolle Futtergrundlagen während der Trockenzeiten und als Rückzugszonen in Dürrejahren dienten.
Die Übernahme des Pastoral Development Orientation Frameworks durch die Äthiopische Katholische Kirche sendet ein wichtiges Signal an die äthiopische Regierung und Gesellschaft für eine Politik, die mobile Lebens- und Tierhaltungssysteme und die Ansprüche der Pastoralisten an den fruchtbaren Weidegebieten im Tiefland nicht nur auf dem Papier anzuerkennen, sondern auch in der Praxis zu respektieren.
Pastoralisten in Äthiopien
Pastoralisten stellen ca. 12 Millionen der äthiopischen Bevölkerung, bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 110 Millionen Menschen. Sie leben überwiegend im halbtrockenen bis trockenen Tiefland Äthiopiens. Der größte Teil von ihnen lebt hauptsächlich von der mobilen Tierhaltung. Das bedeutet, dass sie mit ihrem Vieh von einer Weidefläche zur anderen ziehen, immer dem Regen nach. Der überwiegende Teil des in die Nachbarländer und auf die arabische Halbinsel exportierten Lebendviehs und Fleischs stammt aus mobiler Tierhaltung. Trotz immer größer werdenden Klimaschwankungen und wiederkehrenden Dürren in den letzten Jahrzehnten konnte der Export für Lebendvieh und Fleisch kontinuierlich gesteigert werden.
Über die Autorin: Sabine Dorlöchter-Sulser ist Referentin für Ländliche Entwicklung in der Afrika-Abteilung bei MISEREOR.