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Klimakrise im Tschad

Das „Jahrhunderthochwasser“ 2021 ist in aller Munde. Ebenso die verheerenden Waldbrände im Mittelmeerraum. Doch nicht nur in Europa, den USA oder Australien zeitigt der globale Klimawandel Katastrophen, sondern auch und gerade in Afrika. Nur finden sie in den europäischen Medien kaum Erwähnung. So auch der Orkan, der Ende Juni im Tschad wütete.

Tschad Orkan 2021
Nach dem Orkan Ende Juli 2021: Zerstörtes Haus im Kanton Mangsé im Tschad. © Frank Kahnert / DVS Tschad

Ende Juni 2021 wüteten in der Region Tandjilé im Südwesten des Tschad ein Orkan und stundenlanger Starkregen. Die von MISEREOR seit vielen Jahren unterstützte Caritas in der Diözese Laï zog mit Hilfe der örtlichen Behörden eine deprimierende Bilanz: sieben Todesopfer, 229 Verletzte, 4.458 zerstörte Häuser, Schulen und Kirchen in 110 Dörfern, dazu 460 vermisste Nutztiere. Die Zahl der Hilfsbedürftigen in der Region schätzt die Caritas auf derzeit 24.300 Menschen.

Viele Menschen noch immer obdachlos

Auch zwei Monate nach dem Unglück müssen Menschen in Kirchen oder Schulen, die dem Orkan standhielten, vorübergehend Obdach finden. Oder auch bei Nachbarn und Verwandten. Eine beträchtliche Zahl von Menschen übernachtet jedoch nach wie vor unter freiem Himmel, zum Teil mit kleinen Kindern. Auch Alte sind unter diesen Unglücklichen. Sie alle sind diversen Gefahren für ihre Gesundheit ausgesetzt, z. B. den Bissen von Reptilien oder Mückenstichen, die das Risiko einer Malariainfektion bergen. Durch die Verschmutzung von Wasser droht Cholera.

Die niederländische Sektion von Ärzte ohne Grenzen hat Medikamente zugesagt. Sie sind nötig, doch sie allein werden nicht reichen. Es fehlt etwa an Zelten, um die obdachlos gewordene Opfer der Katastrophe aufzunehmen. Nötig sind auch Decken und Kleidung in der relativ kühlen Regenzeit, die sich im Tschad gewöhnlich von Juli bis September erstreckt. Hier konnte bereits ein Benefiz-Konzert in N’Djamena, das tschadische Musiker und Musikerinnen aus Solidarität mit den Opfern Mitte Juli veranstalteten, erste Abhilfe schaffen.

Tschad Orkan 2021 zerstörte Schule
Die katholische Schule von Bologo wurde durch den Orkan zerstört. © Frank Kahnert / DVS Tschad

Versorgung mit Nahrungsmitteln

Dringend notwendig ist laut Caritas der Diözese Laï die Versorgung der Menschen – von denen die meisten Subsistenzwirtschaft betreiben – mit Nahrungsmitteln. Die Kehrseite des punktuellen Starkregens sind nämlich die ausgebliebenen „regulären“ Niederschläge, die eine unzureichende Ernte zur Folge haben werden. Ohnehin befindet sich der Tschad augenblicklich in der prekären Zeit der soudure (etwa: „Übergang“) zwischen den Vorräten der letzten Ernte und den Erträgen der neuen.

Globale Herausforderung Klimawandel

Die Caritas Laï will helfen, wie sie es schon bei den schweren Überflutungen in der Region 2012 und 2015 getan hat. Diesmal hat sie bereits Verletzten in ihrer Gesundheitsstation Bologo erste Hilfe geleistet. Doch fehlt es der kirchlichen Struktur an Transportmitteln, Personal und Geld, um den Menschen Lebensmittel zur Verfügung zu stellen. Sie hat sich mit diesem Anliegen an MISEREOR gewandt; eine Soforthilfe v. a. zum Kauf von Lebensmitteln und Medikamenten durch die Caritas wird die Region sehr bald erreichen. Diese Hilfe ist wichtig, und doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein der Herausforderungen des globalen Klimawandels.

Über den Autor: Frank Kahnert leitet die MISEREOR-Dialog- und Verbindungsstelle Tschad.

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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