Eine vielzitierte Auswirkung des Klimawandels: Der Meeresspiegel steigt an. Das ist besonders verheerend für Inseln, die nur ein paar Meter oberhalb von Normalnull liegen. Für einige solcher Inseln im Pazifik ist schon jetzt klar, dass sie in 30 Jahren nicht mehr existieren werden. Um dieser Situation zu begegnen, denken regionale Politikerinnen und Politiker aktuell über Umsiedlung nach. Kaum ein Inselbewohner möchte jedoch auch nur einen Gedanken an diese Vorstellung verschwenden. Das Land zu verlassen, das die eigenen Vorfahren ihm oder ihr anvertraut haben? Das Land, auf dem die Gräber der Familie dann allein zurückbleiben? Es ist schlimm genug, dass bereits einige Friedhöfe vom Meer überflutet wurden. Viel mehr noch als bei uns in Europa sehen sich die Menschen hier als Teil ihres Landes, empfinden ihre Zusammengehörigkeit mit dessen Tieren und Pflanzen und dem alles verbindenden Ozean.
Doch nicht nur der Klimawandel vertreibt die Menschen aus ihrer Heimat. Momentan ist es der unersättliche Rohstoffhunger vor allem der Länder im globalen Norden, der einige Inseln weiter schwächt und Landflächen für Menschen unbewohnbar macht – etwa, wenn Trinkwasser verschmutzt wird und verseuchte Böden hinterlassen werden.
Unser ökologischer Wandel in Deutschland hin zur grünen Energie benötigt Rohstoffe, die nicht allein in Europa gewonnen werden können. Der stark umstrittene Tiefseebergbau bietet dafür – gerade im Pazifikraum – möglicherweise bald zusätzliche Möglichkeiten. Der Meeresgrund birgt extrem große Vorkommen seltener Metalle. Was deren Abbau für den Bestand von Meeres-Fauna und -Flora und damit für uns und unsere Erde bedeuten würde, kann man nur erahnen. Der Meeresboden ist bisher weniger erforscht als der Mond. Aber sicher ist, dass Tiefseebergbau, sollte er erlaubt werden, das Leben für Menschen, die direkt vom Meer abhängen, schwieriger machen dürfte.
Als mein Mann und ich vor knapp einem Jahr verkündeten, dass wir in den Pazifikraum umziehen werden, um für Misereor eine Verbindungsstelle zu eröffnen, hörten wir immer wieder den süffisanten Satz: „Ach, Ihr wollt nochmal drei Jahre Urlaub machen im Paradies?“
Von diesem Paradies habe ich noch nicht viel gesehen. Sicher, es gibt sie, die unberührten weißen Strände am tiefblauen Wasser. Die sieht man in jeder Touristenbroschüre. Aber diese Strände befinden sich auf von uns weit entfernten Inseln, die noch nicht vom Rohstoffabbau betroffen und von Menschen überbevölkert sind.
Autorin: Cora Laes-Fettback ist Leiterin der Dialog- und Verbindungsstelle von Misereor in Fidschi.
„Rettet das Meer, um Mutter Erde zu retten“, so lautet das Motto der katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens (FCBCO). Pirmin Spiegel ist vor Ort in Fidschi und berichtet von seinen Eindrücken und Erfahrungen. Zum Blogbeitrag >