Suche
Suche Menü

Morgen Kinder wird’s was geben – und was, wenn es keine Schokolade mehr gibt?

Schokolade und Weihnachten sind untrennbar miteinander verbunden. Groß und lecker schauen uns der Nikolaus und die anderen weihnachtlichen Süßigkeiten an. Doch Schoko-Nikolaus und Co. sind in Gefahr, denn die Klimakrise bedroht den Kakao-Anbau. Eindrücke aus Bolivien.

© Canva

167 Millionen Schoko Weihnachtsmänner- und Nikoläuse wurden 2022 in Deutschland hergestellt. Also fast zwei Stück pro Person in Deutschland, egal welchen Alters. Aber was wäre, wenn es den Grundstoff der Schokolade – den Kakao nicht mehr ausreichend gäbe? Undenkbar?

Nun ja, ich war auf meiner letzten Dienstreise in Bolivien, einem der Länder im dem viel Kakao, vor allem für den Bio-Fairen Handel angebaut wird. Dort besuchten wir die Kakao-Kooperative El Ceibo, einem der Lieferanten der Gepa.

Besuch bei Don Andres

El Ceibo macht sich seit 1991 für biologischen und fairen Kakao-Anbau stark. Wir konnten dabei einige Kakao-Produzent*innen besuchen, und waren dabei unter anderem bei Don Andres.

Don Andres, Bio-Kakao-Bauer bei El Ceibo. © Wolter | Misereor

Auf seinen insgesamt 17 Hektar großen Flächen baut er seit vielen Jahren bio-zertifizierten Kakao für El Ceibo an. Er bekommt auskömmliche und stabile Preise sowie eine sehr gute Beratung, die von den Fair Trade Prämien bezahlt werden. Aber dennoch ist die Situation in den letzten Jahren nicht einfach gewesen: Drei Jahren Trockenheit und weitere Extremwetterereignisse ließen in ganz Bolivien ungeahnte Probleme auftauchen – direkte Auswirkungen der Klimakrise.

So sieht gesunder Kakao aus. © Wolter | Misereor

Kälte und Hitze

Anfang diesen Jahres gab es einen heftigen Kälteeinbruch, auf den dann im August und September eine Hitzewelle mit starker Trockenheit folgte. Das hat dazu geführt, dass die Samen in der Kakaobohne angefangen haben zu keimen und Don Andrés ca. 30% seiner Ernte verloren hat. Da ein Großteil seines Einkommens aus dem Kakao-Anbau kommt, war das finanziell sehr schmerzhaft für ihn.

Hitzestress für den Kakao – unbrauchbar für die Schokoladenherstellung. © Wolter | Misereor

Agroforst als Versicherung gegen Ausfälle

Don Andres baut wie so viele Bäuerinnen und Bauern von El Ceibo Kakao im Agroforst System an. Die Misereor Partnerorganisation Ecotop unterstützt sie dabei seit Jahren dabei, den Anbau krisenfester zu gestalten und mehr Vielfalt auf die Flächen zu bringen. Mit dynamischem Agroforst wird versucht mehr Vielfalt zu schaffen mit verschiedenen Bäumen, Sträuchern und Bodendeckern und vor allem – ohne zu brennen, was nach wie vor vielfach gemacht wird. So hatte Don Andres trotz der hohen Verluste immer noch Zitrusfrüchte und Bananen zum Ernten, um sich und seine Familie zumindest teilweise zu ernähren und Ware zu verkaufen.

Die Verantwortlichen bei El Ceibo sind schon in Sorge, wie es in Zukunft mit dem Kakao-Anbau in der Region weitergehen kann. Die Nachfrage ist gut, die Kooperative ein gefragter Handelspartner für hoch qualitativen Bio-Fairen Kakao – aber wenn nicht geliefert werden kann, drohen hohe Strafen bei nicht eingehaltenen Verträgen.

Nächste Schritte

Doch was tun? Der Berater Heber Jora von El Ceibo erklärt uns: „Wir versuchen durch frühen Schnitt, die Ernte etwas vorzuziehen, um das Risiko der Schäden durch zu große Hitze zu vermeiden.“ Und sicherlich gilt – noch mehr diversifizieren, damit die Schäden bei einer einzelnen Kultur nicht so gravierend ausfallen und auch die Ernährungssicherung noch stärker in den Vordergrund stellen. Also Anbau von Produkten, die die Familien selbst konsumieren, wie Yucca, Kochbananen und Gemüse.


Beispiele für Agroforstwirtschaft im Misereor-Blog:

Sri Lanka hat eine Zukunft in der Landwirtschaft

Agroforst im Schwarzwald – Lichtblick in dunklen Zeiten

Geschrieben von:

Ansprechpartner Portrait

Markus Wolter ist Experte für Landwirtschaft und Welternährung bei Misereor.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.