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Claudia Burbano: Eine Macherin für nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung in Kolumbien

Im Rahmen der Misereor-Reise nach Kolumbien besuchte unsere Delegation* den kleinen Hof von Claudia Burbano, einem Gast der Eröffnung in Ludwigshafen. Sie bewirtschaftet einen halben Hektar, was 5.000 Quadratmeter entspricht, im Süden Kolumbiens, im Bundesstaat Nariño.

Test der geernteten Zitrusfrüchte
Pirmin Spiegel und Erzbischof Stephan Burger können sich selbst von der Qualität der Ernte überzeugen. © Georg Thünemann/Misereor

Vielfalt durch agrarökologische Landwirtschaft

In einem Rundgang auf dem Hof zeigt und erläutert sie uns was alles auf hügeligem Grund wächst. Es ist ein Kleinod mit zahlreichen Obstbäumen, Gemüse, Kräutern und sogar einer kleinen Baumschule für Kaffeepflanzen. Sie hat ihren eigenen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb bereits größtenteils nach agrarökologischen Prinzipien umgestellt. In einer durchdachten Anordnung wächst dort fast alles, was die Familie zum Leben braucht: Zitrusfrüchte, Lulo (kleine Orange), Kräuter, Lauch und Kohl, Mais, Bohnen, Hülsenfrüchte, Kürbisse. Viele dieser Zutaten haben wir in einer geschmackvollen und gesunden Suppe beim Mittagessen wiedergefunden.

Gemüsesuppe
Und so sieht die Gemüsesuppe aus den frisch geernteten Gemüsesorten aus. © Georg Thünemann/Misereor

Die Biodiversität im Boden ist enorm. Jedoch befinden sich 40 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Kolumbiens in einem Prozess der Erosion. Unmittelbar erinnert dies daran, dass Claudias Mann, Álvaro Guerrero, früher auf diesem Land lediglich Agaven anbaute und Dünger und Pestizide einsetzte, was zur Erosion beitrug und anderen Pflanzen die Nährstoffe nahm. Durch die Landpastoral inspiriert, hat Claudia Burbano nach und nach angefangen, Gemüse und Obstbäume zu pflanzen. Dann kam die Haltung von Meerschweinchen und Hühnern dazu. Jede Umstellung war mit Gesprächen und Diskussionen mit ihrem Mann Álvaro verbunden, weil dafür Agaven weichen mussten. Sie setzte sich durch. Heute ernährt der Hof ihre Familie fast komplett. Sie kauft lediglich noch Reis, Salz, Zucker und Öl dazu. Trotz der eher geringen Größe.

Eine Frau erklärt vier Männern etwas zu Landwirtschaft nach dem Prinzip der Agrarökologie
Bei einer Führung über ihren Hof zeigt Claudia Burbano den Gästen (v.l.n.r.: Stefan Tuschen, Erzbischof Stephan Burger, Weihbischof Otto Georgens, Pirmin Spiegel) die Vielfalt der angebauten Pflanzen. © Georg Thünemann/Misereor

Unterstützung für gesunde Ernährung und klimafreundlichen Anbau

Seit elf Jahren arbeitet Claudia Burbano als eine lokale Technikerin des Projektes in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung, Anbau von Kaffee, Erhöhung der Vielfalt in Anbau und Geschlechtergerechtigkeit. Häufig ist sie unterwegs und berät andere Kleinbäuerinnen und -bauern. Möglich ist das, weil Ihr Mann ihr den Rücken freihält und sie als Bauersfrau nicht dem eher typischen Klischee entspricht, sich um Haus und Kinder zu kümmern und zu Hause zu bleiben.

Claudia Burbano zeigt die selbst gezüchteten Zitrusfrüchte.
Claudia Burbano präsentiert einen Teil der selbst angebauten Zitrusfrüchte. © Georg Thünemann/Misereor

Die Arbeit der Landpastoral setzt sich dafür ein, dass die Bauernfamilien ein Bewusstsein für ihre Rechte, für gesunde Ernährung und klimafreundlichen Anbau erlernen.
Besonders stolz ist die Familie Burbano darauf, dass ihr jüngerer Sohn (15) zuhause mithilft und ihr älterer Sohn, ein Student, an den Wochenenden ebenfalls zuhause mit anpackt. Der Anbau ist alles andere als leicht. Die Kaffeesträucher stehen an einem sehr schmalen Hang, mit viel Mühe pflegen und ernten die Burbanos ihre Früchte.

Unserer Delegation präsentierte sie sich als echte Macherin und starke Persönlichkeit. Den faszinierenden „Altar der Fülle“ auf einem „Encuentro Campesino“, einem Bauerntreffen, organisierte Sie mit einem Team. Alle Früchte und Tiere der Bäuerinnen und Bauern wurden zusammengetragen. Ein faszinierendes Schauspiel eines guten Miteinanders und der möglichen Fülle auf den Feldern Kolumbiens. Fruchtbare Böden, durch Bauernfamilien bewirtschaftet. Sie eröffnen eine andere Zukunft und dies in einem Kontext geprägt von Gewalt und Koka.

Altar der Fülle
Die Projektpartner*innen bedanken sich bei den Besucher*innen mit einem „Altar der Fülle“. © Georg Thünemann/Misereor

*Teilnehmer*innen der Delegationsreise waren Pirmin Spiegel (Hauptgeschäftsführer von Misereor), Erzbischof Stephan Burger („Misereor-Bischof“), Weihbischof Otto Georgens (Bistum Speyer), Felix Scherer (Social Media-Referent Bistum Speyer), Johannes Reichart (Bayerischer Rundfunk), Alexander Brüggemann (Katholische Nachrichtenagentur), Katja Pemberton (Dolmetscherin), Georg Thünemann (Misereor-Referent für Kommunikation) und Stefan Tuschen (Misereor-Referent für Kolumbien).


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Pirmin Spiegel ist Hauptgeschäftsführer bei Misereor. Bevor er 2012 zu Misereor kam, war er 15 Jahre in Brasilien als Pfarrer tätig und bildete in verschiedenen Ländern Lateinamerikas Laienmissionare aus.

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