Im Rahmen der Misereor-Reise nach Kolumbien besuchte unsere Delegation* den kleinen Hof von Claudia Burbano, einem Gast der Eröffnung in Ludwigshafen. Sie bewirtschaftet einen halben Hektar, was 5.000 Quadratmeter entspricht, im Süden Kolumbiens, im Bundesstaat Nariño.
Vielfalt durch agrarökologische Landwirtschaft
In einem Rundgang auf dem Hof zeigt und erläutert sie uns was alles auf hügeligem Grund wächst. Es ist ein Kleinod mit zahlreichen Obstbäumen, Gemüse, Kräutern und sogar einer kleinen Baumschule für Kaffeepflanzen. Sie hat ihren eigenen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb bereits größtenteils nach agrarökologischen Prinzipien umgestellt. In einer durchdachten Anordnung wächst dort fast alles, was die Familie zum Leben braucht: Zitrusfrüchte, Lulo (kleine Orange), Kräuter, Lauch und Kohl, Mais, Bohnen, Hülsenfrüchte, Kürbisse. Viele dieser Zutaten haben wir in einer geschmackvollen und gesunden Suppe beim Mittagessen wiedergefunden.
Die Biodiversität im Boden ist enorm. Jedoch befinden sich 40 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Kolumbiens in einem Prozess der Erosion. Unmittelbar erinnert dies daran, dass Claudias Mann, Álvaro Guerrero, früher auf diesem Land lediglich Agaven anbaute und Dünger und Pestizide einsetzte, was zur Erosion beitrug und anderen Pflanzen die Nährstoffe nahm. Durch die Landpastoral inspiriert, hat Claudia Burbano nach und nach angefangen, Gemüse und Obstbäume zu pflanzen. Dann kam die Haltung von Meerschweinchen und Hühnern dazu. Jede Umstellung war mit Gesprächen und Diskussionen mit ihrem Mann Álvaro verbunden, weil dafür Agaven weichen mussten. Sie setzte sich durch. Heute ernährt der Hof ihre Familie fast komplett. Sie kauft lediglich noch Reis, Salz, Zucker und Öl dazu. Trotz der eher geringen Größe.
Unterstützung für gesunde Ernährung und klimafreundlichen Anbau
Seit elf Jahren arbeitet Claudia Burbano als eine lokale Technikerin des Projektes in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung, Anbau von Kaffee, Erhöhung der Vielfalt in Anbau und Geschlechtergerechtigkeit. Häufig ist sie unterwegs und berät andere Kleinbäuerinnen und -bauern. Möglich ist das, weil Ihr Mann ihr den Rücken freihält und sie als Bauersfrau nicht dem eher typischen Klischee entspricht, sich um Haus und Kinder zu kümmern und zu Hause zu bleiben.
Die Arbeit der Landpastoral setzt sich dafür ein, dass die Bauernfamilien ein Bewusstsein für ihre Rechte, für gesunde Ernährung und klimafreundlichen Anbau erlernen.
Besonders stolz ist die Familie Burbano darauf, dass ihr jüngerer Sohn (15) zuhause mithilft und ihr älterer Sohn, ein Student, an den Wochenenden ebenfalls zuhause mit anpackt. Der Anbau ist alles andere als leicht. Die Kaffeesträucher stehen an einem sehr schmalen Hang, mit viel Mühe pflegen und ernten die Burbanos ihre Früchte.
Unserer Delegation präsentierte sie sich als echte Macherin und starke Persönlichkeit. Den faszinierenden „Altar der Fülle“ auf einem „Encuentro Campesino“, einem Bauerntreffen, organisierte Sie mit einem Team. Alle Früchte und Tiere der Bäuerinnen und Bauern wurden zusammengetragen. Ein faszinierendes Schauspiel eines guten Miteinanders und der möglichen Fülle auf den Feldern Kolumbiens. Fruchtbare Böden, durch Bauernfamilien bewirtschaftet. Sie eröffnen eine andere Zukunft und dies in einem Kontext geprägt von Gewalt und Koka.
*Teilnehmer*innen der Delegationsreise waren Pirmin Spiegel (Hauptgeschäftsführer von Misereor), Erzbischof Stephan Burger („Misereor-Bischof“), Weihbischof Otto Georgens (Bistum Speyer), Felix Scherer (Social Media-Referent Bistum Speyer), Johannes Reichart (Bayerischer Rundfunk), Alexander Brüggemann (Katholische Nachrichtenagentur), Katja Pemberton (Dolmetscherin), Georg Thünemann (Misereor-Referent für Kommunikation) und Stefan Tuschen (Misereor-Referent für Kolumbien).
Fastenaktion 2024
Erfahren Sie mehr von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, über Anbaumethoden und Ernährung in der Diözese Pasto und über die Fastenaktion 2024 unter fastenaktion.misereor.de
Der Weg zu Nachhaltigkeit und Selbstbestimmung
Mit Hilfe der Agroforstwirtschaft konnte Bauer Oweimar Viveros eine Vielfalt auf seinen Ackern erreichen, die der Einsatz von Pestiziden ihm nie ermöglicht hätte. Ein Bericht über den Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Weiterlesen >
Lieber Herr Schiff,
vielen Dank für Ihre Nachfrage und das Interesse! Viele der Misereor-Partner, die in Kolumbien, Venezuela oder darüber hinaus in Südamerika Agroforstwirtschaft betreiben, bauen Nahrungspflanzen an und halten gleichzeitig Tiere wie Hühner, Schweine, Kühe oder – wie in Südkolumbien oft der Fall – Meerschweinchen. Sie sind oft in ihr System integriert. So wird beispielsweise aus dem Schweinedung zum Teil Biogas gewonnen. Generell handelt es sich jedoch in der Regel um eine geringe Anzahl an Tieren, die für den familiären Gebrauch oder höchstens den lokalen Verkauf gedacht sind. Die Anzahl der Projekte hierzu, die wir in den jeweiligen Ländern haben, unterscheidet sich natürlich recht stark. In Venezuela liegt der Fokus beispielsweise stärker auf dem Thema Menschenrechte. Ich hoffe, wir konnten Ihre Frage beantworten!
Herzliche Grüße
Jana Echterhoff
Länderreferentin Lateinamerika
Sehr geehrte Damen und Herren,
gibt es ökol. Agroforstwirtschaft mit Nahrungspflanzen,evtl. in Kombination mit Nutztieren in den südamerikan. Tropen, vorzüglich Kolumbien und Venezuela?
Danke un viele Grüsse
Gerhard Schiff
Oberdorfstr.51
D-77974 Meissenheim