Zelt reiht sich an Zelt, endlos ziehen sich die Reihen hin. Überall sind Menschen unterwegs, schieben sich durch die engen Gassen zwischen den Zelten. Und dennoch haben es die syrischen Flüchtlinge hier besser getroffen als anderswo. Dies sagt auch Tigist Girma vom Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), die schon viele Flüchtlingslager gesehen hat.
Ein Beitrag von Maria Haarmann und MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon
Hier im Norden des Irak, in der Autonomen Region Kurdistan, begegnet man den Flüchtlingen mit offenen Armen. Sie erhalten Überlebenshilfe, können sich im Land völlig frei bewegen und dürfen sich Arbeit suchen. „Sie sind unsere Gäste“, sagt Dr. Nizar Ismet Taib, Kinderpsychiater und Leiter der Abteilung Gesundheit in der Provinzverwaltung Dohuk, mit dem wir gestern sprachen, „aber ohne Hilfe von außen können wir diese Situation nicht meistern.“ Viele Flüchtlinge bringen gesundheitliche Probleme mit, und natürlich besteht die Sorge vor Seuchenausbrüchen, speziell Cholera und Polio.
Die freundliche Aufnahme der syrischen Flüchtlinge hängt sicher auch damit zusammen, dass die meisten von ihnen ebenfalls Kurden aus den nördlichen Regionen Syriens sind. Ihre Gastgeber hier wiederum haben unter Saddam Hussein selbst lang genug erfahren, was Krieg, Flucht und Not bedeuten. So öffnen sie ihre Türen und Herzen leichter. Dies wird auch bitter nötig sein, denn der Flüchtlingsstrom hält an.
Man rechnet mit 400.000 syrischen Flüchtlingen im Nordirak im Laufe diesen Jahres. Das ist eine große Zahl, angesichts der nur 5 Millionen Einwohner der Autonomen Region Kurdistan. Dazu kommt, dass diese Region und ihre Einwohner bis heute selbst an den Folgen von Krieg und jahrzehntelanger Unterdrückung leiden.
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zur Hilfe von MISEREOR für syrische Flüchtlinge
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in Teil I: Verfolgt und gefoltert: Aus dem Flüchtlingslager Domiz im Nordirak
Teil IV: Tolerant und sicher: Die Stadt Erbil in der Autonomen Region Kurdistan
Teil V: Die Angst bleibt – mit Sicherheit | Zu Besuch im Karagheuzian-Center in Beirut
Teil VI: Deir El Ahmar – Ein kleines Dorf mit einem großen Herz für Flüchtlinge aus Syrien