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Verfolgt und gefoltert: Aus dem Flüchtlingslager Domiz im Nordirak

Die kurdische Wintersonne scheint hell und freundlich in den Besprechungsraum des Kirkuk Center for Torture Victims im Flüchtlingslager Domiz. 

Ein Beitrag von MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon

Karte:  Flüchtlingslager Dormiz im Nordirak

Karte: Flüchtlingslager Domiz im Nordirak

Und doch ist ein dunkler Schatten im Raum, wenn Assam , 41 Jahre (Name geändert), von seinem Weg hierher vor einigen Monaten und seinen Nöten erzählt. Die Sorgen und Erinnerungen setzen ihm, der ohnehin körperlich sehr krank ist, auch seelisch zu. Er hält die Enge und den Stress oft nicht mehr aus, hat sich dann nicht mehr unter Kontrolle, schlägt zu – auch gegen seine beiden Kinder. Es tut ihm unendlich leid, aber die Dämonen der Erlebnisse von Verfolgung, Haft und Folter gegen ihn als Menschenrechtsaktivist in Syrien lassen ihn einfach nicht  los.

Zuflucht, Sicherheit und Versorgung

Das Erzählen, die therapeutischen Gespräche helfen - auch wenn er weiterhin seine persönliche Lage für aussichtslos hält.

Das Erzählen, die therapeutischen Gespräche helfen – auch wenn Assam weiterhin seine persönliche Lage für aussichtslos hält.

Zuletzt wurde das Haus der Familie im Kurdenteil von Damaskus von Bomben zerstört, da beschlossen sie, das Land, das ihnen als Kurden ohnehin nur Status zweiter Klasse und Diskriminierung beschert hatte, zu verlassen. Unter großen Gefahren haben sie es hierher in den  Nordirak geschafft – auch wenn das Lager hier brechend voll ist,  bietet es immerhin Zuflucht, Sicherheit und gute Versorgung.

Es tut ihm auch gut, in den therapeutischen Mitarbeitern und Ärzten unseres Misereor-Partners  freundliche Zuhörer und kundige Helfer zu finden. Das Erzählen, die therapeutischen Gespräche helfen – auch wenn er weiterhin seine persönliche Lage für aussichtslos hält. Er ist aber nicht mehr allein mit seinen Sorgen und wird  nun mit fachlicher Hilfe an seinen Gewaltausbrüchen arbeiten.

r. Martin Bröckelmann-Simon besucht derzeit das Kirkuk Center for Torture Victims in Dormiz im Nordirak.

MISEREOR-Geschäftsführer Dr. Martin Bröckelmann-Simon besuchte am Wochenende das Kirkuk Center for Torture Victims in Dormiz im Nordirak.

Die Menschenrechts-organisation „Kirkuk Center for Torture Victims“ betreut Überlebende schwerer Menschenrechtsverletzungen. Mit Unterstützung von MISEREOR erhalten syrische Flüchtlinge durch sie in den Flüchtlingslagern Zugang zu medizinischer Versorgung und traumatherapeutischer Rehabilitation. Seit 2007 arbeitet MISEREOR mit dem Kirkuk Center for Torture Victims zusammen. Das Zentrum unterstützt jährlich etwa 2000 Überlebende schwerer Menschenrechts-verletzungen und arbeitet eng mit dem Berliner Zentrum für Folteropfer e.V. zusammen.


Mehr Informationen…

zur Hilfe von MISEREOR für syrische Flüchtlinge


Lesen Sie mehr…

Teil II: Im Flüchtlingslager Domiz im Nordirak: Schicksale verbinden

Teil III: “Wir müssen helfen, wo wir können – unabhängig davon, um wen es sich handelt, offen für alle in Not” – Hilfe für Binnenflüchtlinge in Syrien

Teil IV: Tolerant und sicher: Die Stadt Erbil in der Autonomen Region Kurdistan

Teil V: Die Angst bleibt – mit Sicherheit | Zu Besuch im Karagheuzian-Center in Beirut

Teil VI: Deir El Ahmar – Ein kleines Dorf mit einem großen Herz für Flüchtlinge aus Syrien

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Dr. Martin Bröckelmann-Simon war bis September 2021 Geschäftsführer für Internationale Zusammenarbeit und verantwortete die Entwicklungszusammenarbeit mit Partnern in Afrika, Naher Osten, Asien, Ozeanien und Lateinamerika.

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