Schon heute leidet Peru unter den Folgen des Klimawandels, was sich u. a. am Abschmelzen der Gletscher zeigt. Doch im Land gibt es viele Ursachen, die die Zerstörung der Umwelt weiter befördern – vor allem der exzessive Bergbau, der zudem zu zahlreichen sozialen Konflikten und Menschenrechtsverletzungen führt. Wie zum Beispiel in Cajamarca.
MISEREOR-Referentin Susanne Breuer war dabei, als eine Karawane aus Cajamarca in Lima ankam, um sich an den Protesten zum Tag der Menschenrechte zu beteiligen.
Am 9.12. lud mich Samuel Yanez von der MISEREOR-Partnerorganisation CIDAP ein, eine Karawane aus Cajamarca zu empfangen. Die hatte sich am Sonntag zuvor auf den Weg gemacht, um an der großen Demonstration zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, in Lima teilzunehmen.
Die rund 500 Teilnehmer der Karavane, die vom Goldbergbau an der Lagune von Conga betroffen kommen im Norden Limas – mit einiger Verspätung – an, wo sie mit einer landestypischen Maissuppe und viel Applaus empfangen werden. Auf dem Weg waren sie mehrmals von der Polizei aufgehalten wurden. Zwei der Mitreisenden wurden sogar für mehrere Stunden willkürlich festgehalten. Daher die Verspätung an. Endlich in Lima angekommen, scheinen die Teilnehmer zwar müde, aber entschlossen und voller Energie, gegen den zerstörerischen Goldbergbau in ihrer Region zu protestieren. Laut rufen sie: „Agua si – Oro no“ (zu Deutsch: „Wasser ja – Gold nein“).
Conga-Goldmine: Tiefes Misstrauen gegen staatliche Institutionen
Ich unterhielt mich mit Santos Huamán, eine Kleinbäuerin, die sich den Protesten gegen die Goldmine in Conga angeschlossen hat.
Am 3. Juli 2011 seien die Proteste eskaliert, sagt sie. Damals hatte sich die gesamt Gemeinde, ca. 3000 Menschen, zum Protest versammelt, als Polizei und Militärs begannen, die Demonstration gewaltsam aufzulösen. Santos Huamán erinnert sich an eine dreistündige Schießerei. Gemeinsam mit anderen flüchtete sie in die Kirche, wo sie mehrere Stunden festsaßen. Dort erfuhr sie, dass ihr Sohn angeschossen worden war. Einige Stunden später starb er im Krankenhaus. Bis heute ist sein Tod nicht aufgeklärt und niemand dafür verurteilt worden.
Wenn man Santos Huamán nach ihren Erwartungen auf der COP20 fragt, ist sie desillusioniert: Sie glaube nicht an diese Verhandlungen. Dort, wo 195 Länder sich einigen sollen, könne es zu keinem guten Ergebnis führen, meint sie. Auch die Regierung hält sie nicht für glaubwürdig: „Sie hält auf der COP einen Diskurs, der nicht der Realität entspricht“. Santos Huamán glaubt allein an die Kraft der sozialen Bewegungen. „Die Menschen müssen sich mobilisieren und Druck ausüben. Nur dann werden die Regierungen reagieren.“ Ein tiefes Misstrauen in die staatliche Institutionen ist zu spüren – und die Erfahrung, dass die multinationalen Unternehmen eine große Handlungsfreiheit haben, um ihre Interessen durchzusetzen.
Die Macht des Kapitals, der multinationalen Unternehmen und die weit verbreitete Korruption der Regierungen sind dann auch Themen auf der Demonstration vom 10. Dezember. Vor allem Bergbau und Megaprojekte wie riesige Staudämme werden kritisiert und der Erhalt der Natur als Lebensgrundlage reklamiert. Die Natur ist kein Produkt, das nach Marktregeln gehandelt und verkauft werden kann. Das spiegeln die skandierten Sprüche wieder: „Das Wasser darf nicht verkauft werden – das Wasser muss verteidigt werden“, „Intelligente Menschen verteidigen die Natur“ oder „Wir brauchen Klimaschutz – wann? – Sofort!“.
Demonstration in Lima
Der Demonstrationszug ist bunt, laut, fröhlich und von Euphorie getrieben. Dass so viele Menschen –die Schätzungen gehen von ca. 5.000 bis 12.000 aus – zusammenkommen, dass Umwelt-, Menschenrechts- und Frauenorganisationen, indigene Gruppen, Gewerkschaften und kirchliche Gruppen aus der ganzen Welt gemeinsam kämpfen, das macht Mut und spornt an!
Weitere Informationen
Einen Überblick über die Finanzierungsmittel für den Klimaschutz gibt es hier