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1,5 Grad: Wie das Langfristziel nach COP21 erreicht werden kann

Die Klimakonferenz COP21 in Paris läuft in der 2. Woche auf Hochtouren. Viele fragen uns hier in Paris und in Deutschland immer wieder: „Bringen die UN-Verhandlungen überhaupt irgend etwas?“ – Doch gerade am Beispiel der Klimaverhandlungen und des Langfristziels „1,5 Grad“ zeigt sich: COP21 ist ein Forum, in dem alle Länder eine Stimme haben!

Eisinstallation am Place du Panthéon, Paris. Quelle: UNFCCC

Eisinstallation am Place du Panthéon, Paris. Quelle: UNFCCC

Um den Prozess weiter voran zu bringen, hat der französische COP-Präsident Laurent Fabius die Verhandlungen in 7 Arbeitsgruppen aufgeteilt, in denen zentrale Themen wie Finanzen, Klimaschutz, Anpassung und Differenzierung bearbeitet werden. Darunter auch die Frage, wie ein Ambitionsmechnanismus aussehen kann, mit dem alle Vertragspartner ihre Ziele für Klimaschutz, Anpassung und Finanzierung steigern können. Zwischen März und November hat die Mehrheit der Vertragspartner so genannte Intended National Determined Contributions (INDC, zu deutsch etwa “Nationale Klimapläne”) vorgelegt, in denen sie auf unterschiedliche Weise dargestellt haben, wie sie ihre Treibhausgasemissionen reduzieren wollen. Insbesondere Entwicklungsländer haben dargelegt, welche Maßnahmen in den nächsten Jahren geplant sind, um sich an den Klimawandel anzupassen und wieviel Geld dafür nötig ist.

Neu ist: Die 1,5 Grad-Grenze wird zunehmend anerkannt

Verschiedene Studien haben jedoch gezeigt, dass die INDCs zusammen die globale Erwärmung nur auf höchstens 2,7°C begrenzen werden. Daher ist klar: die COP21 muss im Rahmen des neuen Klimaabkommens Verfahren festlegen, wie alle Maßnahmen auf nationaler Ebene regelmäßig überprüft und vor allem gesteigert werden können! Ein Langfristziel das festlegt, dass die globale Erwärmung 1,5 Grad nicht überschreiten darf sowie der Ausstieg aus fossiler Energie und der Übergang zu 100 Prozent Erneuerbarer Energien bis 2050 wäre die Chance, die Lebensgrundlage auf unserer Erde für Mensch und Natur vor allem in besonders verwundbaren Regionen und Ländern zu erhalten. Auch unser CIDSE-Team ist mit dieser Forderung nach Paris gereist. Und auch die verletzlichsten Staaten haben es im Rahmen der Verhandlungen bisher geschafft, sich mit dieser und anderer Forderungen Gehör zu verschaffen. Bei abgeschotteten Konferenzzirkeln wie G7 oder auch dem Weltwirtschaftsforum wäre dies nicht möglich gewesen. Auch darum ist es so wichtig, in Paris ein verbindliches und ambitioniertes Abkommen zu erzielen! Eine Einigung auf 1,5 Grad als Limit ist aber nur dann wirksam, wenn auch der Weg beschrieben wird, mit dem Emissionen wirksam begrenzt werden können. Und Emissionsbegrenzungen werden vor allem viele Entwicklungs- und Schwellenländer nur dann zustimmen, wenn sie konkrete Zusagen für finanzielle Unterstützung für Klimaschutz und Anpassung an die Folgen des Klimawandels erhalten.

Mittlerweile sieht es danach aus, dass eine große Anzahl der in Paris anwesenden Staaten und der Zivilgesellschaft die 1,5 Grad-Obergrenze akzeptiert – auch das ist neu. Insbesondere die die verwundbarsten Staaten wie die Philippinen haben schon vor Beginn der Verhandlungen deutlich klar gemacht: auch eine Erderwärmung von 2 Grad bedeutet für viele von ihnen den Untergang oder irreperable Schäden. „One Point Five to survive!“ lautet der Slogan ihrer Kampagne, die nicht nur in den sozialen Netzwerken, sondern auch auf den Fluren des Konferenzzentrums erfolgreich ist.

Geinsames Langfristziel als roter Faden im Klimaschutz

Klarheit über das Langfristziel ist von höchster Bedeutung. Die Öffentlichkeit, Investoren und Entscheidungsträgerinnen und -träger auf der ganzen Welt müssen das verstehen. Das Ergebnis der Konferenz COP21 muss die gesamte Menschheit auf einen gemeinsamen Weg lenken. Eine Umsetzung der in Paris getroffenen Entscheidungen wird in Zukunft die größte Herausforderung, ihre Ausgestaltung wird in den Mitgliedsstaaten ganz unterschiedlich ausfallen. Daher wird auch bislang versucht, Inhalte des Abkommens möglichst flexibel zu gestalten – einerseits, damit diese auf politische und wirtschaftliche Veränderungen reagieren können, andererseits, um den aktuellsten Stand der Wissenschaft und die Bedürfnisse der besonders verletzlichen Länder mit eimzubeziehen. Ein gemeinsames Langfristziel muss hier der wichtige und notwendige rote Faden sein.

 

Rob_Kathrin_COP21Ein Text von Rob Elsworth, Climate Change Policy Analyst bei CAFOD und
Kathrin Schroeder, Expertin für den Bereich Energie bei MISEREOR.

 


Weitere Informationen

MISEREOR-Blog „Klimaverhandlungen COP21: Menschenrechte müssen in den Vertrag!“

MISEREOR-Blog „Klimaverhandlungen in Paris: Der Blick durch’s Schlüsselloch“

MISEREOR-Blog „COP21 in Paris: Pilger zeigen dass es geht!“

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Kathrin Schroeder leitet die Abteilung Politik und Globale Zukunftsfragen bei Misereor.

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