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Klimagerechtigkeit: Der Kurswechsel ist dringend nötig – jetzt!

Die Klimakonferenz COP22 in Marrakesch hat gerade erst Halbzeit, aber schon jetzt ist spürbar: gelingt es den Staaten während und nach Marrakesch nicht, wirksame Maßnahmen und absolute Verbindlichkeit im Kampf gegen den Klimawandel herzustellen, hat sich der „Geist von Paris“ schnell verflüchtigt.

cop22_unfccc_marrakeschNur ambitionierte Reduktionsziele machen 1,5°C realistisch

Viele Auswertungen der Zivilgesellschaft nach der 21. Weltklimakonferenz in Paris, darunter auch die von MISEREOR, enthielten besonders lobende Worte für die Feststellung der Weltgemeinschaft, dass das Limit der globalen Durchschnittserwärmung bei „deutlich unter 2°C, besser höchstens 1,5°C“ liegen muss, sollen der Klimawandel und seine Folgen noch zu bewältigen sein. Bereits während der weltweit gestarteten Kampagne „1,5°C to survive“ wurden jedoch Stimmen laut, die fragten, wie dieses Ziel überhaupt erreich- und umsetzbar sein solle. Denn schließlich enthielten die einzeln vorgelegten Klimaschutzpläne der jeweiligen Nationen in ihrer Summe noch immer nicht genug Einsparungen von CO2, die nötig wären, um die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.

Heute und in der kommenden Woche finden Gespräche statt, die sich genau dieser Frage widmen: Wie können die Klimaschutz- und Anpassungspläne der Länder verbessert werden? Die Gespräche werden „Facilitative Dialogue“ genannt,  haben aber zunächst nur informativen Charakter. Aber 2020, wenn das Pariser Abkommen gilt, kommt schließlich die verbindliche Bestandsaufnahme „Global Stocktake“ hinzu; dann sind Verbesserungen der nationalen Klimaschutzpläne, die die Weltgemeinschaft näher an das Ziel „unter 2°C“ führen sollen, endlich verpflichtend für alle…

Bundesregierung muss beweisen, dass sie es ernst meint

…doch noch immer sind da zu viele Unsicherheiten, das zeigte nicht zuletzt das bis heute andauernde Ringen um den deutschen Klimaschutzplan 2050. MISEREOR und seine Partneroragnisationen setzen sich mit aller Kraft für die Menschen ein, die bereits jetzt den Klimawandel schmerzhaft spüren. Wie die Menschen in Haiti, die in immer kürzeren Abständen von Naturkatastrophen, zuletzt dem Hurrikan Matthew, getroffen werden. Oder die Bewohner kleiner Inselstaaten im Pazifik, die davon ausgehen müssen, ihr Land und damit auch ihre Heimat vollständig zu verlieren. Die vom Klimawandel Betroffenen, aber auch unsere Partner und MISEREOR selbst, bringen kein Verständnis dafür auf, dass Industrieländer wie Deutschland Anstrengungen für den Klimaschutz immer wieder von der Industrie- und Energielobby aushölen lassen. Die in Paris vereinbarten Langfriststrategien sind deshalb so wichtig und müssen deshalb auch jetzt von der deutschen Regierung ernst genommen werden, weil sie die Richtung vorgeben für die Transformation der Energiesysteme, Straßen- und Stadtplanungen und weil sie die für alle Wirtschaftssektoren dringend notwendigen Reduktionsziele enthalten. Auch wenn das Pariser Abkommen alle Staaten in die Pflicht nimmt, müssen gerade Industrieländer im Bereich Emissionsreduktionen voran gehen – und das jetzt. Deutschland wir im kommenden Jahr die Präsidentschaft über die 20 größten Wirtschaftsnationen, die G20,  übernehmen. Sie alle sind die größten Emittenten von Treibhausgasen –  sie alle sollten der Welt beweisen, dass sie es ernst meinen mit der Wende beim Anstieg der Treibhausgase. Sonst bleiben „deutlich unter 2°C, besser höchstens 1,5°C“ eine Illusion.

MISEREOR ist daher überzeugt:

  • Wenn wir schon jetzt – das heißt schon vor 2020 – Emissionen stark reduzieren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir die globale Erwärmung in dem in Paris vereinbarten (!) Maß begrenzen und damit das Leben von Millionen Menschen schützen können.
  • Wenn die Vertragspartner sich zügig und verbindlich auf ein Regelwerk und ein Format einigen, in dem die Klimaschutzpläne transparent und vergleichbar sind, ist es für die Konferenz, das Weltklimasekretariat und Fachleute bestmöglich einschätzbar, ob das, was die Länder planen, zum Schutz unserer Erde auch wirklich ausreicht.

Weitere Informationen:

Broschüre „Kurswechsel 1,5°. Wege in eine klimagerechte Zukunft“ von MISEREOR, BUND und der Heinrich-Böll-Stiftung

Online-Dossier „Klimawandel“ mit Infos, Bilder und MISEREOR-Projekten

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Kathrin Schroeder leitet die Abteilung Politik und Globale Zukunftsfragen bei Misereor.

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