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Chancen auf Zuversicht im Irak?

In der irakischen Ninive-Ebene ist der IS vertrieben. Hier begegnet MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon ersten  Menschen, die sich zuversichtlich zurück gewagt haben.

Aufräumarbeiten in zerstörtem Laden in irakischer Kleinstadt

Die ersten 2000 Familien sind in die Kleinstadt Quaragosh zurück gekehrt.

Nein, es sind keine 55 Grad mehr in der Ninive-Ebene vor Mossul im Irak, wie noch vor kurzem. Aber die 44 Grad in der brennenden Sonne, die auf das ausgedörrte Land und die vom IS und den jüngsten Kämpfen zerstörten Dörfer niederscheint, sind immer noch genug. Alles wirkt im gleißenden Licht staubig und unwirtlich. Ich frage mich, wie die vielen tausend Menschen, die  hier seit einigen Monaten, geflüchtet vor den heftigen Kämpfen gegen den IS in Mossul, in den großen Flüchtlingscamps leben müssen, das wohl aushalten.

Ist nach drei Jahren IS-Herrschaft…

Vor genau drei Jahren, im August 2014, hatte der IS Mossul im Sturm eingenommen und mit großer Grausamkeit die in Ninive und im Sinjar lebenden Minderheiten der Christen, Jesiden, Shabak, Turkmenen, aber auch viele irakische Muslime überfallen. Tausende flohen damals, buchstäblich nur mit dem Hemd auf dem Leib. Kurz danach, im Oktober 2014, war ich in Irakisch-Kurdistan und ich erinnere ich mich gut an die große Not, die unter den Flüchtlingen in Erbil und Dohuk herrschte.

… eine Rückkehr der Flüchtlinge überhaupt möglich?

Nun bin ich hier, um mit unseren Partnern vor Ort zu schauen, ob Rückkehr, z. B. in die Dörfer in Ninive, möglich ist und ob die Menschen zurückkehren. Die Zerstörungen dort sind verheerend, so mein Eindruck, und obwohl der IS hier bereits vor 10 Monaten vertrieben und nach Mossul zurückgedrängt wurde, sind ganze Straßenzüge, etwa in Quaragosh, oder im kleinen Nachbardorf Quaremlash immer noch ausgestorben und verlassen.

Die ersten 2000 Familien sind wieder in der Stadt …

Aber dennoch – und das ist angesichts der vielfältigen Unsicherheiten und der erlebten Gewalt erstaunlich – beginnen die Menschen nun in nennenswerter Anzahl zurückzukehren. In Quaragosh sind es von früher 50.000 Menschen nun immerhin schon 2.000 Familien, die sich zurückgewagt haben und ihre Häuser – oder was davon übrig ist – wieder in Besitz nehmen und, unterstützt vom Wiederaufbaukomitee der örtlichen Pfarrei, wieder herrichten wollen.

… acht  Schulen können wieder arbeiten

Aufräumarbeiten in zerstörtem Laden in irakischer Kleinstadt

Martin Bröckelmann-Simon traf zuversichtliche Menschen

Viele Geschäfte sind geplündert und zerstört, aber erste Läden sind wieder offen. Von den 24 Schulen sind inzwischen acht wieder funktionsfähig – das ist für viele Eltern wichtig, denn in zwei Wochen beginnt die Schule wieder.  

Dem Flüchtlingsdasein den Rücken kehren

Es gibt sie  also,  die Versuche, dem Flüchtlingsdasein den Rücken zu kehren, die Angst zu überwinden und nach vorne zu schauen: trotz der Verletzungen an Leib und Seele. Hier, wo das Miteinander der Religionen so wichtig ist. Und trotz der Spannungen zwischen der kurdischen Regional- und der irakischen Zentralregierung wegen unterschiedlicher territorialer Ansprüche und den Unabhängigkeitsbestrebungen der irakischen Kurden.

Wer steht für Sicherheit und Versöhung im Irak ein?

Wer wird nun für Sicherheit, aber auch für  Versöhnung sorgen? Wer wird die gigantischen Kosten für  den Wiederaufbau nicht nur der individuellen Besitztümer, sondern auch der gesamten Infrastruktur tragen? Wird die irakische, schiitisch dominierte Regierung ihrer Verantwortung gerecht und allen, auch den Minderheiten und den Sunniten, gleichermaßen helfen?

„Das Leben wird zurückkehren“

Viele offene Fragen – aber sie scheinen den 31-jährigen Nebraz, den ich in Quaremlash bei der Wierderherstellung seines kleinen Friseursalons treffe, nicht sehr zu bekümmern. „Ich bin zuversichtlich“, sagt er, “ das Leben wird hierher zurückkehren, wir sind schon 80 Familien“.


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Anlässlich seiner Rückkehr aus dem Irak findet am 11.09. um 11 Uhr eine Pressekonferenz bei MISEREOR in Aachen mit Dr. Martin Bröckelmann-Simon statt.
Kontakt:
Rebecca Struck

Tel. 0241 442 110 / 0170 481 22 11 

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Dr. Martin Bröckelmann-Simon war Geschäftsführer für Internationale Zusammenarbeit bei Misereor.

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