„Die indigenen Völker Brasiliens sind in ihrer Existenz bedroht: Durch Invasionen von Goldgräbern und Holzfällern, illegalen Großgrundbesitzern sowie durch kriminelle Brandstiftung. Doch die Corona-Pandemie stellt für die indigenen Völker Brasiliens die größte Bedrohung aller Zeiten dar.“ Das sagt einer, der sich Zeit seines Lebens für die Indigenen und ihren Lebensraum engagiert hat: Der berühmte brasilianische Fotograf Sebastião Salgado. In einer Online-Petition fordert er jetzt die brasilianische Regierung zum Handeln auf.
Klare Botschaft an brasilianische Regierung
In einem offenen Brief und einer Online-Petition mit prominenter Unterstützung warnt der Künstler und Anwalt der Schwachen Salgado: „Die indigenen Völker Brasiliens stehen mit dem Aufkommen der COVID-19-Pandemie einer ernsthaften Bedrohung für ihr eigenes Überleben gegenüber.“ Salgado fordert in seiner Petition die brasilianische Regierung und Justiz eindringlich auf, umgehend Schutzmaßnahmen für die Indigenen durchzusetzen. Ihre Aufgabe sei es, „die indigenen Territorien vor den illegalen Eindringlingen zu schützen.“ Anderenfalls drohe den Völkern ein Ethnozid. „Brasilien hat die größte Anzahl isolierter indigener Völker [sog. Völker, die in freiwilliger Isolation leben und auch als unkontaktierte Völker bekannt sind] auf dem gesamten Planeten und ist damit besonders gefährdet gegenüber der Pandemie. Sie brauchen unsere Unterstützung.“ Ihr Lebensraum werde gerade jetzt durch die kriminelle Brandstiftung bedroht, die in den letzten Wochen massiv zugenommen hat.
Misereor an der Seite der Indigenen
Auch Misereor hat immer wieder auf die dramatische Situation der indigenen Völker Amazoniens hingewiesen. Bereits im vergangenen Jahr konnten Partnerorganisationen im Kampf gegen die Waldbrände vor Ort unterstützt werden. Doch derzeit brennt es erneut, so auch im einzigartigen Naturschutzgebiet des Pantanal in Mato Grosso, wo Misereor-Partnerorganisationen sich für die Rechte der Indigenen und der Landbevölkerung einsetzen.
Staatliche Versäumnisse verschärfen Situation
Die Umstände des Raubbaus an Natur und Menschen werden nun noch weiter verschärft durch die staatlichen Versäumnisse bei den Schutzmaßnahmen in der Corona-Krise. Daher braucht es nun „radikale Veränderungen von höchster Dringlichkeit und eine Neuorientierung“, um den Lebensraum Amazonien und „dessen Hüter zu retten“, wie es das Schlussdokument der Amazonien-Synode fordert, an der auch Misereor-Geschäftsführer Pirmin Spiegel teilnahm.
Misereor schließt sich in diesem Sinne dem Aufruf Salgados an. Denn wir alle sind mitverantwortlich für den Schutz der Urvölker Brasiliens. Wir – so Salgado – sind den Ureinwohnern Brasiliens dies schuldig: „Es ist an der Zeit, das zu tun, was schon lange hätte getan werden müssen.“ Auch die brasilianische Bischofskonferenz, das kirchliche pan-amazonische Netzwerk REPAM und die brasilianische Bischöfliche Kommission für Amazonien rufen dazu auf, sich auf internationaler Ebene für Brasiliens Regenwald, ihre indigenen Völker und traditionellen Gemeinschaften einzusetzen. Misereor begleitet über die Partnerorganisation des CIMI und der OPAN sowie viele weitere Partner über 200 der insgesamt ca. 300 indigenen Völker Brasiliens.
Salgado und Misereor: gemeinsames Engagement
Der Einsatz für mehr Gerechtigkeit und gegen Ausbeutung sowie Elend in der Welt sind für Misereor und Sebastião Salgado ein gemeinsames, verbindendes Element. Auch Salgados eindrückliche Aufnahmen sind davon ein Zeugnis: Sein Foto-Zyklus „Genesis“ gab der Misereor-Fastenaktion 2016 mit dem Schwerpunkt Brasilien ein prägnantes Gesicht.
Unterstützen auch Sie die Online-Petition (auf Portugiesisch) von Lélia und Sebastião Salgado: Helfen Sie mit, die indigenen Völker Amazoniens vor COVID-19 zu schützen.
Unser Manifest – in der Diskussion:
Eine Mauer um Amazonien errichten – nicht die klassische aus Beton, Draht … sondern eine aus Friedenstruppen und Friedensbrigaden!
Alle Indigenen zu Rangern ernennen!
Dem Papst vorschlagen, die Bulle des Papstes Alexander VI „Et Caetere“ zu widerrufen!