Der Peruaner Pedro Sánchez vom lateinamerikanischen Netzwerk „Kirche und Bergbau“ kommt zu einem eindeutigen Urteil: „Es gibt keinen nachhaltigen Bergbau.“ Im Gegenteil: „Bergbau kann zum vorzeitigen Tod führen. Zur Verseuchung von Gewässern. Zu gesundheitlichen Schäden wie hohen Quecksilber- und Bleiwerten im Blut oder schweren Hauterkrankungen.“
Sánchez ist aktuell zusammen mit neun weiteren Aktivist*innen seines Netzwerkes auf einer Lobbytour durch Europa unterwegs. Das Ziel: Auf die dramatischen Folgen des Rohstoffabbaus in Brasilien, Chile, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko und Peru aufmerksam zu machen, Politik und Bevölkerung für die Problemlage zu sensibilisieren, Solidarität und Unterstützung einzufordern. Auf dieser Reise machen die Gäste aus Lateinamerika auch Station bei MISEREOR, mit dem das Netzwerk bei seiner Arbeit eng kooperiert.
Indigene schützen Natur
Sánchez mahnt zu grundlegendem Umdenken: „So wie die Wirtschaft aktuell in vielen Fällen agiert, zerstören wir die Welt.“ Es müsse Schluss sein mit der Vergiftung von Flüssen, Grundwasservorkommen und anderen Naturgütern, denn damit werde auch Zukunft, Kultur und sogar Leben von Menschen gefährdet. „Wir sind davon überzeugt, dass eine andere Art von Entwicklung möglich ist. Dafür brauchen wir Solidarität auch in Europa.“ Wie Letztere aussehen soll? „Wir brauchen für den Wandel der Welt nicht euer Geld. Sondern euer Herz!“
Pedro Landa aus Honduras präzisiert, wem diese Solidarität besonders gelten sollte: „40 Prozent der ökologisch intakten Gebiete in Lateinamerika werden von indigenen Gemeinschaften bewohnt.“ Sie lebten im Einklang mit der Natur, sähen sich aber vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt, nicht zuletzt mangelnden Ernährungsgrundlagen. Zerstörung von Landflächen durch Wasserkraftwerke oder von Korallen-Riffen durch Ölbohrungen seien in diesem Zusammenhang zu nennen; durch sie werde schlimmstenfalls irreversibler Schaden angerichtet. Später ist zu hören, dass allein im Umfeld des Amazonas rund 1800 Tierarten vom Aussterben bedroht sind. Als Bürgerinnen und Bürger Deutschlands, als Konsument*innen gehe die Problematik uns alle an und zeige die Schattenseite eines zu anspruchsvollen oder gedankenlosen Lebensstils. Landa erinnert daran, dass ein großer Teil der hierzulande verfeuerten Steinkohle aus Kolumbien stammt. Es sei erforderlich, sich stärker klarzumachen, unter welchen Bedingungen vermeintlich günstige Import-Rohstoffe gefördert werden: „Wir sind Menschen, kein Wegwerfmaterial.“
Keine angemessene Entschädigung
Dann ergreift Marina Oliveira das Wort. Sie kämpft für die Rechte jener Familien, die von den Folgen des Dammbruchs im brasilianischen Brumadinho betroffen sind. Mindestens 270 Menschen starben bei der Katastrophe im Januar 2019, die Körper von sechs Menschen werden nach wie vor vermisst. Viele Personen, die Marina Oliveira nahestanden, kamen damals ums Leben. Die junge Frau ringt um Fassung, wenn sie davon berichtet, dass der für den Dammbruch verantwortliche Eisenerz-Konzern Vale weitermache wie bisher und gleichzeitig nicht bereit sei, den angerichteten Schaden angemessen wiedergutzumachen. Während viele Betroffene unter Langzeitproblemen wie psychischen Erkrankungen oder Alkoholsucht litten und Menschenrechtsverteidiger*innen, die sich der Sache annehmen, bedroht würden, mache das Rohstoff-Unternehmen weiter gute Geschäfte, „und es ist ihm egal, dass unser Wasser, unser Boden, unser Essen weiter verschmutzt sind“. Oliveira endet mit dem verzweifelten Satz: „Wir wollen doch nur leben. Aber unser Herz und unsere Stimme scheinen nicht so wichtig zu sein.“
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