Die Regierung der Philippinen will die Strafmündigkeit auf zwölf Jahre herabsetzen. Emmanuel Drewery von PREDA, einer philippinischen MISEREOR-Partnerorganisation, die sich in den Bereichen Kinderrechte, Frauenrechte, Rechte der indigenen Bevölkerung und Armutsbekämpfung engagiert, über Kinder in Gefängnissen und das Versagen von Politik und Gesellschaft.
Was will die Regierung durch die Herabsetzung der Strafmündigkeit erreichen?
Emmanuel Drewery
Emmanuel Drewery: Sie will die Kriminalität bekämpfen, indem sie Kinder verhaften lässt. Politiker und Polizisten, Richter und die Mehrheit der philippinischen Gesellschaft gehen davon aus, dass Syndikate Minderjährige für ihre Zwecke einspannen, eben weil sie nicht strafbar sind. Aber warum verhaftet man nicht die Erwachsenen? Warum geht die Polizei nicht gegen das organisierte Verbrechen vor? Man darf doch Kinder nicht für die Kriminalität im Land verantwortlich machen!
Schon heute sitzen rund 20.000 Jugendliche in Gefängnissen und gefängnisartigen Verwahranstalten, sogenannten „Rehabilitation Centers“. Die meisten davon sind Straßenkinder. Sind sie alle Teil der organisierten Kriminalität?
Emmanuel Drewery: Nein. Viele sind unschuldig. Sie werden unter einem Vorwand festgenommen, weil Polizei und Politik straßenkinderfreie Zonen wollen. Andere haben tatsächlich kleine Diebstähle begangen, ein sehr, sehr kleiner Prozentsatz hat schwere Verbrechen verübt. Das Schlimme ist, dass es Monate dauern kann, bis die Verhandlung überhaupt abgeschlossen ist. Selbst wenn ein Straßenkind unschuldig ist, sitzt es einige Monate hinter Gittern – unter unmenschlichen Bedingungen. Read more